"Foodsharing" unterstützt Bedürftige mit Lebensmitteln - Standort für Abholbox gesucht!
Hilfe in Krisenzeit

An einem Haus an der Hauptstraße steht die Fair-Teiler-Box wettergeschützt an einem Wohnhaus und wartet auf Abholer von Lebensmitteln. | Foto: Stefan Reimet
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  • An einem Haus an der Hauptstraße steht die Fair-Teiler-Box wettergeschützt an einem Wohnhaus und wartet auf Abholer von Lebensmitteln.
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Ursprünglich verteilen sie Lebensmittel, meist Obst und Gemüse, die der Handel nicht mehr anbieten darf, weil die sog. Mindesthaltbarkeit bald überschritten ist. Aktuell fängt „Foodsharing“ aber zusätzlich die Folgen der geschlossenen Ausgabestellen der Tafel-Unna mit auf und sieht sich in der Pflicht, neben der Rettung von Lebensmitteln auch Bedürftige vor Mangelernährung und Hunger zu bewahren.

Über die Unmengen fortgeworferner Lebensmittel hat sich Sabine Kwiatkowski lange geärgert. Gemeinsam mit ihrer Tochter recherchierte sie zu dem Thema und Möglichkeiten, gut genießbare Lebensmittel weiter zu verwenden. Auf „Foodsharing.de“ wurde die Familie aus Holzwickede erst im vergangen Jahr aufmerksam. Über das Internet organisieren sich lokal die Helfer und sie war ganz erstaunt, dass es in Holzwickede einen „Fair-Teiler“ gibt. So nennen sich die Boxen, aus denen jeder Bürger sich die abgeholten Lebensmittel abholen kann. Am Ort ist Marion Mirinda als Botschafterin für foodsharing im Einsatz. Botschafter informieren über das System, lernen interessierte Helfer an und geben Tipps. Nebeneffekt im Handel: "Die Bestellmengen werden etwas kleiner, der Handel lernt mit, das ist gut." 
Ablauf
Oft treten die Lebensmittelhändler mit foodsharing in Kontakt. „Was wir weitergeben können wird nicht weggeschmissen“ lautet die Devise. Mit dem Engagement der Tafel kommt die Organisation dabei nicht in Konflikt. „Wir sind hinter der Tafel“, erklärt Foodsaver Sabine Kwiatkowski. Die hat strengere Vorgaben an Abholung und Lagerung und Frist der Haltbarkeit. Bei Foodsharung kann es sein, dass die Lebensmittel exakt an dem Tag ablaufen, aber eben teils lange darüber hinaus genießbar sind. Bei der Abholung, die zwischen 18 und 19 Uhr bei den Händlern erfolgt, sortieren die Foodsaver direkt aus. Schimmel und offene Verpackungen sind ein Tabu. „Die Mengen können wir nicht verbrauchen“, so Sabine Kwiatkowski. Die Ware wird in den eigenen Haushalten verbraucht oder kommt eben in die Abholkisten. Inzwischen ist ein Netz aus Familien geknüpft, die sich gerne Lebensmittel abholen und auch an andere Familien verteilen. An die frei zugänglichen Kisten, meist Kunststoffboxen für Gartenauflagen, kann jeder gehen, nicht nur Bedürftige.
Viele Foodsaver
Die Qualifizierung als Foodsaver erfolgt durch einen Quiz, um zu zeigen, dass man der Sache gerecht wird. Danach begleitet man im Kreis Unna drei Einführungsbesuche. Botschafter erklären die Abholung und Belieferung der Boxen. Danach erhält man einen Ausweis und kann sich für den Laden, bei dem man abholen möchte, eintragen. Erst dann ist man berechtigt, die Ware abzuholen. Je zwei Personen sind unterwegs, aufgeteilt wird zu gleichen Teilen.
Jeder Foodsaver versucht dann, die geretteten Waren zu den Kisten oder an den Mann zu bringen. Um Zuverlässigkeit für Handel wie Abholer zu gewährleisten, organisieren sich die Foodsaver in einem online-Kalender. Denn pro Laden stehen immer rund 30 Leute als Abholer zur Verfügung. Sechs Tage pro Woche, von Montag bis Samstag müssen immer 2 Personen eingetragen sein. Falls jemand nicht kann schickt er eine Info und für Ersatz wird gesorgt. In akuten Fällen ist die Abholung immer gewährleistet. Wer für den Laden freigeschaltet ist kann in den Kalender schauen.
Schlafmütze
Durch die Coronakrise ist der ein oder andere Verteiler geschlossen, da manche Helfer befürchten, dem Hygienestandard nicht gerecht zu werden. Die Personen führt der Kalender dann als sog. „Schlafmütze“.
Die Abholer
Seit Beginn der Corona-Krise haben die Foodsharing-Mitglieder deutlich mehr zu tun als vorher. Da die Tafeln im Kreis keine Lebensmittel mehr abholen können, sind die anfallenden Mengen enorm gewachsen. Die Community ist sich einig: Sie wollen diese Mengen Menschen zugänglich machen, die sie gerade im Moment dringend benötigen. Da die Tafeln vorrübergehend nicht geöffnet sind, machen Sie daher die „Fair-Teil-Stellen“ öffentlich und für jedermann zugänglich. Die Kisten sind in der Regel am nächsten Tag immer leer. Die Abholer nehmen das Angebot sehr gut an. „Manche schauen beim Spaziergang vorbei.“
Bilder gefüllter Kisten
In der Facebookgruppe „Foodsharing Kreis Unna“ werden oft Bilder der gefüllten Kiste gepostet. Dann kann jeder nach Bedarf Lebensmittel abholen. Die Kisten werden stets sauber gehalten. Die Entsorgung von Lebensmitteln in der Biotonne ist eher selten. „Lediglich bei den Wechseltemparaturen gibt es Einschränkungen. Kühlgut darf nicht in die Kisten“, erklärt Sabine Kwiatkowski.
Info
Im Kreis Unna wird bisher bei allen 10 eingetragenen Händlern abgeholt. Holzwickede (1), Unna (3), Kamen (4) und Bergkamen (2). Zwischen 17 und 19 Uhr werden die Lebensmittel von den Läden abgeholt und zu folgenden Fair-Teiler-Stationen gebracht:
Biene Maja: Auflagenbox Friedrich-Ebert-Str. 64 (Bft-Tankstelle), 59425 Unna
Buffy: Auflagenbox Hauptstr. 158, 59439 Holzwickede
Lunchbox: Fahrradanhänger Winkelweg 24, 59427 Unna
Der Kumpel: Auflagenbox Lünener Str. 23, 59192 Bergkamen
Karlchen: Box Ludwig-Schröder-Str. 18, 59174 Kamen
Zweite Box gespendet
Für Holzwickede haben „Die Grünen“ spontan eine Box gespendet und suchen jetzt einen passenden, zentralen Standort. Das passt gut in die Zeit, denn die Coronakrise stellt die Tafeln bisher vor Probleme. Die Fair-Teiler-Box hat die Maße 150x60x60cm. Da eine bereits im Süden der Gemeinde steht sollte diese evtl. im Ortskern platziert werden, idealerweise etwas wettergeschützt an einem Haus oder Geschäft. Wer einen Standort anbieten möchte, kann sich melden bei Foodsharing-Botschafterin Marion Miranda, 0176 43510039 oder Susanne Werbinsky , 0173 36092691.

