Es war einmal ... die Buderusschule in Unna-Massen
Was macht Heimat eigentlich aus? Manchmal sind es Gerüche und Geräusche, die bei uns heimatliche Gefühle auslösen, manchmal hängt unser Heimatgefühl aber auch an bestimmten Orten. Gehasst oder geliebt – mit einem besonderen Gefühl der Heimatverbundenheit bleibt uns da auch immer unsere Grundschule. Für Flüchtlings- und Aussiedlerkinder, die bis 2009 in die Landesstelle Massen kamen, war die Gerhart-Hauptmann-Schule dieser Ort. Aber auch „Ureinwohner“ vermissen „ihre“ Schule. „Zuzusehen, wie die alte Schule langsam abgerissen wurde, war wirklich schmerzlich für mich“, gibt auch der Massener Karl-Heinz Both zu.
Denn das zuletzt als Gerhart-Hauptmann-Schule bekannte Gebäude war tatsächlich mehr als nur eine Schule. Vielen Vereinen, unter anderem dem SSV Korsika, dienten die Räume als Versammlungs- und Veranstaltungsort und machten viel möglich, was ohne geeigneten Treffpunkt nun nicht mehr ist.
Seit 1919 befand sich an dieser Stelle die Buderusschule als Volksschule. „Es war eine Zwei-Klassen-Schule aus Holz mitsamt Lehrerhaus und Garten“, weiß Both, der sich unter anderem im Massener Geschichtskreis engagiert. „Im Winter mussten die Schüler Holz und Kohle mitbringen, damit geheizt werden konnte“, so Both.
Ende der 50er Jahre wurden die alten Gebäude dann abgerissen und an dieser Stelle die Gerhart-Hauptmann-Schule gebaut.
1951 war in direkter Nachbarschaft die Aufnahmeeinrichtung für Aussiedler und Flüchtlinge entstanden. Mit einem Konzept, das damals Modellcharakter hatte, organisierte das nordrhein-westfälische Sozialministerium hier in Massen die Flüchtlingsbetreuung anders als zuvor. Ein Team von Fachkräften, unterstützt von freien Wohlfahrtverbänden, den Kirchen und Behörden, half den Zuwanderern beim „Fuß fassen“. „Eine an die Bedürfnisse der Flüchtlinge angepasste Infrastruktur ermöglichte kurze Wege bei der Erledigung der notwendigen Formalitäten“, so heißt es auch beim LWL in der Rubrik „Baudenkmäler in NRW“. Dazu gehörte dann natürlich auch eine Schule.
Erbaut wurde die Gerhart-Hauptmann-Schule von 1954 bis 1960 mitsamt Turnhalle und Schwimmbecken. „Das Schwimmbecken haben sie später wieder zugekippt und eine Mensa draus gemacht“, erinnert sich Karl-Heinz Both, „Da ist eine Menge Eisen und Beton verbaut worden, das machte den Abriss jetzt so langwierig“, schmunzelt der Massener.
Bis 2009 wurden alle in der Landesstelle lebenden schulpflichtigen Kinder dort eingeschult – ganz egal, ob die Kinder später eine Grund,- Gesamt,-Haupt,- Realschule oder das Gymnasium anpeilten. „Das war also eine echte Volksschule und damit 2009 auch die letzte Volksschule überhaupt in NRW“, weiß Both. „Heute würde man sich vielleicht wünschen, die Gebäude doch noch zu haben bei den vielen neuen Flüchtlingen“, mutmaßt Both. Doch ab Mai diesen Jahres wurden Fakten geschaffen und die Schule Stück für Stück abgetragen. Rund 100.000 Euro im Jahr kostete die Stadt Unna der Unterhalt der Gebäude – zu viel, um die Schule „nur“ als Treffpunkt für Vereine zu erhalten.
Nun hat Massen das ehemalige Schulgebäude endgültig verloren – es bleiben nur die Erinnerungen.
Autor:Lokalkompass Unna/Holzwickede aus Unna |
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