Kein Gradierwerk im Kurpark - Vorstand schmeißt hin
Unna. Der Vorstand des Fördervereins Kurpark Unna-Königsborn hat den Bau eines Gradierwerks im Park zu den Akten gelegt. Nach einer Sitzung am Montagabend erklärte der Vorstand, es bestehe keine Grundlage mehr, das ehrgeizige Projekt zu realisieren. Darüber hinaus werde der Vorstand bei der nächsten Mitgliederversammlung seine Ämter zur Verfügung stellen.
Im November-Beschluss habe der Rat der Stadt Unna deutlich gemacht, dass er nicht hinter dem Projekt stehe, heißt es in einer Erklärung vom Förderverein-Vorstand. Völlig überraschend sei die finanzielle Förderung in Höhe von 150.000 Euro an eine Reihe von Bedingungen geknüpft worden, unter anderem sollte vor einer Bereitstellung des Zuschusses die komplette Finanzierung durch den Verein garantiert sein.
„Für den Förderverein ist es unverständlich und ärgerlich, dass die Stadt Unna Investitionen mit unterschiedlichen Maßstäben behandelt“, erklärte der Fördervereinsvorsitzende Thomas Horschler. „Während der Förderverein die Gradierwerksfinanzierung schon weit im Vorfeld vollständig nachweisen soll, genehmigt derselbe Rat die Mittel für den Bau anderer Projekte, obwohl bis heute nicht einmal die Kosten geklärt sind.“
Hier der gesamte Wortlaut der Erklärung des Vorstands des Fördervereins Kurpark Unna-Königsborn zum geplanten Gradierwerksbau
Nach dem Ratsbeschluss vom November vergangenen Jahres den ursprünglich sowohl von den großen Ratsfraktionen als auch von den Spitzen der Stadtverwaltung fest zugesagten Zuschuss in Höhe von 150.000 Euro für die Errichtung einer Gradierwerksanlage im Kurpark Königsborn an Bedingungen zu knüpfen, sieht der Förderverein Kurpark Königsborn e.V. keine Chancen mehr für eine Realisierung des Projekts.
Nach einer Vorstandssitzung am Montagabend erklärt der Verein:
1. Die geplante Gradierwerksanlage liegt nach Auffassung des Fördervereins im Interesse der Stadt Unna und ihrer Bürger. Sie könnte dazu beitragen, den lange von der Eigentümerin Stadt Unna vernachlässigten Park weiter aufzuwerten, an die eng mit der Salzgewinnung verknüpfte Geschichte der Stadt zu erinnern, den Freizeitwert zu erhöhen, ein Gesundheitsangebot zu realisieren und nicht zuletzt eine touristische Attraktion zu schaffen. Es liegt also nicht primär im Interesse des Vereins, die Anlage zu realisieren, sondern im Interesse der Stadt Unna.
2. Der Verein hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Initiativen zur Aufwertung des Kurparks entwickelt und realisiert. Dazu zählen der Einstieg in die Erneuerung des Wegenetzes, der Ausbau einer angemessenen Parkbeleuchtung, die Schaffung des Effertzplatzes, die Ausschilderung des Parks, diverse Anpflanzungen und die Verstetigung der Pflege. Ebenso hat der Verein das Veranstaltungsangebot ausgebaut und unter anderem durch die Herausgabe eines Buches zur Salzgewinnung und zur Nutzung des Salzes einen Beitrag zur Kulturpflege geleistet. Den Investitionen lag das gemeinsam mit der Stadt Unna entwickelte und im Jahr 2000 verabschiedete Entwicklungskonzept zugrunde. Der Förderverein bedauert, dass die Stadt Unna auch 13 Jahre nach Verabschiedung des Konzepts längst nicht alle der damals vereinbarten Maßnahmen abgearbeitet hat. Das Wegenetz ist bislang nur zum geringeren Teil erneuert, die Pflege des Parks hat nach wie vor viele Schwachstellen, der Bau von zwei weiteren Plätzen lässt auf sich warten, die Möblierung u.a. mit Bänken ist höchst lückenhaft.
3. Der Rat der Stadt Unna hat die finanzielle Gradierwerksförderung im November 2012 völlig überraschend an eine Reihe von Bedingungen geknüpft. Die wichtigste ist, dass vor einer Bereitstellung des Zuschusses die gesamte übrige Finanzierung durch den Verein garantiert sein muss. Von den Brutto-Gesamtkosten in Höhe von 682.000 Euro hat der Verein bislang 394.000 Euro zusammengetragen. Zuzüglich des städtischen Anteils von 150.000 Euro und weiterer zugesagter Finanzmittel in Höhe von 75.000 Euro verbleibt gegenwärtig eine Lücke von 63.000 Euro. Weitere Spendenmittel zusammenzutragen, ist dem Verein trotz vielfältigen Werbens in den vergangenen Wochen nicht mehr möglich gewesen, nachdem die Stadt durch den November-Beschluss überaus deutlich gemacht hat, dass sie nicht hinter dem Projekt steht. Alle anderen vom Rat formulierten Bedingungen (u.a. Sicherstellung der langfristigen Unterhaltung der Gradierwerksanlage und Ausschluss von Umweltschäden) haben zwar leider unnötiger Weise ebenfalls die Hürden für eine Realisierung erhöht, bilden dagegen kein unüberwindbares Hindernis.
4. Für den Förderverein ist es unverständlich und ärgerlich, dass die Stadt Unna Investitionen mit unterschiedlichen Maßstäben behandelt. Während der Förderverein die Gradierwerksfinanzierung schon weit im Vorfeld vollständig nachweisen soll, genehmigt derselbe Rat die Mittel für den Bau anderer Projekte, obwohl bis heute nicht einmal die Kosten (!) geklärt sind.
5. Seit annähernd eineinhalb Jahrzehnten ehrenamtlichen Einsatzes für den Kurpark sieht sich der Förderverein nach dem Ratsbeschluss und vor dem geschilderten Hintergrund jeglicher Grundlage für eine Fortsetzung seines bürgerschaftlichen Engagements beraubt. Der Vorstand hat deshalb am Montagabend nicht nur beschlossen, auf den Gradierwerksbau zu verzichten, sondern er wird bei der nächsten Mitgliederversammlung auch komplett nicht mehr für Vorstandsämter zur Verfügung stehen. Die von Bürgern bereitgestellten Spenden werden, soweit sie nicht ausdrücklich zweckgebunden für das Gradierwerk bereitgestellt wurden, für andere Projekte zur Aufwertung des Kurparks eingesetzt.
Unna, 19. Februar 2013
f.d.R. gez. Thomas Horschler
- Vorsitzender -
Autor:Jörg Stengl aus Unna |
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