Eine Bildungswerkstatt im Krisenmodus: Nicht alles geht digital
An normalen Tagen kümmern sich die rund 500 Mitarbeiter der Werkstatt im Kreis Unna mit ihren Tochterunternehmen um über 2.000 Menschen in Berufsvorbereitung, Qualifizierung, Ausbildung und Beschäftigung. Seit kurzem arbeitet die Werkstatt im Krisenmodus gegen Corona.
Das eigene Berufskolleg mit 650 Schülern ist geschlossen. Die jungen Teilnehmer werden überwiegend digital in virtuellen Klassenräumen unterrichtet. Während die Ausbildung für benachteiligte 90 Jugendliche weiter läuft, mussten rund 50 Bildungslehrgänge für 1.000 Teilnehmer in der Region geschlossen werden. „Wir versuchen den Kontakt zu den Menschen per Telefon oder Mail zu halten und Unterstützung in allen Lebenslagen zu geben“, erklärt Herbert Dörmann, Geschäftsführer der Werkstatt im Kreis Unna. Das ist schwer: „Viele verlieren jetzt soziale Kontakte und den geregelten Lebensalltag. Gerade Langzeitarbeitslose mit vielen persönlichen Problemen sind häufig in der Pandemie extrem gefordert.“
Die Beratungsangebote hat die Werkstatt deshalb stabil gehalten: Die Arbeitslosenberatungsstelle (Tel. 02303/ 283-135, Mail: alz_unna@werkstatt-im-kreis-unna.de) ist gerade für neue Betroffene in der Krise wichtig. Die Flüchtlingsberatungsstelle (Tel. 02303/ 2805-246 Mail: fluechtlingsberatung@werkstatt-im-kreis-unna.de) arbeitet ebenfalls weiter. Die Ausbildungsstellen-Vermittlung für 65 Jugendliche wurde auf telefonische und digitale Unterstützung umgestellt. Und auch die Jugendwohneinrichtung mit ihrer Über-Nach-Betreuung wird uneingeschränkt weitergeführt.
Nicht zu digitalisieren sind hingegen die Berufsfeld-Erkundungen und Potenzialanalysen, die die Werkstatt sonst für über 3.000 Schüler der allgemeinbildenden Schulen durchführt. „Die praktische Erfahrung in einer Metall- oder Holzwerkstatt ist durch Handy und Tablet nicht zu ersetzen“, sagt der Werkstatt-Geschäftsführer. Im Zuge der Kontaktreduktion geschlossen werden mussten auch die Sozialkaufhäuser und die Tafel, die die Werkstatt bisher über ihre Tochter Signal in Schwerte anbot.
Kleiner Hoffnungsschimmer: Auch gemeinnützige Einrichtungen wie die Werkstatt partizipieren an den Förderungen durch den Rettungsschirm des Bundes. 75 Prozent der bisherigen Zuschüsse will der Bund aus dem Hilfspaket zahlen. Zusätzlich muss für rund 200 Beschäftigte Kurzarbeitergeld beantragt werden. Wobei die Informationslage und die Anforderungen an das Krisenmanagement täglich wechselten, berichtet Dörmann: „Über 100 Erlasse, Rundschreiben, Gesetzesvorlagen, Präzisierungen, Rücknahmen, Neufassungen innerhalb von nur zwei Wochen.“ Und dabei sei die Lage gerade für die Mitarbeiter im Bildungsbereich besonders problematisch: „Es gibt keine komfortablen Vergütungen. Kurzarbeit kann viele an den Rand zum Hartz-IV-Bezug bringen.“
Autor:V K aus Unna |
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