Berufsorientierung beim Girl´s Day/Boy´s Day
Unna. In Zeiten moderner Gleichstellungspolitik sollten Rollenmuster für Jungen und Mädchen überholt sein. Doch immer noch gibt es typische Männer- und Frauenberufe. Beim bundesweit zum zweiten Mal parallel durchgeführten Girl´s Day – Boy´s Day hatten Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, in Betriebe hineinzuschnuppern, in denen die Gleichstellung noch nicht angekommen ist.
„Wir brauchen in der Pflege dringend mehr Männer“, sagt Heike Mace, Leiterin der St. Vinzenz-Kurzzeitpflege. Oliver Schepanski hört das gern. Er kann sich sehr gut vorstellen in der Pflege zu arbeiten. Mit seinen 13 Jahren ist Oliver noch jung – aber das, was er im Rahmen des „Boy’s Day“ in der Kurzzeitpflege-Einrichtung kennenlernen durfte, gefiel ihm richtig gut.
Pflege würde von mehr Männern profitieren
„Es ist schön, wenn man Leuten wirklich helfen kann“, beschreibt der 13-Jährige die Eindrücke aus seinem Tagespraktikum in der Pflege. Dass er dabei fast ausschließlich mit weiblichen Mitarbeitern zu tun hatte, liegt in der Natur des „Boy’s Day“. Gerade die Pflege würde enorm von mehr männlichen Interessenten profitieren – auch weil Pflege viel körperliche Kraft erfordere, erklärt Heike Mace, die Oliver Schepanski an seinem persönlichen „Boy’s Day“ begleitet hat.
Der 13-jährige Siebtklässler aus der Dortmunder Tremonia-Hauptschule half beim Essen, reichte den Pflegebedürftigen Getränke und durfte einige der alltäglichen pflegerischen Handlungen beobachten. Olivers Urteil fiel überraschend eindeutig aus: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, später mal in der Pflege zu arbeiten.“
Auf Einladung des heimischen Bundestagsabgeordneten Oliver Kaczmarek durfte Paulina Klara Opitz, Schülerin des Pestalozzi-Gymnasiums in Unna, den Bundestagsabgeordneten Oliver Kaczmarek einen Tag lang begleiten. „Der bundesweite Girl‘s Day wiederum leistet einen wichtigen Beitrag für mehr Chancengleichheit von Mädchen und Frauen in der Ausbildung und im Erwerbsleben. Auch in der Politik und in der Politikberatung brauchen wir mehr Frauen. Deshalb beteiligt sich meine Fraktion schon zum neunten Mal am Girls‘ Day“, berichtet Kaczmarek.
Die 17-jährige Paulina hatte Gelegenheit, einen Einblick in den Parlamentsalltag zu erhalten. Auch hat sie den Reichstag besichtigt und bei einer Plenardebatte auf der Zuschauertribüne Platz genommen. Im Rahmen eines Planspiels, das den Teilnehmerinnen den Weg durch die Gesetzgebung weist, lernte sie, wie man einen Gesetzentwurf einbringt und wie ein Gesetz letztlich verabschiedet wird und in Kraft tritt.
Bei Berufswahl in eine andere Richtung denken
„100 Schülerinnen haben wir in diesem Jahr zu Gast“, erklärt Hauptmann Thorsten Roche von der Glückaufkaserne in Königsborn. Im letzten Jahr waren es noch 120, aber: „Wir haben die Gruppengröße auf 100 beschränkt, um den Mädchen einen besseren Einblick geben zu können.“ An fünf Stationen informierten sich die Schülerinnen über die Arbeit der Soldaten.
„Die Rückmeldungen, die wir hier bekommen, sind durchweg positiv“, weiß Hauptmann Roche. „Und selbst wenn sich die Mädchen später doch überwiegend für einen anderen Beruf entscheiden, haben sie hier doch gelernt, mal in Sachen Berufswahl in eine andere Richtung zu denken. Und ein paar kommen tatsächlich dann später wieder zu uns – als Soldatinnen“, freut sich der Berufssoldat über den Erfolg der Girl‘s Days.
Autor:Jörg Stengl aus Unna |
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