Frühförderstelle erhält 20.000 Euro-Spende - Über 35 Jahre "Gleiche Chancen für alle Kinder"
Förderung jetzt auch für Erstklässler

Die Geschäftsführerin, Cornelia Hoffmann(rechts), nimmt die Spende entgegen: „Wir freuen uns riesig, das Geld fließt 1:1 in das Projekt“. v.l. Gerhard Knüpp, Lothar Pott (Guse-Stiftung), Hanne Marl-Einacker (FFS/InBiA - Projektkoordinatorin), Cornelia Hoffmann (Geschäftsführerin der FFS im Kreis Unna).  | Foto: ffs/InBIA
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  • Die Geschäftsführerin, Cornelia Hoffmann(rechts), nimmt die Spende entgegen: „Wir freuen uns riesig, das Geld fließt 1:1 in das Projekt“. v.l. Gerhard Knüpp, Lothar Pott (Guse-Stiftung), Hanne Marl-Einacker (FFS/InBiA - Projektkoordinatorin), Cornelia Hoffmann (Geschäftsführerin der FFS im Kreis Unna).
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Die Gründe, warum Kinder in der Entwicklung und Lernfähigkeit eingeschränkt oder verzögert sind, sind vielfältig. Häufig sind Eltern mit der Situation überfordert, das Kindeswohl bleibt auf der Strecke und Chancen werden verpasst. Hier setzt die Arbeit der Frühförderstelle im Kreis Unna ein, ist aber zur Einschulung auch wieder beendet. Um bedürftige Familien darüber hinaus unterstützen zu können, erhielt das interne Beratungs-Projekt „InBIA“ jetzt eine Spende über 20.000 Euro.

Seit über 35 Jahren stehen bei der Frühförderstelle Beratung und Entwicklungshilfe im Mittelpunkt. Das Wichtigste: Spielen. Die meisten Fähigkeiten werden über das Spielen ausgebildet. Hier bietet die Frühförderstelle eine Plattform in den Familien oder auch in der Kindertageseinrichtung. Fachlich angeleitet wird die Frühförderung durch ein Team aus Therapeuten und Pädagogen der Heil-, Reha- und Sozialpädagogik sowie der Bewegungs- und Sprachförderung. Die Frühförderstelle setzt bereits bei der Geburt an. Das interdisziplinäre Team erstellt einen Förderplan, der auf Einzel- oder Gruppenförderung abgestimmt ist. Für den direkten Kontakt mit dem Kind nehmen sie sich Zeit, mindestens eine Stunde.
Viele Wege führen zur Frühförderstelle. Empfehlungen von Ärzten, der Kita oder bei der Schuleingangsuntersuchung sind es zumeist. Der Zeitraum der Hilfe kann sich von der Geburt bis zur Einschulung erstrecken. Meist sind die Beeinträchtigungen körperlicher, geistiger oder organischer Art. Häufig sind es aber auch sozial-emotionale Auffälligkeiten. „Für uns ist es egal welcher Bedarf da ist, wir kümmern uns darum“, erklärt Hanne Marl-Einacker, als Heilpädagogin und seit den Anfängen im Team der Frühförderstelle. Teils sei die Beratung der Eltern ein wichtiger Punkt. „Zu erkennen und akzeptieren, dass etwas nicht richtig läuft ist eine bittere Erkenntnis.“ Je nach Bedarf erhalten Eltern und Kind ein Therapie-Kontingent von ca. 35 Terminen pro Jahr. „Dann wird überlegt, wie oft der Kontakt wichtig ist“, so Hanne Marl-Einacker. Die Kosten übernahm bis 2019 komplett das Kreissozialamt, jetzt ist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe Kostenträger.

