Lehrstellensituation in der Region: „Es fehlt generell an geeigneten Bewerbern“
Eigentlich klingt es ganz einfach: Schüler sucht Ausbildungsplatz, Arbeitgeber hat Ausbildungsplatz. Trotzdem scheint es immer schwieriger zu werden, Lehrstellen passend zu besetzen.
Bettina Otte von der Kreishandwerkerschaft bringt es auf den Punkt: „Man kann davon ausgehen, dass auch jetzt noch in allen Bereichen Lehrstellen unbesetzt sind und noch besetzt werden könnten, wenn der Bewerber passt.“ Warum aber kommen Lehrlinge und Lehrherren immer seltener zueinander? Und was tut ein Lehrling, der alles richtig macht?
Ausbildungsbetriebe sowohl in der für den Kreis Unna zuständigen Industrie- und Handelskammer als auch die in der Handwerkskammer organisierten Betriebe spüren vor allem den demografischen Wandel. Über die Jahre ist die Zahl der Lehrstellen-Suchenden zurückgegangen - analog zu den zurückgehenden Geburten: „Von den geschätzten 200 bereits im vergangenen Jahr nicht besetzten Ausbildungsplätzen in der Region wurden für die Hälfte vor knapp zwei Jahrezehnten einfach keine Bewerber geboren“, erklärt Bettina Otte. Und auch bei der IHK heißt es: „Der Fachkräftemangel, er wird auch auf dem Ausbildungsmarkt sichtbar: Die Zahl der Schulabgänger sinkt und die besonders qualifizierten unter ihnen - die Abiturienten - streben in immer größerer Zahl ein Studium an."
Gesunkene Qualität der Schulausbildung?
Ein weiteres Problem ist die aus Sicht der Ausbildungsbetriebe gesunkene Qualität der Schulausbildung. „Mancher Auszubildender hat große Probleme, dem Unterricht in den Berufsschulen zu folgen, weil die Grundlagen fehlen“, weiß Jörg Burchert, Geschäftsführer von Rewe Burchert in Unna aus eigener Erfahrung als Lehrherr. Handwerksbetriebe sehen oft ein mangelndes Verständnis ihrer Azubis gerade in den ausbildungsrelevanten sogenannten MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.
Doch die schulische Bildung ist nicht alles, viele Lehrherren legen mehr Wert auf die rein menschlichen Grundlagen. Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, eine hohe Motivation - wer hier punkten kann, kann so manche schlechte Note auf dem Zeugnis wettmachen.
Doch auch hier hapert es immer öfter. Was aber nicht unbedingt nur bei den Schülern liegt, „ich bemerke immer öfter, dass meine Bewerber kaum oder keine Unterstützung aus dem Elternhaus bekommen“, weiß Jörg Burchert zu berichten. Dabei ist das ein wichtiger Faktor für die Ausbildungsbetriebe. Und so rät auch die Sprecherin der Handwerkskammer dazu, bei ersten Gesprächen „die Eltern mitzunehmen und zu zeigen, dass auch die ihr Kind bestärken.“
Doch auch ausbildungswillige Schüler haben es nicht immer leicht. Betriebe, die ihre Lehrlinge als billige Arbeitskräfte ausnutzen oder die ihren Lehrlingen nur Hilfstätigkeiten überlassen, gibt es immer wieder. Zudem erfordern die kundenfreundlichen langen Öffnungszeiten auch von den Lehrlingen große Flexibilität. Für einen 16-jährigen ist es da nicht sehr verlockend, auch samstags bis 22 Uhr arbeiten zu müssen, während sich die Kumpels schon für die Disco bereit machen.
Bewerben - so geht's richtig:
-Frage klären: Was will ich werden? Welcher Beruf passt zu mir?
-Informationen über den Wunscharbeitgeber einholen, möglichst mit anderen Azubis sprechen
-Probearbeit oder Praktikum vereinbaren und diese Zeit als Chance nutzen
-fehlerlose Bewerbung abgeben, auf Rechtschreibung und Grammatik achten, professionelles Bewerbungsfoto
Infos auch unter:
Agentur für Arbeit
IHK Dortmund
IHK-Lehrstellenbörse
Kreishandwerkerschaft Hellweg Lippe
Autor:Elke Böinghoff aus Unna |
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