Energiehelfer für Hilfeempfänger
Unna. Rund 1.000 Menschen, die von Transferleistungen leben müssen, haben die Energieeinsparberater Martin Göldner und Hedhili Akremi von der Diakonie Ruhr-Hellweg seit 2011 beraten. 50 Haushalte unterstützten sie mehrfach. Ergebnis: Im Schnitt könnten die Arbeitslosen ihre Energiekosten um rund 160 Euro im Jahr senken, in Einzelfällen um das Vielfache.
„Das ist Geld, das diese Menschen dringend zum Leben brauchen“, erklärt Jochen Nadolski-Voigt, Geschäftsführer der Arbeit und Lernen gGmbH der Diakonie Ruhr Hellweg. Im Second-Hand-Kaufhaus „Kaufnett“ der Diakonie Ruhr-Hellweg in Unna und in den Geschäftsstellen des Jobcenters Kreis Unna finden Bezieher von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld seit 2009 die zusätzliche Unterstützung: Die Energiesparberater helfen den Haushalten, die Energiekosten deutlich und dauerhaft zu senken. Sie kommen auch zur Einzelberatung ins Haus.
Das Jobcenter Kreis Unna unterstützt das Projekt, indem es die beiden Mitarbeiter über das Bundesprojekt Bürgerarbeit für die Dauer von drei Jahren stellt. Die Ausrüstung – von Messkoffern, Computern bis zu den Handys oder Infomaterialien in mehreren Sprachen - spendieren die Stadtwerke Unna. Sie garantieren zudem, dass die Helfer mobil sind und richtig Gas geben können: Ein erdgasbetriebener Fiat Multipla aus dem Stadtwerke-Fuhrpark wurde für den symbolischen Euro an die Diakonie verkauft.
Die Hilfe der Energiesparberater ist kostenlos und umfangreich: Interessierte Arbeitslosengeld II-Empfänger und Menschen, die auf Sozialgeld angewiesen sind, können sie anfordern. Nach einem ersten Gespräch nehmen die Berater bei Hausbesuchen gemeinsam mit den jeweiligen Interessenten deren Energierechnungen unter die Lupe, suchen mit Checklisten nach Energiefressern und mit Messgeräten nach unnötigen Verbräuchen.
Sowohl in Beratungsstellen als auch in den Kaufnett-Häuser der Diakonie Ruhr-Hellweg stellen wachsende Energiekosten ein großes Thema bei Beziehern von Transferleistungen dar. Dies gelte im Übrigen ebenso für die öffentlichen Haushalte, die in den Kosten der Unterkunft auch die angemessenen Heizkosten bezahlen.
Heizkosten, die über die angemessenen hinausgehen, müssen von den Leistungsbeziehern selbst getragen werden. Effektive Energieeinsparungen seien doch gerade für die Haushalte mit den geringsten Einkommen wichtig. So könnten z. B. Arbeitslosengeld II-Empfänger allein durch Abschaltung von Standby-Energieverbräuchen bis zu 50 Euro jährlich sparen. „Wir verbinden hier eine sinnvolle Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen mitenergetischen und umweltpolitischen Zielen“, erklärt Jürgen Schäpermeier, Geschäftsführer der Stadtwerke Unna. „Die klassische Energieberatung erreicht oft nicht alle Bürger. Die Haushalte, die mit Energierechnungen im Rückstand sind, haben Angst vor Zählersperrungen.“
Dem soll das Projekt entgegenwirken.
Glaubwürdig sind die Energieberater, weil sie aus eigener Erfahrung als ehemalige Arbeitslosengeld IIEmpfänger berichten können. Potenzieller Kundenkreis derzeit: ca. 3.300 so genannte Bedarfsgemeinschaften leben in Unna und Holzwickede von Arbeitslosengeld II, sagt Jürgen Klose, Experte vom Jobcenter Kreis Unna.
Bisher noch ungelöst ist ein Problem: Die Anschaffung von energieeffizienten Haushaltsgeräten ist in den Regelsätzen des Arbeitslosengeldes II nicht vorgesehen. 20 Jahre lang müsste zum Beispiel eine alleinstehende Mutter ansparen, um einen A+++-Kühlschrank finanzieren zu können. „Das ist absurd“, sagt Schäpermeier: Hier müssten Lösungen gefunden werden, etwa durch das Angebot von gespendeten Geräten in den Sozialkaufhäusern.
Die Energiesparberater erreichen alle Hilfeempfänger/innen über Tel. 02303725024523 bzw. über energiesparberatung@diakonie-ruhr-hellweg.de.
Sprechstunden in den Sozialkaufhäusern und in den Geschäftsstellen des Jobcenters Kreis Unna sind ausgeschildert.
Autor:Jörg Stengl aus Unna |
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