Das Team der Frühförderstelle setzt sich aus den Qualifikationen zusammen, die für die unterschiedlichen Auffälligkeiten erforderlich sind. Verzögerungen in der Entwicklung können etwa durch sehr lange Krankenhausaufenthalte entstehen. Hanne Marl-Einacker erklärt den Ablauf: „Die Eltern werden aufmerksam gemacht und eine Diagnose im Kreis-Gesundheitsamt Unna erstellt. Wird ein Rückstand ermittelt, bekommt die Familie eine Liste der Anbieter im Kreis Unna und nimmt damit Kontakt auf.“ Derzeit sind die Wartelisten länger, daher wird frühzeitige Kontaktaufnahme empfohlen. Das Erstgespräch findet meist ohne Kind statt, im Elternhaus, wobei der Bedarf besprochen wird. Es folgt ein Hospitationstermin, in der Familie oder in der Kita. Danach erfolgt ein Elterngespräch zum Ablauf der Unterstützung. „Uns ist wichtig, dass es ein sehr individueller Übergang zu einer Unterstützung ist. Wir sind nicht verlängerter Arm des Jugendamtes.“
Bis zu 700 Kontakte mit Eltern nimmt die Frühförderstelle pro Jahr wahr.
Keimzelle Lebenshilfe
Das war am Anfang Mitte der 80er Jahre anders. Aus der Arbeit der „Lebenshilfe“ entstand eine kleine Gruppe von Therapeuten, die den Bedarf an individueller Förderung erkannten. Für Familie wollten wir arbeiten, nicht contra“, betont Hanne Marl-Einacker. Sie ist eine der ersten Frauen, die damals für die Frühförderstelle eingestellt wurden. Sie ist Heilpädagogin, Kinderschutzfachkraft und seit März eigentlich Rentnerin. Bis dahin aber leitet sie das Projekt InBIA, „Inklusive Bildung von Anfang an“, mit dem Kinder über die Zeit des Schuleingangs hinaus Unterstützung zukommen soll.
„Diese Lücken wollten wir schon lange schließen. Mit InBiA können wir endlich dazu beitragen, dass den Erstklässlern von Anfang an das gemeinsame Lernen in der Schule Spaß macht und jedes Kind die gleichen Chancen auf Bildung erhält“, so die Projektkoordinatorin Hanne Marl-Einacker. Die Aktion Mensch unterstützt das Projekt bis ins Jahr 2023.
Eigenmittel und Spende
Allerdings muss ein wesentlicher Teil noch selbst finanziert werden. Um die Arbeit des Projektes sicherzustellen erhielt InBIA jetzt eine Spende in Höhe von 20.000 Euro von der Guse-Stiftung aus Lünen. Überwältigt von der Summe ist Hanne Marl-Einacker: „Pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres, wir bedanken uns für die Spende.“ Die Edith und  Martin Guse- Stiftung fördert mit Geldmitteln die pädagogische Arbeit mit gehandicapten Kindern durch Bereitsstellung z.B. von technischen Hilfsmitteln. Martin Guse war bis 1986 für rund 25 Jahre Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Lünen. 
Im vorigen Jahr gestartet setzt sich InBIA aus fünf Mitarbeiterinnen zusammen, die zunächst in den beiden Städten Unna und Lünen tätig werden, unter Einbezug der Nebenstellen. Jeweils zwei Mitarbeiterinnen für Lünen und zwei Mitarbeiterinnen für Unna. Eine Mitarbeiterin koordiniert das Projekt. InBiA unterstützt die individuelle Umsetzung des inklusiven Bildungsauftrages. Erfahrungswerte aus der Frühförderarbeit und der Kooperation mit Kindertageseinrichtungen werden genutzt, zwischen Lehr- und Fachkräften, sowie Erziehungsberechtigten, Kindern und Kindertageseinrichtungen vermittelt. Es wird ermittelt, welcher Förderbedarf weiter besteht und wie Teilhabe gestaltet werden kann. Austauschgespräche und die Beobachtung in Alltagssituationen sind Bestandteil des Projektes. Über das kostenfreie Angebot berät die Frühförderstelle nach Terminvereinbarung.
Das heutige Format hat die Frühförderstelle seit etwa 20 Jahren. Die heil- und sozialtherapeutische Arbeit läuft rund, Probleme gebe es bei der Erreichbarkeit der Räumlichkeiten. Familien sind häufig auf Bus und Bahn angewiesen, seitdem der kostenfreie Fahrdienst eingestellt wurde. Und weil die Beratungsstellen schwierig zu erreichen sind, müssen vermehrt Aussentermine angeboten werden. Hanne Marl-Einacker: „Für die Fahrtkosten wünschen wir uns eine Lösung.“

Info
Die Frühförderstellen in Unna und Lünen koordinieren die vier Nebenstellen in Kamen, Bergkamen, Brambauer und Schwerte. Frühförderstelle im Kreis Unna 02303 986500 u.  Lünen 02306 5983. Ein Anruf von Eltern, Lehrern oder Erziehern genügt.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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