"Krumphau und Krücke": Fechten wie vor 500 Jahren

Die Gruppe "Krumphau und Krücke" um Jan Gosewinkel (3.v.r.) orientiert sich am mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Fechten.      Foto: Volkmer | Foto: Volkmer
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  • Die Gruppe "Krumphau und Krücke" um Jan Gosewinkel (3.v.r.) orientiert sich am mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Fechten. Foto: Volkmer
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Ob die drei Musketiere, Cyrano de Bergerac oder Käpt’n Jack Sparrow – alle sind sie für ihre Fechtkünste bekannt. Dass diese aber alles andere als realistisch sind, wissen die wenigsten. Authentische Fechtkunst betreibt dagegen die Gruppe „Krumphau und Krücke“ in Unna.

Der Name sollte lustig und ungezwungen klingen, wie Jan Gosewinkel erklärt. „Krumphau ist ein Schlag mit dem Langen Schwert und Krücke eine Grundstellung beim Bucklerfechten“, erklärt er. „Unsere Gruppe trifft sich seit Anfang 2009. Wir sind eine Untergruppe der Jiu-Jitsu-Abteilung des PSV Unna.“
Momentan übt die Gruppe hauptsächlich mit dem Langen Schwert nach der Fechtschule von Johannes Liechtenauer. Dieses ist etwa 1,35 m lang und wird mit beiden Händen geführt. Die Gruppe führt aber regelmäßig Sondertrainings mit anderen Blankwaffen durch. Dazu gehören auch das Axtkämpfen oder der Säbel. Aber auch das Rapier wurde schon behandelt. „Wir haben uns dabei auf das Fechten um 1570 nach Joachim Meyer konzentriert.“ Zu der Zeit hatte das Rapier noch eine breitere Klinge, die nicht nur Stechen, sondern auch Hauen möglich machte.
Im Gegensatz zum Schaukampf wird beim historischen Fechten keine Kampfchoreografie einstudiert. „Wir verhalten uns so, als wollten wir dem anderen wirklich ans Leder, und sprechen nichts ab“, erklärt Gosewinkel den Unterschied. „Trotzdem achten wir natürlich darauf, dass wir uns nicht gegenseitig verletzen.“
Im Gegensatz zum Sportfechten wird auch nicht in Punkten gerechnet. "Wenn ich meinen Gegner am Bein treffe und er mich sofort danach am Kopf, bin ich 'tot'", beschreibt er. Außerdem sind alle Würfe und Griffe erlaubt, die man einsetzen kann. "Es gibt keine festen Regeln."
Das Fechten in Kinofilmen hält Gosewinkel nicht für besonders realistisch. "Die Bewegungen sind meistens viel zu groß und zu weit", sagt er. Des Weiteren werden für Filme oft asiatische Kampftrainer engagiert, durch die die Duelle möglicherweise spektakulärer wirken, aber nicht sonderlich realistisch.
Im Grunde kann jeder ­historisches Fechten erlernen; besondere Sportlichkeit ist nicht von Nöten. „Es hilft natürlich, wenn man fit ist. Wichtiger als Stärke ist vor allem Kondition“, so Gosewinkel. Vor allem das Tragen der Schutzkleidung oder gar das Kämpfen in einer kompletten Rüstung kann schnell dazu führen, dass der Schweiß in Strömen fließt. Durch Maske oder Visierhelm wird zusätzlich das Atmen behindert. „Vor dem Training machen wir nur Dehnübungen. Für seine Kondition tut jeder was privat“, sagt Gosewinkel.
Die Waffen halten, je nach Qualität, mehrere Jahre. "Preiswerte können aber auch schon nach ein bis zwei Jahren kaputtgehen", so Gosewinkel.
Für Kampfkünste hat sich Gosewinkel schon seit der Kindheit begeistert. "Ich fand es immer dann interessant, wenn man beim Kämpfen etwas in der Hand hatte. Bei mir war es oft ein Stock", erzählt er. Später hat er sich im Internet über historisches Fechten informiert und ist über eine Gruppe in Liechtenstein "reingekommen". Schließlich lernte er René Fischer kennen, mit dem er die Gruppe in Unna gründete.
In Deutschland gibt es etwa 2.000 Leute, die historisches Fechten betreiben. "Das Problem ist, dass sich viele Leute entweder für Kampfkünste oder Ritter interessieren", sagt Gosewinkel. "Bei den Kampfkünsten wählen sie dann oft die asiatischen, weil sie diese für eleganter halten. Wer sich für Ritter interessiert, will dagegen oft gar nicht richtig kämpfen."

Zur Zeit besteht die Gruppe aus zehn Mitgliedern. „Neue Mitglieder sind immer willkommen“, so Gosewinkel. Über schwertkampf-unna@gmx.de kann jederzeit mit ihm Kontakt aufgenommen werden. Die Gruppe trainiert meist montags in der Sporthalle der Anne-Frank-Realschule in Unna. Besucher sollten sich vorher anmelden.

Autor:

Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost

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