Parkinson und Sport
Im Kreis Unna gibt es über 250 Selbsthilfegruppen.
Die Parkinson Selbsthilfegruppe Unna gehört dazu. Sie hat sich als Regionalgruppe Unna der Deutschen Parkinson Vereinigung e. V. organisiert und ist 2002 gegründet worden. Es sind zurzeit rund 90 Mitglieder:
Parkinson Patienten, Angehörige, Freunde und Förderer der Parkinson Selbsthilfe.
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Lebensumstände von Parkinson-Patienten und deren Partner zu verbessern, so Dr. Hans Wille, Leiter der Gruppe.
„Gemeinsamer Sport gehört dazu“
Hintergrundinformationen Parkinson und Sport von
● Dr. Hans Wille, Leiter der Parkinsongruppe
Als Unternehmer hatte ich mich 2002 im Alter von 65 Jahren eigentlich in den Ruhestand entlassen. Ich ging einmal pro Woche zum Fitness-Training, endlich regelmäßig ohne Rücksicht auf geschäftliche Verpflichtungen.
Meine Frau, die an Morbus Parkinson erkrankt war, schloss sich der örtlichen Parkinson Selbsthilfegruppe an. Nach einigen Jahren wurde sie gebeten, sich um die Finanzen dieser Gruppe zu kümmern. Das war für mich der Anlass, mir die Gruppe genauer anzusehen. Ich war beeindruckt, dass es der Gruppe gelang, hochrangige, international anerkannte Experten zu Vorträgen nach Unna zu holen. Ich wurde Mitglied und übernahm einige Aufgaben zur Unterstützung der Gruppenleitung:
Internet-Auftritt, Info-Flyer, gedrucktes Jahres-Programm. Außerdem gewann ich einige neue Spender und beantragte Zuschüsse, so dass die Finanzierung der Gruppe eine neue Basis erhielt. Ende 2010 wurde ich zum Gruppenleiter gewählt
Im selben Jahr habe ich einen Bericht über Peter Hornung gelesen, der die HORA-Therapie für Parkinson-Patienten entwickelt hat. Ich organisierte eine Gruppenreise zu Peter Hornung nach Münsingen (das liegt südlich von Stuttgart) für eine Intensiv-Woche mit dieser Therapie.
Wir hatten 19 Teilnehmer, 10 Betroffene und 9 Partner. Für alle Teilnehmer war es ein voller Gewinn. Wir waren begeistert. Einer unserer Teilnehmer hat sich spontan entschlossen, die Therapie in seinem Sport-Center in Unna übergangslos fortzusetzen: Ulrich Milcke.
Als Ergänzung zu der üblichen Parkinson-Therapie mit Medikamenten wurde schon Krankengymnastik, Ergotherapie, Reha-Sport u.a. zur Verbesserung der Beweglichkeit von Parkinson-Patienten angeboten - und von den Krankenkassen bezahlt.
Aber die Bedeutung des Sports für das Allgemein-Befinden des Parkinson-Kranken ist eigentlich erst durch die Erfolge der Logopädischen Therapie „Lee Silverman Voice Treatment“ erkannt worden.
Mit dieser Therapie gelingt es, einen nur noch unverständlich sprechenden Patienten dazu zu bringen, wieder laut und deutlich zu sprechen. Diese logopädische Therapie zielt darauf, die für das Sprechen verantwortlichen Muskeln zu stärken. In Analogie dazu wurde inzwischen die BIG-Therapie entwickelt, die die Stärkung aller Muskeln durch große Bewegungen (englisch: big) zum Ziel hat. Offensichtlich eine Neu-Auflage der HORA-Therapie.
In der Fachwelt wird zurzeit die Meinung vertreten, die spezifische Ausgestaltung des Parkinson-Sports sei nicht so wichtig, wenn die Stärkung der Muskeln mit Koordinationstraining verbunden wird. Wichtiger ist aber, dass das Training regelmäßig und intensiv erfolgt.
Der gemeinsame Sport der Betroffenen mit den Angehörigen dient außerdem der Motivation. Das ist auch für die „gesunden“ Angehörigen eine Bereicherung.
Hintergrundinformationen Parkinson und Sport von
● Ulrich Milcke, Sportlehrer
Seit 30 Jahren liegt der Schwerpunkt in meiner Sport- und Schwimmschule auf Gesundheits- und Breitensport.
2010 bin ich mit der Hora-Therapie, einer Therapie, um Parkinsonpatienten zu helfen, ihr Leben länger selbstbestimmt zu führen, in Berührung gekommen.
Die Parkinsonselbsthilfegruppe Unna hatte eine Therapiewoche in Münsingen bei Peter Hornung gebucht, der diese Therapie mit Neurologen entwickelt hat.
