Steile Karriere der Olympiasiegerin Laura Nolte
Wie wird man eigentlich Bobpilotin?
Bei der Formel 1 ist der Karriereweg ja klar: Als Kleinkind auf dem Bobbycar, als Jugendlicher im Kart und dann kommt mit dem nötigen Talent und guten Sponsoren eventuell die Königsklasse. Jetzt könnte man meinen, beim Bobfahren wäre es so ähnlich: Erst auf dem Holzschlitten, dann als Rodler auf der Piste und "on the Top“ der Bob.
Ganz so verlief die Karriere von Laura Nolte allerdings nicht, obwohl sie als Kind bestimmt auch gerne Schlitten gefahren ist. Als Zehnjährige wollte sie allerdings viel lieber auf der Tartanbahn ihre Schnelligkeit beweisen.
WestfalenSport-Autor Peter Middel hat recherchiert, dass Laura in diesem Alter bereits 7,86 Sekunden über 50 Meter sprinten konnte. Als Zwölfjährige sprang sie dann mit 1,36 Meter fast über ihre eigene Körpergröße hinaus, 4,70 Meter erreichte die Unnaerin im Weitsprung und sogar 28 Meter im Schlagballweitwurf.
Ihre Karriere als erfolgreiche und ehrgeizige Leichtathletin war damit vorgezeichnet. Bis zu dem Tag, als Laura Nolte im Jahre 2015 von ihren Laufkollegen Pablo Nolte, Mathias Sommer sowie ihrem Coach Marcus Hoselmann, der noch heute ihr Athletik-Trainer ist, gefragt worden ist, ob sie es nicht mal mit Bobfahren ausprobieren wollte.
Gesagt, getan.
Die sportlichen Voraussetzungen erfüllte die damals 17-Jährige jedenfalls. Auch ihre Körpergröße von 1,80 Meter und ihre muskulöse Statur waren nahezu ideal für den Bobsport. Daher nahm sie in der Saison 2015/16 an der OMEGA Youth Series teil, die ihr die Qualifikation für die Olympischen Jugend-Winterspiele 2016 einbrachten. Von da an ging es im Bob steil bergab, allerdings für ihre Karriere noch schneller bergauf.
Der Rest ist Geschichte und Laura Nolte in Unna bereits eine Legende. Bürgermeister Dirk Wigant war am gestrigen Donnerstag jedenfalls stolz, die Olympiasiegerin zum Eintrag ins Goldene Buch in der Kreisstadt begrüßen zu dürfen: „Noch nie hatte der Stadtrat im Vorfeld seiner Sitzung eine Goldmedaillengewinnerin zu Gast.“ Lauras Antwort: "Und ich durfte mich noch nie in ein Goldenes Buch eintragen."
Auch das war also eine Premiere. Im Beisein ihrer Eltern zählte der Bürgermeister dann die vielen Erfolge der 23-Jährigen auf: Weltcupsiege, Europameisterin und nun "jüngste Olympiasiegerin im Bob.“
Aber auch die Sportlerin gewährte Einblicke ins olympische Dorf und in ihr Seelenleben vor dem Start: "Ich war so nervös, dass mir schwindelig geworden ist", gestand sie vor den Ratsmitgliedern und den Besuchern in der Unnaer Stadthalle.
Am Donnerstag konnte sie übrigens erstmals seit langem mal wieder richtig ausschlafen. Nach ihrer Ankunft in Frankfurt habe es dort einen kleinen Empfang gegeben. Erst dann sei es nach Unna gegangen. „Mein Akku ist jetzt auch leer", verriet sie, allerdings sei ihr Terminkalender voll. Die Bachelor-Arbeit im Fach Wirtschaftspsychologie wartet, aber zuerst soll es nun endlich in den Urlaub gehen.
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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