Caritasverband: Schaden durch Veruntreuung ist höher als angenommen
Unna. Höher als vermutet ist die Summe, die der inzwischen abberufene Geschäftsführer des Caritas-Verbandes, Franz-Josef Chrosnik (55), veruntreut hat, um damit seine Online-Spielschulden auszugleichen. Gingen Caritas-Vorstandsvorsitzender Michael Loeblein und der neu eingesetzte Geschäftsführer Ralf Plogmann zunächst noch von vorsichtig geschätzten 250.000 Euro aus, so stehen nach Abschluss der Buchprüfung durch eine Wirtschaftskanzlei exakt 317.872,90 Euro auf der Verlustliste.
Zehn Tage lang wurden die Caritas-Bücher der Jahre 2006 bis heute von den Dortmunder Wirtschaftsprüfern unter die Lupe genommen. Geprüft wurden unter anderem die Bankkonten, Kassen-
konten, Belegordner und die Inhalte von Rechnern. Das Ergebnis: 274.572,90 Euro sind zwischen 2010 und 2012 über das Verrechnungskonto transferiert worden, das der Caritasverband zur Auslagenregulierung mit dem angeschlossenen Verein „Hoffnung für das Leben“ unterhält. „Die hohen Kontobewegungen sind nicht aufgefallen, weil die Salden zu den Prüfungszeitpunkten stets ausgeglichen waren“, erklärt Plogmann. 43.300 Euro wurden zwischen 2007 und 2012 in vergleichsweise kleinen Beträgen direkt von Caritas-Konten überwiesen. Geprüft wurden auch die Bücher der beiden Tochtergesellschaften des Caritasverbandes, die Carint GmbH als Betreiber der Integrations-Supermärkte in Hemmerde und Lünern sowie die Ökumenische Zentrale. Hier haben sich keine Auffälligkeiten ergeben, berichtet Plogmann.
Chrosnik war hauptamtlicher Geschäftsführer des Caritasverbandes (Jahresgehalt rund 70.000 Euro) und gleichzeitig ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins „Hoffnung für das Leben“. Durch diese Ämterverquickung sei es erst möglich gewesen, das Geld auf seine Konten umzuleiten, räumten Loeblein und Plogmann ein. „Das Vertrauen in die Person Chrosnik war so groß, dass da nicht mehr genau hingeschaut worden ist“, sagte Loeblein.
In Zukunft soll es beim Caritasverband diese oder eine ähnliche Ämterverbindung nicht mehr geben. Das ist eine der Maßnahmen, die verhindern sollen, dass sich ein solcher Vorfall wiederholt. Aufsichtsrat und der hauptamtliche Vorstand wollen ein grunderneuertes internes Kontroll-System einrichten. Es werde keine Einzelverfügungen für Personen mehr geben. Alle Überweisungen und Auszahlungen erfordern künftig die Zustimmung von zwei Berechtigten.
Auch wenn der weitaus größere Anteil der veruntreuten Gelder zu Lasten des Vereins „Hoffnung für das Leben“ gehe, so sei der Image-Schaden für den Caritasverband immens, räumte Ralf Plogmann ein. „Das verlorene Vertrauen zurück zu gewinnen, wird enorm schwer sein.“
Autor:Jörg Stengl aus Unna |
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