Öffnungszeitenwirrwar an der Unnaer Radstation
Igor Belov ist viel unterwegs - und dafür nutzt er gerne die Bahn. Als Rollstuhlfahrer ist er dabei geübt im Umgang mit den bekannten widrigen Umständen. Schön, wenn es dann ein solches Hilfsangebot gibt wie das der Radstation am Unnaer Bahnhof, die in solchen Fällen eine Transporthilfe anbietet. Igor Belov verließ sich auf dieses Angebot - und war damit sprichwörtlich verlassen.
Es war der 27. Dezember in der Mittagszeit, als der Unnaer mit der Bahn aus Düsseldorf in seine Heimatstadt zurückkehrte. Sein Pech. Denn während am Unnaer Bahnhof ein Aufzug zu den S-Bahn-Gleisen führt, sind die Bahnsteige für den Fernreiseverkehr 1 und 18 nur über eine Treppe zu erreichen. Doch es gibt ja das Serviceangebot der Radstation.
Belov wählte die über dem Treppenabgang angezeigte Nummer. „Zu meinem Erstaunen ging beim ersten Anruf niemand dran“, erinnert sich der Rollstuhlfahrer. Also versuchte er es kurze Zeit später noch einmal - diesmal mit Erfolg. Zumindest wurde der Hörer abgenommen. Doch was der Unnaer dann zu hören bekam, erzürnt ihn noch heute: „Die Person am Telefon hat mir mitgeteilt, dass wegen der Betriesbferien bis zum 6. Januar kein Personal außer ihm da sei. Und er könne mir nicht helfen. Und als ich dann fragte, was ich nun tun soll, bekam ich die Antwort, ich solle doch mal einige Passanten fragen.“
Leidtragende sind die, die Hilfe benötigen
Die Verantwortung für einen Rollstuhlfahrer einfach hilfsbereiten Passanten überlassen? „Ich fand diese Antwort unverschämt!“, ärgert sich Igor Belov. Also blieb ihm nichts anderes übrig als auf den nächsten Zug Richtung Soest zu warten, dann bis nach Lünern zu fahren, dort auszusteigen, auf den Gegenzug zu warten und zurück nach Unna zu fahren. Denn dieses Haltegleis verfügt über einen Aufzug. Ein Aufwand, der so nicht sein müsste - würde denn das Hilfsangebot der Radstation greifen.
Doch auch außerhalb der Betriebsferien verwirrt die Radstation Hilfesuchende mit uneinheitlichen Öffnungszeiten. Während direkt vor dem Eingang der Station, die von der AWO betrieben wird, ein Schild Öffnungszeiten von 9 bis 17.30 Uhr nennt und auf die Betriebsferien hinweist, nennt ein anderes Schild, nur wenige Meter entfernt, Öffnungszeiten von 6 bis 20 Uhr. Und am Bahnsteig selber sucht man komplett vergebens nach Hinweisen auf die Öffnungszeiten. In der Presse hingegen wurden im vergangenen Jahr Öffnungszeiten werktags zwischen 6.30 und 19.30 Uhr genannt - „Sommeröffnungszeit“ bis zum 31. Oktober.
Leidtragende sind all diejenigen, die auf Hilfe angewiesen sind. Ihnen bleiben nur zwei Möglichkeiten: entweder - wie Igor Belov - den Umweg über Lünern zu fahren oder aber gänzlich auf Bahnfahrten ab bzw. bis Unna zu verzichten. Da klingt das Werbeversprechen der Radstation auf ihrer Homepage „Wir machen mobil“ irgendwie zynisch.
Autor:Elke Böinghoff aus Unna |
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