Marktlücke beim Blauen Engel

Diane Bruners, Unnaer Umweltberaterin der Verbraucherzentrale NRW | Foto: privat
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Unna. Pünktlich zum neuen Schuljahr haben Kaufhäuser, Discounter und Schreibwarengeschäfte Schulhefte als Aktionsware im Programm. Man­che Hersteller werben inzwischen mit diversen Umweltsiegeln für ihre Produkte. Aber nicht alle diese Aufdrucke sind seriös.

„Etliche Firmen geben sich mit Pseudo-Labeln und anrührenden Bildern von bedrohten Tierarten bloß einen ökologischen Anstrich. Fast keines dieser Ange­bote ist aus Recyclingpapier“, erklärt Diane Bruners, Umweltberaterin der Verbraucherzentrale NRW.
"Wir haben zehn Geschäfte in der Innenstadt von Unna unter die Lupe genommen und das Schreibwarenangebot bezüglich ihrer Umweltfreundlichkeit geprüft und festgestellt, dass kein Anbieter eine Komplettausstattung mit dem Blauen Engel anzubieten hat. In der Richtung gibt es eine wirkliche Marktlücke in unserer Stadt. Ein Schreibwarengeschäft konnte zumindest eine Grundausstattung von Heften, Collegeblöcken und Buntstiften mit dem FSC- oder Aqua Pro Natura Siegel anbieten. Diese sind aber nicht aus ressourcenschonendem Recyclingpapier. Vereinzelt findet man in Drogerien und Discountern Produkte mit dem Blauen Engel , doch meist sind diese in den Regalen versteckt. Unsere Erfahrung zeigt, dass viele Unnaer Bürger sehrwohl auf umweltfreundliche Produkte achten und diese auch kaufen würden, nur leider sind sie bei den Papierwaren schwer zu finden und man muss auf den Versandhandel im Internet zurückgreifen, möchte man Papier mit den Bestnoten nutzen."

Wer einen wahren Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten möchte, dem hilft folgende Notenvergabe bei der Beurteilung, welche Hefte im Unterricht Schule machen sollten:

Sehr gut : Das Umweltzeichen "Blauer Engel" ist und bleibt ein Musterschüler. Hefte mit diesem rechtlich geschützten Logo sind zu 100 Prozent aus Altpapier. Deren Produktion verbraucht weniger Energie und Wasser als bei anderen Papieren. Außerdem ist es verboten, bei der Herstellung chlorhaltige Bleich-Chemikalien und andere schädliche Stoffe einzusetzen. Unter www.heftefinder.de kann jeder im Internet nachsehen, welcher Laden in der Nähe die zertifi­zierten Recyclingprodukte verkauft oder wo sie sich bestellen lassen.

Gut : Wer auf Papieren mit dem Aufdruck "100 Prozent Altpapier" oder "FSC-recycled 100 Prozent" schreibt, kann sicher sein, dass für deren Herstellung keine Bäume gefällt wurden. Da diese Pro­dukte ausschließlich aus Altpapierfasern bestehen, wird für die Herstellung auch weniger Energie und Wasser benötigt. Über den Einsatz von Chemikalien sagen die Aufschriften jedoch nichts aus. Die Auszeichnung "FSC-recycelt 100 Prozent" wird vom FSC ( Forest Stewardship Council) vergeben, einer internationalen, gemeinnützigen Organisation, die sich für eine ökologisch und sozial verantwortliche Nutzung von Wäldern einsetzt.

Befriedigend : Das FSC vergibt noch ein weiteres Zeichen, das so genannte FSC-Mix-Siegel. Anders als bei den Papieren mit der 100-Prozent-Garantie wird für Produkte mit dem Mix-Label Holz geschlagen. Das Mix-Siegel verdienen sich diese Papiere damit, dass nur zertifiziertes Holz aus kontrollierten Quellen eingesetzt werden darf. Altpapier ist – wenn überhaupt – lediglich beigemischt. Deshalb wird bei der Herstellung dieser Papiere mehr Energie und Wasser verbraucht als bei den100-Prozent-Produkten. Um das Mix-Zeichen zu bekommen, ist es zudem unerheblich, ob und in wel­chem Maße Chemikalien verwendet werden.

Ausreichend : Das Zeichen "PEFC" (Programme for the Endorse­ment of Forest Certification Schemes) steht für ein internationales Zertifizierungssystem nachhaltiger Wald- und Holzwirtschaft. Die Auszeichnung bezieht sich wie beim FSC-Mix-Siegel nur auf den Rohstoff, der aus PEFC-zertifizierten Wäldern stammt; Altpapier kann beigemischt werden. An die Vergabe sind geringere ökologi­sche und soziale Kriterien geknüpft als an die des FSC-Siegels. Auch das PEFC-Label sagt nichts über die eingesetzten Chemika­lien und den Energie- und Wasserverbrauch aus. Zur Note "ausrei­chend" reicht es auch nur für Papiere mit den Abkürzungen "ECF" (elementarchlorfrei – teilweise chlorfrei) und "TCF" (Totally Chlorine Free – total chlorfrei). Die Kürzel geben an, ob chlorhaltige Chemi­kalien als Bleichmittel verwendet wurden. Je weniger davon im Wasser landet desto besser. Für Papiere mit diesen Beschriftungen wurden auf jeden Fall Bäume gefällt.

Mangelhaft : In den Geschäften tauchen immer wieder Hefte ohne jeden Hinweis auf die Zusammensetzung des Papiers und die ein­gesetzten Chemikalien auf. Der Preis für die im Vergleich zumeist billigeren Produkte können hohe Belastungen für Umwelt und Klima sein. Das gilt auch für all die Hefte, die Hersteller mit selbst erfun­denen Logos versehen. Mal gaukeln Bezeichnungen wie "klima­freundlich" oder "Weltpark Tropenwald" eine Produktion vor, die ökolgische Kriterien berücksichtigen soll. Mal locken typische Natur-Symbole von Bäumen, Wassertropfen oder Mutter Erde umweltbe­wusste Kunden zum Kauf. Ob diese Firmen tatsächlich ökologisch wirtschaften, Umwelt- und Klimaschutz bei der Herstellung berück­sichtigen, ist völlig unklar. Alle Hersteller, die keine Angaben zu Rohstoffen und verwendeten Chemikalien machen, sollten sitzen bleiben – und zwar auf ihren Schulheften.

Abbildungen der unterschiedlichen Zeichen gibt’s im Internet unter www.vz-nrw.de/schulhefte. Weitere Informationen zu ökologischen Schulmaterialien haben die Umweltberater in den örtlichen Beratungs­stellen der Verbraucherzentrale NRW parat – Adressen unter www.vz-nrw.de/umweltberatung.

Autor:

Jörg Stengl aus Unna

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