Initiative "Unna.braucht.Eis." plant für Herbst 2020 "Eis frei" - Stadt Unna sieht "Unwägbarkeiten"
Keine "Plastik-Eislaufbahn" in Königsborn

Eine Begutachtung des Eishallendachs am 21. November ergab ein positives Ergebnis: v.l.  Jens Hezel (Materialprüfungsamt) Matthias Krupinski und Unnas Beigeordneter Jens Toschläger. | Foto: Stadt UN
  • Eine Begutachtung des Eishallendachs am 21. November ergab ein positives Ergebnis: v.l. Jens Hezel (Materialprüfungsamt) Matthias Krupinski und Unnas Beigeordneter Jens Toschläger.
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Als ambitioniert lassen sich die aktuellen Pläne der Bürgerinitiative „Unna.braucht.Eis“ sicher bezeichnen. Dem Projekt „Eissporthalle“ weht zwar „warmer Wind“ entgegen, Zunächst stehen aber Pachtvertrag und Steuerfragen im Fokus der laufenden Gespräche. Zwar ist der Aufwand für das Dach geringer als befürchtet, vergleichbare Angebote zu Umbau und Betrieb der Eisaufbereitungsanlage stehen aber noch aus und nicht zuletzt spielt der Klimaschutz eine Rolle.

Ein Bürgerentscheid hatte den Weg für Verhandlungen mit der Stadt Unna und den Fortbestand der Eissporthalle vor einem Jahr  freigemacht, trotz Sanierungskosten in Millionenhöhe. Was damals in ersten Überlegungen angedacht war, nahm in den letzten Monaten konkrete Formen an. Angrenzende Flächen, etwa Teile des großen Parkplatzes, könnten ohne extrem hohe Erschließungskosten bebaut werden. „Da ist Platz für eine sehr große Anzahl an Wohnungen“, erklärt Wilhelm Ruck von der Bürgerinitiative „Unna.braucht.Eis“. Detaillierte Pläne eines Architekturbüros lägen jetzt vor, die Steigerungen am Immobilienmarkt spielen dem Vorhaben zu. 

Bürgschaft offen 
Die BI hat ihr Konzept zu Sanierung und Fortbestand der Eisspporthalle an die NRW Bank zur Prüfung gegeben. „Was wir machen können liegt vor“, fasst Wilhelm Ruck zusammen. Doch bis der Antrag zur Übernahme der Bürgschaft durch die NRW-Bank eingereicht wird kann es noch etwas dauern. Zuvor müssen der Pachtvertrag mit dem betreibenden Verein sowie steuerlich-rechtliche Fragen abgeklärt werden. Der Königsborner Jugend Eishockeyclub (KJEC)  würde Gelder zwischen 2,5 bis 3,5 Mio. Euro beantragen. „Die genaue Summe muss in Gesprächen mit den Handwerksbetrieben besprochen werden“, so Ruck. Ermöglicht wird das Komplettpaket zur Regenerierung der Eissporthalle mit einem Sonderprogramm der NRW-Bank. Sie bürgt für 80% der Darlehen durch Kreditinstitute, 20% übernimmt die Hausbank des Sportvereins.
Leimbinder
Jetzt wird die Vergleichbarkeit der Angebote hergestellt, denn neue Spielerbänke und Verbandung sind teils eingepreist. Bisher konnten die Summen öfter nach unten korrigiert werden. Eine Begutachtung durch Experten ergab; das Dach ist in besserem Zustand als erwartet. Sobald die Temperaturen steigen, könnten die Dacharbeiten starten. Statt einer Neukonstruktion können die gewaltigen Leimbinder neu verpresst werden. Eine Kartierung erfasst jeden Winkel und Fuge der Konstruktion, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Eisaufbereitung
Der Weg, die Sanierung über den KJEC abzuwickeln hat sich bislang als günstig erwiesen. Die Stadt Unna lag mit ihren Schätzungen bei über 8 Mio. Euro. Lange Zeiträume für Ausschreibungen, wie sie bei der Verwaltung entstehen würden, entfallen jetzt. Ziel des Vereins ist es, das Eis in Unna zum Herbst 2020 wieder freizugeben. Denn die Arbeiten können parallel laufen.
Herzstück der Halle ist die Eisaufbereitungsanlage, für die es zwei Hauptoptionen gibt. Die bisherige Kältetechnik mit Ammoniak würde an das alte Rohrsystem angeschlossen. Unter den Aspekten Sicherheit und Reparaturkosten habe sich jedoch die Glykoltechnik durchgesetzt. Hier würde die Verrohrung durch Kältematten ersetzt. Die Eisaufbereitungsanlage mit Glykol würde in einem Container stehen. Sie ist die teuerste Technik. „Aber das Konzept sieht Rücklagen vor um spätere Reparaturen zu finanzieren“, erklärt Wilhelm Ruck.
Der Energieverbrauch sei etwas höher, die Anlage aber sicherer. Die Kosten belaufen sich für die Glykolanlage auf unter 1 Mio. Euro.
Unwägbarkeiten
Auf einen Zeitraum zur Wiedereröffnung der Eissporthalle möchte sich die Stadt Unna hingegen nicht festlegen. „Zu viele Unwägbarkeiten gibt es noch“, erklärt Pressesprecher Christoph Ueberfeld. Derzeit steht die Kartierung der Risse in der Holzkonstruktion an, im Anschluss die Verleimung des Tragwerks. Hier gehe Sicherheit in jedem Falle vor. Dauerhaft müsse für eine Kompensation der Feuchtigkeit innerhalb der Halle gesorgt werden, ob eine Klimaanlage eingebaut werde sei noch zu klären. Aussen vor sei bislang die energetische Sanierung der Halle geblieben. Eine für das Dach angedachte Photovoltaik-Anlage könnte hier die Planungen weiterbringen. Bisher ungeklärt sei eine Einschätzung zur möglichen Verkleinerung der Halle. Mit Blick auf eine mögliche Bebauung im Umfeld der Sporthalle gibt sich die Stadt Unna zurückhaltend. „Klar ist, das wir nach Möglichkeiten suchen müssen, die Sanierungskosten zu kompensieren“, so Christoph Ueberfeld. Für eine Wohnbebauung im nördlichen Bereich sei eine Änderung des aktuellen Bebauungsplans erforderlich. Ob ein Teil des vorderen Parkplatzes in Frage sei noch zu klären.

