Vom Nordkap bis Gibraltar
VW-Reisebulli erhält Pflege im Wintercamp
(SR)Er ist eine Legende, Kultobjekt und Symbol der Hippiezeit wie kein anderes Automobil. Der VW Bulli fand ab 1950 im Laufe seines Lebens mehrere Millionen Fans, einer davon ist der Unnaer Fabian Tusche. Einem ausgemusterten Telekom-Transporter hauchte er als Wohnmobil neues Leben ein. Im Winterlager bringt er sein Reisemobil jetzt auf Vordermann.
Mit skeptischem Blick schaltet er die Gänge durch. Dann mit einem Lächeln: „Funktioniert, jetzt hat er fünf Gänge.“ Es sind schon elementare Arbeiten, die der Industriemechaniker dem VW-Bus angedeihen lässt. „Mein Bulli war ein Telekom-Messfahrzeug und den starken Gebrauch erkennt man.“ Der Tachostand von 250.000 Kilometern mit dem Originalmotor schreckte ihn beim Kauf vor zwei Jahren nicht ab, dank seiner beruflichen Fertigkeiten konnte er die meisten Arbeiten selbst erledigen. Für die „Jetzt helfe ich mir selbst“- Generation ist der VW-Bus seit Anbeginn ein dankbares Arbeitsfeld. Aus rundlich wurde zwar kantig, aber der T3 kam Ende der 70er- Jahre mit deutlichen Verbesserungen gegenüber seinen beiden Vorgängern daher. Lademaße und Zuladung hatte Volkswagen deutlich gesteigert, Lenkung, Achsaufhängung und Motorisierung verbessert. Die Kastenform bot sich jetzt noch mehr für Campingfans zum Ausbau an. Die Modelle Caravelle und Multivan stehen für äusserte Einsatztauglichkeit und gute Umbaumöglichkeiten.
5-Gang-Getriebe
Wie eben für Fabian Tusche. Sein Transporter bot anfangs nur gähnende Leere im Innenraum und einen deprimierenden Blick in die Technik. Verkleidungen und Boden waren kaum zu gebrauchen. Die Ausstattung war sehr karg. Der Metallfachmann machte sich an den kompletten Innenausbau. Schränke, eine kleine Küche, einen Ess- und Sitzbereich baute er ein. Das Hubdach schafft Schlafraum für 2 Personen. Eine Markise macht die Nutzung als Wohnmobil perfekt. Doch die Technik des Transporters stellte Fabian Tusche vor Herausforderungen. Einer kompletten Überholung folgte der Einbau eines 5-Gang-Gebtriebes. „Für Urlaubsfahrten viel leiser und angenehmer.“ Nach fast 30 Jahren verlangte der T3 nach neuen Dichtungen und kleineren Schweißarbeiten. Durch den TÜV rutscht der Wohnbulli jetzt ohne Mängel. Ein Hobby mit Beschäftigungsgarantie wird der Bulli immer bleiben. Bald muss die Dieselpumpe abgedichtet werden.
Gibraltar
Aber dann freut sich Fabian Tusche auf die schönen Seiten des Wohnmobils. So richtig Lust auf Langstreckenreisen holte er sich schon bei einer Fahrt zum Nordkap. Rund 6.000 Kilometer tuckerte der Bulli zuverlässig durch Skandinavien. Mit seinen 57 PS lässt er die Tachonadel zwar bis 130 km/h krabbeln, richtig angenehm ist es aber bei Reisetempo 100. Im nächsten Sommer zieht es Fabian Tusche in den Süden. Gibraltar heisst das Ziel, das er sich gemeinsam mit Bullifreunden aus der Umgebung gesteckt hat. Dann hat der T3 etwa 9.000 Kilometer vor sich. Aber bis dahin wird er weiter kräftig in Schuss gebracht. Winterzeit ist Schrauberzeit für Fabian Tusche, der schon mal einen Pavillon in die überhohe Garage am Habbesweg gestellt hat, um dem Heizstrahler eine Chance zu geben.
Info
Der „letzte, echte Bulli“, korrekt Typ2-T3, war der letzte Hecktriebler der Serie und wurde zwischen 1979 und 1992 gebaut. Von den rund 1,2 Mio. Exemplaren gingen die meisten ins Ausland. Gut erhaltene Modelle sind beliebt und erzielen heute den Preis eines damaligen Neufahrzeugs. Die nächste Generation kommt ab 2020 als E-Bulli und soll Technikvorbild seiner Klasse sein.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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