Bei schlechten Zeugnissen: Zuspruch statt Strafe
Kreis Unna. (PK) Die Zeugnisvergabe steht vor der Tür: Nicht selten stellt sich bei vielen Schülerinnen und Schülern ein mulmiges Gefühl ein. "Zu solchen Zeiten ist dann häufiger der Familienfrieden besonderen Belastungen ausgesetzt", ist die Erfahrung von Gerd Steiner vom Kreis-Fachbereich Familie und Jugend. "Ängste und Sorgen vor Bestrafungen und Auseinandersetzungen in den Familien sind vielfach an der Tagesordnung. Immer wieder erreichen uns Nachrichten, dass Kinder sich mit ihrem Zeugnis nicht nach Haus trauen", so der Diplom-Sozialarbeiter weiter. Stress in den Familien sei oft vorprogrammiert, wenn die Noten nicht stimmen.
Doch wie sollen Eltern mit den Zeugnissen ihrer Kinder angemessen umgehen? Wichtig ist zu klären, aus welcher Blickrichtung Eltern die Zeugnisse anschauen. Monatelang haben Kinder mal mehr und mal weniger ihre Hausaufgaben gemacht, haben Arbeiten geschrieben und sich mündlich im Unterricht engagiert - und dann "stimmen" die Noten nicht. Da tun dann Eltern gut daran, die Aussagekraft von Zeugnissen richtig einzuschätzen: "Kein Zeugnis bietet eine 100-prozentig objektive Diagnose der Leistungen einer Schülerin oder eines Schülers - und schon gar kein Werturteil über die Persönlichkeit. Zeugnisse stellen eine mehr oder minder scharfe Momentaufnahme dar, aber kein unwiderrufliches Urteil für die Zukunft", betont Gerd Steiner.
"Wenn Kinder ihre Zeugnisse bekommen, sollten auch die Eltern die Gelegenheit nutzen und ein wenig in das Schuljahr zurückschauen", rät er deshalb. Denn mit welchem Erfolg Kinder lernen, hängt von einer Vielzahl von Bedingungen ab: Sind sie gesundheitlich fit? Leiden sie unter familiären Belastungen? Wie viel Zeit haben Eltern und Kinder gemeinsam verbracht? Gibt es Reibereien mit Klassenkameraden? Wie kommen sie mit den Lehrern zurecht? Können sie Hausaufgaben in Ruhe erledigen? Nur bei Berücksichtigung dieser und anderer Einflüsse können Eltern sich ein angemessenes Urteil über die Leistungen ihrer Kinder bilden. Viel wichtiger noch: Ohne diese Fragen zu beantworten wissen sie nicht, wie sie ihre Kinder künftig besser unterstützen können. Darauf kommt es nämlich wirklich am Zeugnistag an: Nicht auf Abrechnung, sondern auf Zukunftsplanung. "Setzen Sie deshalb mit einem kleinen freudigen Ereignis einen Schlusspunkt unter das abgelaufene Schuljahr. Gehen Sie essen, in ein Eiscafé oder machen Sie einen Ausflug als Belohnung für die Mühe oder auch als Trost für das verunglückte Zeugnis", so Steiners Tipp.
Rat und Hilfe gibt es übrigens mehrfach: Bei der Psychosozialen Beratungsstelle des Kreises unter Tel. 0 23 01 / 91 33 40, beim Allgemeinen Sozialdienst in Bönen unter Tel. 0 23 83 / 92 16 0, in Fröndenberg unter Tel. 0 23 73 / 75 26 80 und in Holzwickede unter Tel. 0 23 01 / 91 39 20 oder auch bei der bundesweit geschalteten "Nummer gegen den Kummer": 0 800 / 11 10 333.
Autor:Jörg Stengl aus Unna |
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