Nach Streckenrekord: 16-Jährige peilt Meisterschaften an
Nele zieht im Kart der Konkurrenz davon

Starkes Team in der Werkstatt. Nele Otter (16) mit Vater Peter Flunkert.
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  • Starkes Team in der Werkstatt. Nele Otter (16) mit Vater Peter Flunkert.

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Chillen, Pokemons sammeln oder Youtube schauen, von der typischen Freizeit eines Teenagers ist Nele Otter weit entfernt. Sie sprintet am Wochenende lieber im Kart mit bis zu 140 Sachen durch den Parcours. Neben Helm und Sicherheitskleidung sind Vertrauen in ihre Fähigkeiten und „Gefühl am Steuer“ die Garanten für Rennen ohne Blessuren. Mit 11 Jahren fuhr sie bereits Streckenrekord und nimmt jetzt die Deutsch-Niederländische Meisterschaft ins Visier.

Auf zwei Rädern machte auch Nele Otter erste Erfahrungen mit der Mobilität. Vom Fahrrad stieg sie auf ein Motocross-Bike und drehte auf der Moto-Cross-Strecke in Werl erste Runden. Besonders viel Spaß machte ihr das aber nicht, Erfolge blieben hier folglich aus. Als sie sich in einer Halle erstmals in ein Leih-Motorkart setzte fing ihr Herz aber Feuer. Bei einem Wettbewerb in Hattingen hielt sie nicht nur mit, sondern preschte der weitgehend männlichen Konkurrenz davon. Es stellte sich heraus, dass sie ganz vorn mithalten kann. Mit 10 Jahren kam sie sogar schon an den Streckenrekord heran. Auch ihr Vater war begeistert und schenkte ihr mit 14 Jahren das erste eigene Renngefährt. “Gebraucht, denn die Ausrüstung ist unglaublich teuer im Kartsport“, so Peter Flunkert. Der Handwerksmeister ist für die technische Seite (und finanzielle) des Hobbys seiner Tochter zuständig.
Die flachen Flitzer, in den auch Deutschland´s Formel-1-Idole wie die Schuhmachers oder Sebastian Vettel erste Erfolge feierten, sind kleine Kraftprotze. Die ersten Karts in denen Nele saß hatten bei 90 ccm rund 4 PS, dann stieg sie auf größere um mit 6 bzw. 9 PS. Aktuell fährt sie eines mit 34 PS aus gerade mal rund 125 ccm Hubraum, aber mit Wasserkühlung, Fliehkraftkupplung und E-Starter. Getestet hat sie bereits ein Schaltkart mit knapp 50 PS.

Im eigenen Rennkart holte sie vor zwei Jahren den Streckenrekord in Büren und spürt seitdem Rückenwind, das Hobby intensiver zu betreiben. Mit einem Leihkart bestritt sie zwei Rennen über je eine halbe Stunde. Zur Teilnahme kam sie eher per glücklichem Zufall. Denn bei einem Rennen in Hattingen dachte man, sie könne nicht fahren, sie meldete sich trotzdem zum Start an, ließ das Fahrerfeld hinter sich und gewann. Mit der gleichen Gruppe fuhr sie schließlich in Büren und siegte auch dort. Trainiert wird jedes Wochenende in Hagen oder Harsewinkel. In den letzten zwei Jahren waren sie immer unterwegs. Von 7 bis 20 Uhr dauert der Renntag.

Das Tempo der Motorkarts liegt bei 90 km/h, bei einem Rennen in Geesthacht/Hamburg bis zu 140 km/h. Allerdings flog ihr dabei der Motor um die Ohren. „Die Enttäuschung war groß, an einer Tankstelle haben wir erst Mal den Schokoladenvorrat aufgekauft.“
Die Lebensdauer eines Motors ist sehr begrenzt. Bei einer Drehzahl von über 16 000 Umdrehungen hält er gerade mal 30 Stunden. Fällige Reparatuarbeiten macht Nele bereits selbst. „Alles was nicht extrem viel Kraft benötigt.“ Einstellungen am Motor muss sie sogar während der Fahrt vornehmen.
Die Reifen halten manchmal nur ein Rennen, dann blickt das Gewebe durch. Gegen die Lautstärke kann man kaum etwas machen. Und die benzinschwangere Luft ist für sie „das Allerschönste“. Nach Fahrpausen meint sie „Wie habe ich das vermisst“.
Mobilität ist für Nele ganz wichtig. Mit einem Mofa ist sie unterwegs. Zwölf Fahrstunden für die Führerscheinfahrprüfung hat sie bereits und kann es kaum erwarten, den Führerschein in Händen zu halten. Und manchmal putzt sie schon ihr 125-er Motorrad, das auf seinen ersten Einsatz wartet. Ob sie später auch mal Motorradrennen fährt ist offen.
Auf den Renn-Parcours sind nur wenige Mädchen unterwegs. „Viele Jungs finden es cool, manche Jungen können damit aber gar nicht umgehen“, musste sie erfahren. Auch, dass Jungs die Mitfahrt auf der Strecke ablehnten haben weil ein Mädchen am Start ist.
Ruhige Fahrweise
Übersicht und Tempo beherrscht Nele Otter. „Ich fahre ruhiger. Jungs sind zu zappelig.“ Sie behält die Nerven. „Ich überhole nur wenn ich auch kann.“ Vertrauen in Nele´s Fahrkünste haben Vater wie Mutter. Denn das Risiko fährt mit. „Ich habe gesehen, wie Fahrer auf dem Helm gerutscht sind. Das muss man nicht haben“, erklärt Peter Flunkert. Die Minikarts haben einen Sitz der über den Kopf geht und wie ein Überrollbügel schützt. Nele trägt einen Neck-Brace, eine Plastikstütze, die den Helm stabilisiert und Kräfte auffängt. Es habe sich viel getan bezüglich der Sicherheit.

Das nächste Ziel der Gymnasiastin ist der Einstieg in den ADAC-Motorsport mit der nationalen C-Lizenz. Die ist zwar fast eine Formsache und nicht an Erfolge gebunden. Die könnten sich aber einstellen, denn in diesem Jahr fährt sie die Deutsch-Niederländische Meisterschaft mit. Je ein Rennen findet in Niederlanden und Belgien statt, das Fahrerfeld ist anspruchsvoller als bisher. Danach schließt sich die internationale C-Lizenz an, die mit ärztlichem Attest inkl. Sehbescheinigung verbunden ist.

Im Motorkart-Sport kann man schnell 50 Tsd. Euro pro Jahr investieren. Einige Sponsoren hat Nele Otter bereits. „Es dürfen gerne mehr werden“, strahltdie Schülerin. Kontakt Peter Flunkert: 0178 533 4000

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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