Momentan bemühen sich die Botschafterinnen (Jennifer Paruzel, Jennyfer Beyersdorf) der Unnaer Initiative um verschiedene Kooperationen mit den Tafeln, Obdachlosen-Hilfsorganisationen und Ehrenämtlern, um die „Fair-Teilung“ auszuweiten. Die neuen Verteilstellen werden dann auf der Seite www.foodsharing.de und in der Facebook-Gruppe ‚Foodsharing Bezirk Unna‘ bekanntgegeben.

Kein Ersatz für Tafeln
Als Ersatzangebot für die Tafeln sind die Kisten ursprünglich nicht gedacht. Aber gerne können auch die Tafelabholer Lebensmittel nehmen. Die Grünen planen einen zweiten Standort für eine weitere Kiste.. Da bietet sich Foodsahring als Alternative bedingt ab. In Fröndenberg haben die Foodsharer spezielle Öffnungszeiten eingerichtet, um an Bedürftige abzugeben.
In Unna hatte eine Botschafterin die Idee des „Gabenzauns“. Weil die Tafel Unna noch zu viele Lebensmittel übrig hatte, die sie abgeben musste werden diese an einem Zaun in der Fußgängerzone „Massener Straße“ angeboten.
Foodsaver gesucht
Foodsharing Unna freut sich zudem über neue Mitglieder, die sich sowohl für die Abholung als auch die Verteilung geretteter Lebensmittel interessieren. Kontakt: Foodsharing-Botschafterin Marion Miranda, 0176 43510039

An einem Haus an der Hauptstraße steht die Fair-Teiler-Box wettergeschützt an einem Wohnhaus und wartet auf Abholer von Lebensmitteln. | Foto: Stefan Reimet
Wohl gefüllt sind die Boxen am Abend, wenn die Lebensmittel direkt von dem Märkten abgeholt wurden.  | Foto: foodsharing Unna
Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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