Ganz nah dran an der Dialyse
Unna. Pro Tag durchströmen etwa 1500 Liter Blut jede Niere. Bei einem Blutvolumen von 5 Litern fließt also die gesamte Blutmenge täglich etwa 300 mal durch die Niere. Doch wie funktioniert die Niere eigentlich? Wie wird Harn gebildet?
Das waren Fragen, denen ein Biologie-Grundkurs der Jahrgangsstufe 11 des Geschwister-Scholl-Gymnasiums bereits im Unterricht nachgegangen ist. Um jedoch einen praktischen Einblick zu erhalten, was passiert, wenn dieses wichtige Organ ausfällt, besuchten die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Lehrerin Frau Felbick die Dialysestation des Katharinen-Hospitals Unna.
Der Leiter der Station, Dr. Schleser, Kardiologe und Nephrologe, machte die Schüler in kleinen Gruppen mit Patienten bekannt, die dreimal wöchentlich vier Stunden lang ihr Blut „waschen“ lassen müssen. Er zeigte und erklärte die Schläuche und Maschinen, von denen das Leben dieser Patienten abhängt. Dass nicht nur alte Menschen betroffen sind, sondern auch in jungen Jahren eine bislang unentdeckte Nierenerkrankung Menschen für den Rest ihres Lebens an die Dialyse bindet, machte betroffen. „Das komplette Leben ändert sich ja von heute auf morgen. - Es muss eine enorme Belastung sein“ - so einige Reaktionen der Schüler.
So schloss sich auch nahtlos die Frage an, ob nicht ein Spenderorgan den Betroffenen helfen könne. Dr. Schleser informierte über gesetzliche Grundlagen, medizinische Hintergründe und Zahlen zur Organspende und ermutigte die Schülerinnen und Schüler zum Gespräch in ihren Familien über diese Thematik. Warum ist die Bereitschaft, nach dem Tod Organe zu spenden, bislang so gering, dass die Wartezeit in der Regel 5 Jahre beträgt – eine Zeit, die viele Wartende nicht überleben? Eigene Ängste wurden artikuliert, die Schüler konnten Fragen nach der Definition und der sicheren ärztlichen Feststellung des Hirntodes stellen. Welche Voraussetzungen müssen eigentlich erfüllt sein, damit einem Toten Organe entnommen werden dürfen? Wie läuft eine Organspende ab – von der Todesfeststellung bis zum anonymisierten Dankesbrief des Empfängers an die Hinterbliebenen? „Auf der Dialysestation habe ich mich das erste Mal wirklich mit der Thematik Tod und Organspende auseinandergesetzt. Durch den direkten Kontakt mit den Betroffenen wurde mir erst richtig bewusst, wie ernst dieses Thema ist und dass es mehr Aufmerksamkeit verdient....“, dieser Äußerung einer Schülerin konnten sich viele Kursteilnehmer anschließen. Auf der Basis dieses Besuchs und der weiteren Besprechung um Unterricht können die GSG-Schüler nun sicherlich eine informierte Entscheidung über ihre eigene Bereitschaft zur Organspende treffen.
Autor:Jörg Stengl aus Unna |
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