Anna-Lena Weiss zur Schiedsrichter-Assistentin 2. Bundesliga berufen
"Persönliches Auftreten schafft Respekt"
Wenn Anna-Lena Weiss (23) zur Pfeife greift ist höchste Aufmerksamkeit angesagt. Ihr Wort als Schiedsrichterin hat Gewicht, nicht nur in der Fußball-Bezirksliga. In der kommenden Saison trifft sie Entscheidungen in der Landesliga und ist sogar auf dem Sprung zur Profi-Karriere: Als Schiedsrichter-Assistentin wurde sie jetzt in die 2. Bundesliga berufen.
Noch steht ihr Kontostand der Schiedsrichtereinsätze beim DFB auf Null, dass wird sich bald ändern. Der HSC Holzwickede, ihr Stammverein führt sie als einzige Frau zwischen 13 Schiedrichterin ingesamt. Bei der SG Holzwickede begann Anna-Lena Weiss, die im November ins Jura-Examen geht, als Dreijährige in der Abteilung Ballsport. Im „Kindergarten-Cup“ ihres Vereins traten die Kleinsten gegen andere Kindergärten an und Anna-Lena gewann so viel Freude daran, dass sie beim Fußball geblieben ist. Die ersten Grundlagen lernte sie bei den Mini-Kickern. „Das war ein Sammelbecken, ernsthafter wurde es dann mit der F-Jugend.“ Sie beobachtete gerne den Spielverlauf, brachte sich ein wenn es effektiv war und erkor die Position des Libero als ihren Stammplatz. „Ich liebe den defensiven Bereich.“ Über die weiteren Jugendetappen hinweg spielte sie meist im defensiven Mittelfeld. Und erinnert sich gerne an Spiele in Teams die in höheren Ligen mitmischten. Und natürlich an die Derbys zwischen SG und SV Holzwickede, bis zur Fusion vor einigen Jahren der Dorfkonkurrent. „Wenn man gegen die Konkurrenz antritt und es um Aufstieg geht, ist das ja was Besonderes.“ Anna-Lena kickte meist in der Zweiten Mannschaft. Ab der C-Jugend wurde eine Jugendspielgemeinschaft gebildet, hier stand der Spaß im Vordergrund. Entscheidend war eine Anregung ihres Vaters Klaus, der damals in der SG-Hobbygruppe spielte. Anna-Lena war zwölf, da brachte er sie auf die Idee, mal „die andere Perspektive“ einzunehmen. Als Schiedsrichter betrachte man ein Spiel völlig anders. Was Anna-Lena spannend fand. Mit dem Schiedsrichterschein fing sie einfach mal an und mit dreizehn Jahren pfiff sie bereits die ersten Spiele.
Später schloss sich ein Schiedsrichteranwärterlehrgang mit Prüfung an. Sie erlernte Kommunikationsstrategien, die auf dem Platz wichtig sind. Eine Herausforderung sei die wechselnde Situation mit den Teams und „das Finden einer guten Linie“. Sie erkannte, wichtig ist die Akzeptanz und der Respekt der Spieler. In den Lehrgängen entwickelte sie ihre Persönlichkeit weiter. „Man steht zu den Entscheidungen, ohne viel Diskussion aufkommen zu lassen.“ Wenn das mal nicht reicht? „Dann kommt die Karte.“ Das funktioniere ganz gut, aber Konflikte gebe es natürlich immer. Mit Kusshand wird sie selten begrüßt, das sei klar. Aus taktischen Gründen gehen die Spieler schon mal an die Grenzen. Maßnahmen zur Konfliktlösung hat sie reichlich gelernt. Darunter auch die Verständigung mit den Trainern.
Eintritt Profibereich
Stolz ist sie auf die Berufung zur Schiedsrichterassistentin der 2. Bundesliga. „Das ist anspruchsvoll und vielleicht für mich der Eintritt in den Profibereich.“ Denn darüber führt der Weg weiter zur Bundesliga-Schiedsrichterin. Insgesamt 13 neue Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter bestanden die Prüfung in Theorie und Praxis des Schiedsrichterausschusses im Kreis 32 Unna/Hamm.
Dazu wurde auch Anna-Lena in der Bezirksliga bei Spielen beobachtet. Für den Kreis Unna/Hamm gibt es für 250 Schiedsrichter vier Kaderplätze. Die werden in ihrer Liga beobachtet, drei in der Bezirks- und einer in der Westfalenliga. Für vielversprechende Kandidaten gibt es eine Einstiegsprüfung, sieben Beobachtungen mit Verbandsexperten und eine Benotung, es schließt sich wieder eine Prüfung an. Anna-Lena sammelte ausreichend Punkte und stieg in die Herren-Landesliga auf, obwohl es durch Corona etwas weniger Beobachtungsspiele gab.
Herausforderung gesucht
In der Saison 20/21 darf sie Spiele der Landesliga auch der Herren pfeifen. Und sie pfeift lieber Herren-Matches. „Das ist herausfordernder.“ Die Männer suchen eher das Problem beim Schiedsrichter, Frauen seien da einsichtiger und man ist als Schiedsrichter nicht so sehr die Projektionsfläche. „Bei Männern muss man sicherer in der Persönlichkeit sein.“ Bei Frauenteams sei es angenehmer, aber nicht so fordernd. Als Assistentin in der 2. Bundesliga hat sie die primäre Aufgabe, die Abseitslinie im Blick zu behalten und den Schiedsrichter zu unterstützen. „Das Tempo ist relativ hoch und ich muss mich gut konzentrieren, um Details zu sehen und den Schiedsrichter zu informieren.“
Kaum erwarten kann sie das erste Spiel als Schiedsrichterin der höheren Liga, doch wann die Saison anfängt ist noch offen. Angedacht seien Freundschaftsspiele, aber der Zeitpunkt stehe nicht fest. Viele Teams kennt sie bereits aus ihrer aktiven Zeit, etwa den frischen Aufsteiger SV Berghofen (Dortmund).
Info:
Die nächste Ausbildung zum Schiedsrichter bietet der Kreis Unna/Hamm nach den Sommerferien an: Am 13. September startet ein neuer Anwärterlehrgang in der Mensa der Regenbogenschule in Bergkamen-Rünthe.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.