Ziel dieser Therapie ist es
Fehlhaltungen zu korrigieren, das Gleichgewicht zu schulen, die Atmung zu verbessern, das Herz - Kreislaufsystem zu stärken, ein sicheres Gangbild zu bekommen, die Körperkraft und Ausdauer zu steigern und die deutliche Sprache und die Gesichtsmimik zu verbessern!
Meine Frau ist auch Parkinsonpatientin und deshalb hat mich diese Therapie besonders interessiert! Der Ansatz sowohl Parkinsonbetroffene und Ihre Partner gleichzeitig zu trainieren, scheint dabei besonders wichtig, da die Partner von Parkinsonbetroffenen täglich- je nach Krankheitsfortschritt - mit dem Partner sehr intensive und körperlich anstrengende Arbeiten zu verrichten haben. Fitness ist deshalb auch für den „Gesunden" unablässig.
Therapiewoche in Münsingen
Diese umfaßte täglich ein 6 - 8 stündiges Trainingsprogramm, bestehend aus einem Theorieteil ( was ist Parkinson? wie und warum wirkt sich die Krankheit so aus? welche Belastungen haben Partnerschaften unter dieser Erkrankung auszuhalten? usw. ) und einem körperlichen Trainingsprogramm:
Koordinationsgymnastik, Herz - Kreislauftraining betreutes Gerätetraining, Rückentraining, therapeutisches Nordi - Walking, Atemschulung, Gehschulung, Entspannungstraining.
Sehr schnell konnte man bei allen Probanten große Fortschritte sehen.
Allerdings wurde allen sehr schnell klar (gemacht ), dass nur kontinuierliches weiteres trainieren, den Erfolg beibehalten und ausbauen konnte.
Das war der Grund, warum viele in Münsingen bei Peter Hornung sehr große Erfolge hatten, im Anschluss ohne kontinuierliches Training aber sehr schnell wieder in alte Verhaltensmuster zurückfielen.
So hat mich die Gruppe schon in Münsingen gebeten, ob ich nicht in meiner Sportschule so etwas etablieren könnte.
Schnell war klar, dass man zu Hause neben allen anderen täglichen Verpflichtungen, nicht täglich mehrere Stunden trainieren konnte.
Also habe ich mein Konzept auf der Grundlage der Hora-Therapie den täglichen Gegebenheiten angepasst!
● Am Montag und Freitag
1 Stunde Kraftausdauertraining und vorher oder anschließend 1 Stunde Reha fit ( Mattentraining mit Herz- Kreislauftrainig, Koordinations- , Kräftigungs- , Gleichgewichts- , Dehn- und Entspannungs- Übungen)
● Am Mittwoch
1 Stunde Nordic - Walking oder Konditionstraining in der Halle und ganz wichtig - für das Gruppenerlebnis als Motivationshilfe - gemeinsames Kaffeetrinken.
Dieses Trainingsprogramm das wöchentlich 5 stunden umfasst ziehen wir seit Oktober 2010 ohne Abstriche durch. Nicht ohne Stolz können wir darauf hinweisen, dass noch kein Teilnehmer freiwillig das Training und die Trainingsgruppe verlassen hat. Der Sport ist heute ein fester und strukturierender Bestandteil im Leben der Parkinsonbetroffenen!
Die Disziplin und die Anstrengungen der Trainierenden zu sehen und die Dankbarkeit zu spüren, dass sie bei uns trainieren können, ist jedes Mal für uns ein Motivationsschub!
Es ist einfach auch schön zu sehen, mit welch großer Selbstverständlichkeit die Parkinsongruppe auch von unseren anderen Kunden akzeptiert und oftmals hilfreich unterstützt wird!
Erfolg und Zusammengehörigkeitsgefühl machen mich auf dieses bundesweit einmalige Projekt stolz!
Hintergrundinformationen Parkinson und Sport von
● Linda Cornelius, staatl. geprüfte Gymnastiklehrerin
Mit meiner Zusatzausbildung im Behindertensport kann ich gezielt auf die Bedürfnisse der am Sport Teilnehmenden eingehen. Ich freue mich, dass die Gruppe so gut und motiviert mitmacht. Noch mehr freue ich mich, wenn ich Fortschritte erkennen kann.
● Marianne Ihne, stellv. Gruppenleiterin der Parkinsongruppe Unna
Ich begleite meinen an Parkinson erkrankten Mann regelmäßig zu den Stunden.
Der gemeinsame Sport für Betroffene und Partner verbessert den Allgemeinzustand der Betroffenen und hält auch mich fit.
Links
»Parkinsontreff Unna
»Sportcenter Milcke Unna
23.01.2014 13:10:24
Autor:Jürgen Thoms aus Unna |
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