Kein Bedarf an Pommes mehr: In der Corona-Krise essen Menschen anders
Im Home-Office besucht man nicht die Kantine, die Mensa in der Schule oder in der Uni, denn die sind geschlossen. Auch der Restaurantbesuch am Wochenende fällt aktuell weg. Man isst und kocht viel zu Hause.
„Das bedeutet für die heimischen Landwirte und die verarbeitende Ernährungswirtschaft eine größere Anpassung als man denken mag“, sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe (Kreis Unna, Bochum, Dortmund, Hamm und Herne) Hans Heinrich Wortmann.Am Beispiel Kartoffeln werde das geänderte Essverhalten besonders deutlich: „Seit Jahren stellen wir uns darauf ein, dass die Menschen zunehmend außer Haus essen und auch zu Hause gerne auf verarbeitete Ware zurück greifen“, erläutert Wortmann. Bei Kartoffeln sei der Anteil verarbeiteter Produkte inzwischen deutlich höher sei als der Absatz reiner Speisekartoffeln und dort würden die Pommes frites die Rangliste anführen. Das sei allerdings der Stand vor der Corona-Krise gewesen. Jetzt würden Speisekartoffeln nachgefragt wie lange nicht mehr, aber der Pommes frites-Markt sei vollkommen zusammengebrochen. Einige Verarbeiter hätten die Produktion bereits eingestellt, was dazu führe, dass die heimischen Landwirte die hierfür angebauten Kartoffeln zum großen Teil nicht mehr verkaufen können.
Im Fleischbereich sei der Absatz von Edelteilen besonders aus dem Rindfleischbereich nahezu zum Erliegen gekommen, so Wortmann. „Rindersteak oder Rinderfilet sind typische Produkte, die in Restaurants verzehrt werden,“ sagt er. Günstigere Fleischprodukte hingegen, besonders aus dem Schweinefleischbereich, fänden derzeit an den Fleischtheken ihre Abnehmer.In vielen anderen Sparten seien Verpackungsgrößen das Problem. Die Molkereien beispielsweise müssten von Großgebinden, die für die Gastronomie üblich seien, auf Kleinverpackungen für den Hausgebrauch umstellen. Wenn in den letzten Wochen abends in den Supermarktregalen Milch, Sahne oder Butter knapp geworden seien, läge das nicht an der Milch, sondern daran, dass die Kleinverpackungen häufig das Problem gewesen seien, erklärt Wortmann.
Einen guten Besuch könnten aktuell viele Hofläden verzeichnen, sagt der Landwirtevorsitzende. Auch Milchtankstellen, Verkaufsautomaten und Hühnermobile sowie Wochenmärkte würden gut frequentiert. „Scheinbar schätzen viele Menschen es aktuell, sich nicht in den Einkaufstrubel der Supermärkte stürzen zu müssen“, vermutet Wortmann.„Häufig werden wir gefragt, ob denn auch in der Krise die Versorgung mit heimischen Nahrungsmitteln gesichert sei“, so Wortmann. „Ja, das ist sie“, sagt der Landwirt und führt weiter aus: „Wir Bauern und Bäuerinnen tun alles, damit die Menschen mit den notwendigen Grundnahrungsmitteln versorgt sind.“ Wenn auch manchmal logistische Herausforderungen zu bewältigen seien, brauche sich keiner ernsthaft sorgen. Gerade jetzt in der Krise zeige sich, wie wichtig es sei, sich nicht zu sehr von Nahrungsmittelimporten abhängig zu machen.
Autor:V K aus Unna |
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