Eine neue Chance
Unna/Holzwickede. Sie haben fast alle die gleichen Probleme erlebt. „Beruf und Kind – beides zu vereinbaren ist als Alleinerziehende einfach schwer“, meint eine der jungen Frauen, die jetzt bei „Up-Cycling-Plus“ im Kaufnett Secondhand-Kaufhaus der Diakonie endlich eine Chance bekommen, der langen Arbeitslosigkeit ein Ende zu setzen.
Jeder der zehn Teilnehmerinnen hat noch nicht Fuß fassen können in der Arbeitswelt. Dabei sind sie alle noch jung – zwischen 18 und 35 Jahre alt. Die von Kaufnett und dem Jobcenter Unna umgesetzte, ungewöhnliche Beschäftigungsmaßnahme greift ein gesellschaftliches Problem auf. „Viele junge Frauen bekommen gar nicht erst die Chance, berufspraktische Erfahrungen zu sammeln“, wissen Kaufnett-Geschäftsführerin Christine Weyrowitz und Martin Soszynski vom Jobcenter Unna aus Erfahrung. „Up-Cycling-Plus“ ist für alle Teilnehmerinnen deshalb eine große Chance.
Sie können hier nicht nur berufspraktische Erfahrungen sammeln, sondern auch wertvolles Wissen anhäufen. Viel wichtiger ist aber: „Die Initiative vermittelt vor allem mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, um sich nach langer Arbeitslosigkeit nicht aufzugeben und wieder Vertrauen in sich selbst zu setzen“, schildert Christine Weyrowitz. Die Textilien, die sich unter den Händen der Frauen von unnützem und schadhaftem Müll in ganz neue Produkte, wie Taschen, Kissen oder Gürtel verwandeln, helfen dabei.
„Die Frauen verfolgen bei diesem Projekt einen kompletten Produktionsprozess von der Idee bis zur Präsentation“, erläutert sie. „Warenkontrolle und -annahme, Sortierung, Lagerung und Verkaufspräsentation sind ein Aspekt, den die Frauen kennenlernen. Hinzu kommen Idee, Planung und Zeichnung, Materialauswahl, Zuschnitt, Nähen und textiles Gestalten sowie Präsentation und Verkauf. Ganz nebenbei sammelt jede Teilnehmerin wertvolles Wissen über textile Rohstoffe und in der Warenkunde.“ Das Up-Cycling der Textilien findet im Creativpoint-Upcycling der Kaufnett-Filiale in Holzwickede statt.
Über siebeneinhalb Monate lang haben die Frauen so 30 Stunden in der Woche die Gelegenheit, die eigene Kreativität zu entdecken, Ideen zu entwickeln und eigenständig umzusetzen. Das Beste daran: „Die Maßnahme trägt dazu bei, ökologisch und ökonomisch nachhaltig zu handeln“, betont Christine Weyrowitz. Was früher einfach weggeschmissen wurde, erlebt auf diese Weise eine neue Nutzung.
Autor:Jörg Stengl aus Unna |
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