Ältestes Bettenhaus in Unna schließt zum Jahresende
Von Stefan Reimet
In den Jahren des Wirtschaftswunders beginnt die Geschichte des Bettenhauses Keil. Der Bauboom im Bereich der Eigenheime und Mietwohnungen lässt den Bedarf an Wohnungseinrichtungen, auch Schlafzimmer und Bettanlagen, enorm steigen. Oberbetten, Kissen und Matratzen sowie Heimtextilien kaufte man damals noch im Bettenhaus. Möbelgeschäfte nahmen Daunen und Federn erst später ins Sortiment.
Im Januar 1950 eröffnete Alfred Keil mit Ehefrau und Sohn Johannes ein kleines Textil- und Bettenhaus in der Karlstraße in Unna. Erfahrungen als Kaufmann hatte er bereits in seiner Heimat Jauer (Schlesien) gesammelt. In Fröndenberg und Unna wagte die Familie nach der Kriegszeit den Neuanfang. Zunächst in der Karlstraße und auch in der Schäferstraße. Von Beginn an gehörte die Betten- und Textilreinigung zum Angebot.
Bereits vier Jahre nach der Eröffnung zog das Geschäft in die Gerhart-Hauptmann-Str. 8. Der Verkaufsraum war sehr übersichtlich von der Größe her. Die hinteren Zimmer dienten der Familie noch als Wohnräume. Nach und nach wurde auch die Wohnung zum Laden umgebaut. 1965 erfolgte schließlich die Erweiterung in das Haus Nr. 10. Es war die Zeit, als Johannes Keil, Vater der heutigen Inhaberin Sigrid Rüschenbaum, die Geschäfte von seinem Vater Alfred übernahm. Mit Ehefrau Ingrid betrieb er das Bettenhaus, das sich inzwischen über die Grenzen der Hellwegstadt einen sehr guten Ruf erworben hatte.
Wandel im Bett
Tochter Sigrid stand der Weiterführung des Familienbetriebes zunächst skeptisch gegenüber. „Arzthelferin wollte ich werden.“ Ihr Vater habe sie schließlich „bekniet“, in das Geschäft zu kommen. Ihr kaufmännisches Fundament erwarb sie mit einer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau und arbeitete 20 Jahre in dem Unternehmen, bevor sie das Bettenhaus Keil 1996 übernahm.
Den Wandel im Einzelhandel mit seinen Höhen und Tiefen hat Sigrid Rüschenbaum über fast vier Jahrzehnte miterlebt. Neben Bettwaren hatte das Geschäft ursprünglich vor allem Baby- und Kinderartikel. Mit Ausbreitung der Discounter jedoch hatte es das Traditionshaus zunehmend schwer. „Da konnten wir nicht mithalten.“ Die Verkaufsfläche für Kinderartikel wurde vor 25 Jahren zum Matratzenstudio umgebaut. Da begann der Trend zur Schaumstoffmatratze. Den weitläufig verbreiteten Vorteilen der neuen Matratzentechnik stand Sigrid Rüschenbaum eher skeptisch gegenüber. Heute erkennt sie wieder den Trend zur Federkernmatratze. „Besonders Stammkunden sehen die Vorteile, dass die Matratzen atmungsaktiver sind und sich besser anpassen.“
Reinigungsanlage
Aus einem Vollsortiment für Babyartikel wurde der Schwerpunkt „Geschenkartikel“. Zielgruppe sind seit Jahren eher die Großeltern, die hochwertige Artikel kaufen möchten.
Ein Matratzenstudio gehört bis heute zum Bettenhaus Keil dazu. Bei der Auslieferung umfasste der Service immer die kostenfreie Entsorgung der Altmatratzen, wie Sigrid Rüschenbaum betont. In der Gerhart-Hauptmann-Straße 8-10 wurde 1979 eine Reinigungsanlage für Daunen- und Federbetten installiert. Mit ihr hat Mitarbeiter Frank Komm wohl einige Tonnen Schlaftextilien gereinigt. Er begann vor fast 60 Jahren als Lehrling im Bettenhaus Keil und betreute als Experte für Federbetten auch die Reinigungsanlage. Sie ist bis heute in Betrieb.
Sigrid Rüschenbaum (60) hat sich entschlossen, das Bettenhaus Keil zu schließen. Nach fast 68 Jahren Tradition rund um gesunden und komfortablen Schlaf ist am 31. Dezember endgültig Schluss für das älteste Bettenhaus in Unna.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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