Gassigehen mit Führerschein
Von Jörg Prochnow
Königsborn. „Rasse und Ahnentafel spielen bei uns überhaupt keine Rolle“, sagt Heinz Kaufmann. „Gehorsam und soziale Verträglichkeit gegenüber Artgenossen und Menschen sollen den Spaß am Zusammenleben zwischen Hund und Mensch fördern.“
Der 78-jährige Hundeausbilder aus Kamen weiß, wovon er spricht. Zurzeit leitet er den mittlerweile 20. Kurs im Königsborner Kurpark. Seit 20 Jahren vermittelt er mehr oder weniger erfahrenen Hundebesitzern mit ihren Tieren die Grundregeln des Gehorsams. Am Ende steht der Erwerb des Begleithundepasses.
Angefangen hat alles mit Dackeln, die damals im Park Gehorsamsübungen machten. Dadurch wurden viele Unnaer Hundehalter, die dort spazieren gingen, aufmerksam. Mittlerweile ist der jährliche Kurs zu einer festen Institution geworden. Ob Pekinese oder Deutscher Schäferhund – die Aufgaben sind für alle gleich.
Der praktische Teil der Begleithundeprüfung beinhaltet fünf Übungsteile, in denen u.a. die Leinenführigkeit, die Freifolge ohne Leine sowie die wichtigsten Kommandos wie „Platz“, „Sitz“ und das Herankommen vermittelt werden. Am Ende der gesamten Übungsfolge ist der Hundeführer in der Lage, seinen abgeleinten Hund über eine gewisse Distanz voraus zu schicken und ihn dann wieder auf ein bestimmtes Zeichen zu sich heranzurufen. „Dass das alles nicht in zwei Wochen sitzt, versteht sich von selbst“, weiß Kaufmann.
Der komplette Kurs erstreckt sich auf 15 bis 16 Doppelstunden und findet wöchentlich samstags von 14 bis 16 Uhr im Kurpark Königsborn statt. Angeboten wird auch der Sachkunde-Nachweis, der für die Haltung bestimmter Hunderassen vom Gesetzgeber gefordert wird. Darin werden grundlegende theoretische Kenntnisse über Hunde und ihre Haltung vermittelt. Eine wichtige Voraussetzung für den Erwerb des Begleithundepasses ist neben einer gültigen Hundehaftpflichtversicherung auch, dass das Tier geimpft ist und eine Mitgliedschaft im Internationalen Rasse-Jagd-Gebrauchshunde-Verband e.V. (IRJGV) besitzt.
„Alle Hunde dieses Kurses werden die Prüfung allerdings nicht schaffen“, erklärt Kaufmann. „Einige stammen aus dem Tierschutz und müssen erst einmal Vertrauen zum Menschen aufbauen“. Einer dieser Hunde ist der etwa vierjährige Deutsche Schäferhund „Duck“. Seine Besitzer, Torsten und Bettina Jäger aus Unna, holten ihn vor einem Jahr aus einem Essener Tierheim. Der imposante Rüde hat eklatante Probleme mit vierbeinigen Artgenossen und muss aus diesem Grund einen Beißkorb in der Öffentlichkeit tragen. Gegenüber Menschen hingegen ist er völlig unbefangen und offen. Hinzu kommt, dass Duck unter einer Futter- und einer Hausstauballergie leidet und daher viele kahle Stellen am Körper hatte.
Torsten Jäger ist klar, dass er seinem Hund lebenslang Medikamente verabreichen muss, was letztendlich die Lebenserwartung am Ende herabsetzen wird. Darüberhinaus weiß er nicht, was Duck bei seinem Vorbesitzer erlebte, dass er so wurde, wie er ist. Er und seine Frau möchten aber ihrem mittlerweile dritten Schäferhund ein angenehmes Leben ermöglichen und arbeiten in diesem Hundekurs darauf hin, dass Duck eines Tages ohne Beißkorb mit anderen Hunden herumtollen kann.
Der momentan aus 20 teilnehmenden Hunden und Haltern bestehende Kurs von Ausbildungsleiterin Frauke Hurgens nimmt noch weitere Interessenten auf.
Autor:Jörg Stengl aus Unna |
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