Plastik-Laufbahn
Als Alternative kam kurzzeitig auch eine „Eislaufbahn“ aus Kunststoff ins Gespräch. Die Kühltechnik entfiele. Großflächige Matten müssten allerdings jährlich gewechselt werden, dann als Sondermüll. Da beim Abrieb mit Kuven wohl Mikroplastik freigesetzt würde und vor allem, weil der Spielbetrieb auf „Plastikeis“ nicht erlaubt ist, scheiterte der Vorschlag.
Nachwuchsförderung
Das Trainings- und Sportangebot des Königsborner Jugend Eishockeyclub wird derzeit in Bergkamen angeboten. „Was auf lange Sicht nicht gut ist“, glaubt Wilhelm Ruck. Der Fahraufwand sei hoch, die Trainingszeiten abgespeckt. Trotz der Unwägbarkeiten beim Blick auf die Zukunft hat der KSC (ca. 150 Aktive) neue Mitglieder gewonnen, die gerne nach Unna zurückgehen würden. Eine „Laufschule für Kinder ab 3 Jahren“ etwa komme sehr gut an. Für die Nachwuchsförderung sei aber eine eigene Fläche mit ausreichenden Trainingszeit unverzichtbar.

Info

Während ihrer Betriebsjahre verzeichnete die Halle konstant rund 100.000 Eisläufer pro Jahr. Die 1976 erbaute Eissporthalle war fester Bestandteil des Sportangebotes in Unna und Mittelstück im „Sportgürtel“ zwischen Multifunktions-Hellwegsporthallen und Schwimmsporthalle „Am Bergenkamp“. Als Familienbetrieb von Uwe und Silvia Kuchnia geführt waren die Besucherzahlen mehr als zehn Jahre stabil. Noch 2015, als sich hohe Investitionskosten abzeichneten, wurden 7.000 Unterschriften zum Erhalt gesammelt. Drei Jahre später schwebte fast die Abrissbirne über der Sportstätte in Königsborn. Um einen Bürgerentscheid zum Erhalt durchzusetzen sammelte die BI „Unna.braucht.Eis“ weit mehr als 3000 Unterschriften und ebnete den Weg für Verhandlungen mit der Stadt Unna. Ein professionelles Nutzungskonzept und Engagement der Initiative hielten die Gespräche in Gange. Weitere Gespräche mit der Stadt Unna sind für den 16. und 27. Januar  geplant. Dann geht es konkret um Pachtvertrag und rechtliche Aspekte.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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