Caritas-Geschäftsführer gesteht Veruntreuung
Unna. Der Vorstand ist ratlos, die Mitarbeiter sind geschockt, die Öffentlichkeit staunt erschrocken: Caritas-Geschäftsführer Franz-Josef Chrosnik hat sich selbst angezeigt und zugegeben, Geld des Caritasverbandes Unna und des Vereins „Hoffnung für das Leben“ unterschlagen zu haben. Nach ersten Schätzungen geht es dabei um 250.000 Euro. Auf Veruntreuung spezialisierte Wirtschaftsprüfer sind derzeit damit beschäftigt, die Bücher zu prüfen und die genaue Schadenssumme festzustellen.
Über seinen Anwalt ließ Chrosnik mitteilen, dass er von krankhafter Spielsucht getrieben war und sich in stationäre psychiatrische Behandlung begeben habe. Er werde mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten und wolle den entstandenen Schaden ausgleichen.
Wie kann es passieren, dass der Verlust einer so hohen Summe nicht auffällt, fragt sich die Öffentlichkeit. Eine Antwort darauf hat auch Ralf Plogmann nicht, der unmittelbar nach Bekanntwerden der Tat zum kommissarischen Geschäftsführer berufen wurde. „Wir müssen abwarten, was die Wirtschaftsprüfer herausfinden.“ In ersten Gesprächen mit einem Teil der rund 350 Caritas-Mitarbeiter ging es Plogmann zunächst darum, die Situation zu erläutern und die Angestellten zu beruhigen. „Vor allem haben wir über die Hintergründe der Spielsuchterkrankung informiert. Ich denke schon, dass die offenen Fragen geklärt werden konnten. Von unserer Seite besteht jederzeit Gesprächsbereitschaft“, betont Plogmann.
Bereits vor vier Wochen hatte sich Chrosnik bei seinem Arbeitgeber krank gemeldet. Damals ging der Vorstand von Erschöpfungszuständen aus.
Wie Chrosnik in einer Selbstanzeige über seinen Anwalt verlauten ließ, sei er von einer krankhaften Spielsucht getrieben in diese Situation geraten. Diesen tragischen Hintergrund erläuterte auch Ralf Plogmann in Gesprächen mit Mitarbeitern des Caritas-Sozialdienstes. „Viele Mitarbeiter kennen Herrn Chrosnik aus einer sehr langen Vergangenheit. Es herrscht Bestürzung und Unverständnis darüber, was vorgefallen ist“, erläutert Plogmann. Der Abteilungsleiter führt zunächst auf ein Jahr beschränkt die Geschäfte des Verbandes. Über 30 Jahre lang war Chrosnik beim Caritasverband Unna. Nach einer Banklehre begann er als Zivildienstleistender und ließ sich schnell von der sozialen Arbeit begeistern. Nach seiner Festanstellung 1981 engagierte er sich vor allem für die Belange der Migranten. 1998 übernahm er die Geschäftsführung des Verbandes. Außerdem war er ehrenamtlich für zahlreiche Vereine tätig, u.a. für den Verein „Hoffnung für das Leben“, der Frauen unterstützt, die durch ihre Schwangerschaft bzw. ihr Kind in Not- und Konfliktsituationen geraten sind.
Er werde jede Anstrengung unternehmen, um den entstandenen Schaden vollständig auszugleichen, ließ Chrosnik über seinen Anwalt mitteilen. Darüberhinaus werde er mit den Ermittlungsbehörden kooperieren.
Autor:Jörg Stengl aus Unna |
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