Familienpaten - Mehr als "Omi" für alle Fälle
Mitten in der Umschulung zur Pflegeassistentin sagte ihre Tagesmutter „Adieu“. Um Taissia (6) und Leonhard (9) hatte sie sich einen Monat kümmern können, jetzt stand Olga Wald aus Massen vor zwei Jahren als Alleinerziehende ohne „Kümmerin“ für die Kleinen da. Über das Jugendamt kam sie zum Angebot „Familienpaten“ und hat eine passende „Omi“ gefunden. Aber viele Familien warten lange vergeblich auf einen Familienpaten.
So ganz reibungslos verlief die Suche nicht. Drei Anläufe waren nötig, bis Olga Wald mit Heike Markert eine Ehrenamtliche fand, die sie bei der Aufsicht der Kinder unterstützen sollte. „Es passte von Anfang an“, erklärt Olga Wald. Das erste Treffen war für beide Seiten aufregend. Nach einem Anruf wartete sie auf die Familienpatin. Die suchte allerdings noch länger nach einem Parkplatz, kam etwas später aber gut gelaunt und so war die Sympathie auf beiden Seien direkt da. Beim ersten Treffen ist Birgit Hannibal, Leiterin des Projekts Familienpaten, immer dabei. „Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl“, so Olga Wald. Hinzu kommt, dass Heike Markert am selben Tag Geburtstag hat wie ihre Tochter Taissia.
Kümmerer
Heike Markert hat bereits Erfahrungen im Ehrenamt. „Und hier möchte ich etwas mit Kindern machen, weil ich selbst keine habe.“ Über das Angebot des Bündnis für Familie im Kreis Unna im Internet und die Ehrenamtsbörse kam sie im persönlichen Gespräch mit Birgit Hannibal dazu, dass es das Richtige sei. „Es passt auch zeitlich.“ Zwar sollten es ursprünglich ein bis zwei Wochenstunden sein, es ist aber mehr geworden. Seit September 2014 ist sie vier bis fünf Stunden pro Woche ist sie für die Kinder da. Und fand schnell einen guten Draht zu ihnen. Dem Sohn brachte sie Schach nahe, brachte ihn mit dem Schachverein in Kontakt. Jetzt nimmt Leonhard an der Schach-AG der Schiller-Schule teil. An Wochenenden unternehmen sie etwas in der Umgebung, besuchen die Bücherei und Heike markert bringt die Kinder zum Sportverein. Alles während der Arbeitszeit der Mutter, die als Pflegeassistentin im Seniorenheim Neue Caroline in Holzwickede arbeitet. „Dann machen wir Drei es uns schön.“
Die Arbeitseinsätze werden vom Familienbüro geplant, sind auch sehr unterschiedlich. Wenn Familienmitglieder von Olga Wald anwesend sind, ist es etwas weniger. Häufiger sind Einsätze, wenn die Mutter zur Frühschicht arbeitet. Dann weckt Heike Markert die Kinder und bringt sie zur Schule. „Ab ein bis zwei Stunden sind die Paten im Einsatz“, so Birgit Hannibal.
Bereicherung
„Man wird Teil der Familie“, haben Olga Wald und Heike Markert erfahren. Die Kinder fragen bereits nach der „Heike“, wenn sie einige Zeit nicht da war.
Sie empfindet die Patenschaft als Bereicherung und Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit. Die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und in anderen Bereichen etwas zu lernen ist für sie reizvoll.
Das Familienpatenprojekt entstand im Bündnis für Familie des Kreises Unna. Birgit Hannibal bedauert, dass die Nachfrage von Ehrenamtlichen etwas nachgelassen habe. Derzeit sind viele Familien auf der Suche nach einem „Kümmerer“. Aber es gebe offenbar Konkurrenz zwischen den Ehrenamtsangeboten. Das Familienbüro in Unna bietet den Familienpaten eine qualifizierte Fortbildung, eine fachliche Begleitung und Beratung, Austausch mit anderen Familienpaten und Versicherungsschutz.
Info
Derzeit sind 11 Paten in 9 Familien mit 14 Kindern tätig, es waren einst 19 Paten. Manche Familien warten seit einem Jahr auf einen „Ehrenamtlichen“. An Fähigkeiten sollten Interessenten den Spaß an Kindern mitbringen, tolerant im Haushalt sein, kommunikativ und offen sein. In einem Gespräch werden die Voraussetzungen besprochen. Als gleichberechtigte Partner sind sie für Kinder oder Eltern da, unterstützen Familien in vielen Bereichen des täglichen Lebens, z.B. bei der Kinderbetreuung, Freizeitgestaltung von Kindern, Begleitung bei Behördengängen, bei Hausaufgabenbetreuung, bei Gesprächsbedarf oder übernehmen ein Großelternfunktion.Die jüngste aktive Patin ist 31 Jahre. Interessierte können sich beim Familienbüro melden (Tel. 02303/103-553).
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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