Macht die Maskenpflicht die Stimmung auf dem Markt kaputt?
Die Marktatmosphäre hat sich verändert. Das Verweilen fällt weg, Gespräche müssen lauter geführt werden als vorher, die Bratwurst darf nicht mehr am Stand verzehrt werden. Dennoch: Kunden sind in der Regel verständnisvoll.
Von Karl Helbig
Es ist Freitag- oder Dienstagmorgen, irgendwann zwischen 8 und 13 Uhr. Der Unnaer Marktplatz ist, wie jede Woche, mit dem bunten Aufgebot an Ständen geschmückt, die seit Jahrzehnten die Innenstadt mit den Gerüchen von Fischbrötchen, Bratwurst, Käse und frischem Obst und Gemüse erfüllen. Doch in den letzten Wochen hat sich der Markt in vielerlei Hinsicht im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verändert. Die auf dem Markt geltende Maskenpflicht ist nur ein Bestandteil der Hygienemaßnahmen, die auf dem Unnaer Markt derzeit in Kraft sind, denn auch an den Ständen finden sich zusätzliche Schilder, die auf Abstandsregeln aufmerksam machen. Eine Frage geht dabei vielen Händlern und Kunden gleichermaßen durch den Kopf: Ist dies eigentlich noch der Markt, der es vor Einsetzen der Corona-Maßnahmen war?
Marion König etwa ist skeptisch, was das anbelangt. Am Stand der Heimatfleischerei Rafalcik verkauft sie diverse Sorten frischer Wurst und Schinken. „Dadurch, dass man eine Maske tragen muss, kann man die Mimik der Kunden nicht sehen. Dadurch wird es sehr schwer, sich zu unterhalten.“ Das Verkaufsgespräch, insbesondere mit älteren Kundinnen und Kunden wird, so sagt sie, zusätzlich dadurch erschwert, dass die Masken die Stimme dämpfen und dadurch eher laut gesprochen werden muss. Kundinnen, die an den Stand kommen, können dies bestätigen. Die Verkaufsgespräche mit ihnen sind kurz und meist ohne viele Worte. „Durch die Masken ist das Verweilen verloren gegangen“, fasst Marion König ihre Einschätzung mit leicht wehmütigem Blick zusammen.
Ähnliches beobachten die Mitarbeiter von „Der Thüringer“, einem weiteren Fleischerstand, der nur wenige Meter entfernt steht. „Wir haben beobachtet, dass die Leute ängstlicher geworden sind, beschreibt der Verkäufer das Verhalten der Kunden an seinem Stand. Doch er kann es gut verstehen: „Man merkt, dass niemand die Situation schlimmer machen möchte, als sie ist. Deswegen sind auch viele Kunden sehr verständnisvoll.“ Erschwert werden die Bedingungen bei Ständen wie dem „Thüringer“ durch das Problem, dass der Verzehr von beispielsweise einer Rostbratwurst am Stand nicht mehr gestattet ist. Trotzdem aber, das stellen viele Stände auf Anfrage klar, haben sich der Umsatz und auch die Anzahl der Kunden in den letzten Wochen nicht nennenswert verändert.
Dies bestätigt zum Beispiel auch Philip Krämer, der am Stand seiner Familie „Landwirt Krämer“ frisches Obst und Gemüse vertreibt: „Für unsere Kunden ist das allmählich Routine geworden.“ An seinem Stand habe sich durch die Maßnahmen auch alleine deswegen schon nicht viel verändert, weil sowieso hohe Hygiene- und Sauberkeitsstandards für die offene Obst- und Gemüseauslage gelten. „Wir sind kein Supermarkt, wo man all dies in abgepackten Tüten kaufen kann. Deswegen müssen wir natürlich standardmäßig auf vieles achten.“
Das teilweise die Selbstbedienung durch die Maßnahmen eingeschränkt ist, stört viele der Kunden nicht, die auf den Kauf von lokalem Obst und Gemüse bedacht sind. Den Verkäuferinnen und Verkäufer hilft dies wiederum auch beim Verkaufsgespräch. Für Monika Felbel von „Obst und Gemüse Heyden“ beispielsweise stellt hierbei auch die Maske kein sonderlich großes Problem dar, während sie einer Kundin beim Einkauf von frischen Möhren berät: „Wenn ich quatschen will, dann quatsche ich.“ Was die Kunden angeht zieht auch sie eine positive Bilanz: „Es gibt nur noch ein paar, die sich nicht an die Maskenpflicht halten. Aber dies liegt meistens daran, dass sie es nicht verstehen.“
Diese Bilanz teilt auch eine Mitarbeiterin des Stadtmarketings, die am Eingang des Marktes die Besucher kontrolliert und nötigenfalls auf die Tragepflicht einer Maske aufmerksam macht, wie es auch eine Reihe von Schildern vor und auf dem Markt tun. „Mittlerweile sieht man kaum noch Besucher, die den Markt ohne Maske betreten“, meint sie mit einem zufriedenen Blick auf die Menschen, die an den Schildern vorbei auf den Markt strömen. Auf die Maskenpflicht hinweisen darf das Stadtmarketing die Besucher, doch die Strafe für das Nichteinhalten darf lediglich das Ordnungsamt verhängen, das mit wachsamem Blick auf dem Markt unterwegs ist. „Die Leute haben die Regeln aber schnell akzeptiert", sagt Daniela Guidara, Marketingleiterin von Unna Marketing. "Wir vom Stadtmarketing sind mit der Bilanz der Maskenpflicht sehr zufrieden. Ich glaube, man kann Unna dafür danken.“
Zur Info: Die Maskenpflicht auf dem Unnaer Wochenmarkt gilt von der Bahnhofstraße (ab Tchibo) bis zur Massener Straße (Höhe Studio Nawrath) und bis zur Wasserstraße. Bei Verstößen gegen die Maskenpflicht wird ein Bußgeld fällig – beim ersten Verstoß 50 Euro, bei einem erneuten Verstoß 100 Euro.
Autor:V K aus Unna |
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