Sommer, Sonne, Ernte - Die Mähdrescher nehmen ihre Arbeit auf
Kreis Unna. Sonnenschein und Sommerwetter, da freuen sich angesichts der Ferien nicht nur Schüler und Urlauber. Auch die heimischen Bauern sind froh, dass sich der Sommer von seiner besten Seite zeigt. Im Kreis Unna beginnt die Getreideernte.
„Auf leichten sandigen Böden sind die Mähdrescher schon im Einsatz, auf allen anderen Standorten beginnt die Gerstenernte in dieser Woche“, sagt der Vorsitzende der heimischen Landwirte, Hans-Heinrich Wortmann. Die Gerste sei die erste Getreideart, die reif sei. Nach einem langen, kalten Winter und einem kühlen Frühjahr, sei die Gerste, wie auch viele andere Früchte zunächst rund zwei Wochen in der Entwicklung verzögert gewesen. Im Juli habe die Natur dann wieder eine Woche ausgeglichen, so dass der Startschuss der sommerlichen Ernte mit ungefähr einer Woche Verzögerung einsetze.
„So wie die Gerstenflächen derzeit aussehen, rechnen wir mit einer Ernte, die im guten Durchschnitt liegt“, prognostiziert Wortmann. Allerdings hätten viele Flächen unter den Starkniederschlägen im Juni gelitten und seien, wie der Landwirt sagt, ins Lager gegangen. „Das sind die Gerstenflächen, die ziemlich flach am Boden liegen“, sagt Wortmann. Das führe möglicherweise zu Problemen beim Mähen, besonders dann wenn es während der Ernte häufiger regne.
Nach der Gerste wird der Raps geerntet. „Hier ist eine Ertragsschätzung sehr schwierig“, sagt der Vorsitzende. Während der Rapsblüte im Mai seien die Bienen aufgrund der niedrigen Temperaturen nur sehr reduziert geflogen. Wie stark das Auswirkungen auf den Ertrag habe, könne man erst bei der Ernte sagen.
„Mai kühl und nass, füllt des Bauern Scheun und Fass“
Eine weitere für die Landwirtschaft bedeutende Frucht in der Region sei der Weizen. Dieser werde nach dem Raps geerntet und ließe aktuell auf eine gute Ernte hoffen, sagt der Bauernvorsitzende. „Mai kühl und nass, füllt des Bauern Scheun und Fass“, wolle heißen, so Wortmann, dass sich eine kühle Maiwitterung wie in diesem Jahr positiv auf das Getreide auswirke.
Zeitgleich mit dem Weizen werden dann Roggen, Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen) und Hafer geerntet. Flächenmäßig seien diese Fruchtarten jedoch nicht ganz so bedeutend in unserer Region. Hier geht Wortmann von einer durchschnittlichen Ernte aus.
Was wünschen sich die Bauern nun: Genau wie die Urlauber freuen sie sich über sonniges Erntewetter. Für die noch nicht zur Ernte anstehenden Früchte wäre gelegentlich einmal ein Regenschauer positiv, der aber nicht zum Dauerregen werden sollte.
Gerste
Gerste ist die älteste Getreideart, da sie bereits 10500 v. Chr. angebaut wurde. Seit etwa 5000 v. Chr. gibt es Gerste auch hier in Deutschland. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wird die Wintergerste besonders als Viehfutter geschätzt. Sommergerste wird zum Brauen von Bier benötigt. Für die Menschen werden zudem aus Gerste Grieß und Graupen hergestellt. Bei uns in Westfalen ist Gerste die am zweit meisten angebaute Getreideart.
Weizen
Weizen ist die zweitälteste Getreideart. Die ältesten Weizenfunde lassen sich auf das Jahr 7800 vor Christus zurückdatieren. Aber erst ab dem 11. Jahrhundert, als Weißbrot in adligen Kreisen beliebt wurde, dehnte sich die Anbaufläche aus. Heute nimmt Weizen in Westfalen, wie in ganz Deutschland, den größten Anteil der Getreidefläche ein. Ein Großteil der Weizenernte ist Brotgetreide, d.h. es wird zu Mehl vermahlen und dann zum Backen von hellem Brot, Brötchen und anderen Backwaren verwendet. Aber genau wie die Gerste ist der Weizen auch ein wichtiges Futtermittel.
Roggen
Roggen wird seit etwa 4000 v. Chr. angebaut. Vom 12. bis in das letzte Jahrhundert hinein war er in Deutschland das wichtigste Brotgetreide und hatte damit eine bedeutende Funktion für die Ernährung der Menschen. Auch heute noch wird aus Roggen Brot gebacken, aber seit dem zweiten Weltkrieg hat ihn der Weizen von seiner Spitzenposition verdrängt. In geringerem Umfang wird Roggen auch als Futtermittel eingesetzt.
Hafer
Hafer ist eine verhältnismäßig jüngere Getreideart. Ab etwa 2400 v. Chr. wurde er in Mitteleuropa angebaut. Ab dem Hochmittelalter bis zur ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts war er in Deutschland nach dem Roggen die wichtigste Getreideart, die besonders als Pferdefutter genutzt wurde. Heute wird nur noch wenig Hafer angebaut. Man kennt ihn in Form von Haferflocken, der größte Teil der Haferernte wird jedoch an Pferde, Rinder oder Geflügel verfüttert.
Weitere heimische Getreidearten sind Dinkel, der aber bei uns nur sehr selten angebaut wird, Triticale, ein sehr junges Getreide, das eine Kreuzung aus Roggen und Weizen ist,
und Mais, der aber erst im Herbst geerntet wird.
Autor:Jörg Stengl aus Unna |
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