Wohnungslosigkeit hat Konjunktur!
Die aktuell veröffentlichten Statistiken 2016 der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG) in Berlin sowie der integrierten Wohnungsnotfall-Berichterstattung in NRW geben Anlass zu wachsender Sorge. Die Wohnungslosigkeit ist 2016 in NRW im Vergleich zu 2015 um rund 15% gestiegen.
Das Frauenforum im Kreis Unna ist Träger der Frauenübernachtungsstelle und eines teilstationären Angebots für ehemals wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen. „Die Mitglieder im Landtagsausschuss für Gleichstellung und Frauen haben sich mit der besonders herausfordenden Situation wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Frauen beschäftigt,“ berichtet Geschäftsführerin Birgit Unger. „Von den fünf Regierungsbezirken in NRW liegt der Regierungsbezirk Arnsberg mit seiner Zahl wohnungsloser Menschen an dritter Stelle. Dabei bestätigen die NRW-Zahlen den von der BAG bundesweit geschätzten Anteil von 27% Frauen. Von den insgesamt im Kreis Unna Ende Juni gemeldeten Wohnungslosen sind rechnerisch somit 120 weiblich.“
Anja Wolsza, die Leiterin der Wohnhilfen im Frauenforum, sorgt sich um die Lebenslage und die Perspektiven der betroffenen Frauen: “Mit unseren Angeboten konnten wir tatsächlich nur 46 Frauen erreichen. Die Auslastung der Übernachtungsstelle liegt aktuell mit 94% um 8% höher als im Vorjahr, bereits 2016 gab es gegenüber 2015 eine 11%ige Steigerung. Immer mehr Frauen müssen wir bei einer Platz-Anfrage für die Übernachtungsstelle wegen Vollauslastung abweisen. Im Vorjahr waren es 17 Frauen, diese Zahl wird sich für 2017 mehr als verdoppeln.“
Auch im Kreis Unna mangelt es an einem ausreichenden Angebot von in Größe und Preis angemessenen Wohnungen für wohnungslose Menschen, für Alleinerziehende, für Menschen mit Beeinträchtigung, für ältere alleinlebende Menschen sowie für Flüchtlinge. "Auch für unsere Bewohnerinnen mit ihren Kindern im Frauenhaus wird es immer schwieriger, eine Wohnung zu finden", berichtet Birgit Unger. "Über alles brauchen wir noch viel mehr sozialen Wohnungsbau.
Auch wenn im Jahr 2016 in NRW mehr Sozialwohnungen gefördert wurden als in Bayern, Baden Württemberg und Hessen zusammen, es reicht nicht. In den unteren Preisklassen, die vom Jobcenter, von Sozial- und Grundsicherungsämtern anerkannt werden, sind kaum mehr bezahlbare Wohnungen zu finden. Hier sind Land, Kommunen und Kreise, aber auch Wohnungsbaugesellschaften mit ihrer Verantwortung gefragt.“
Das Frauenforum schließt sich den Forderungen der BAG Wohnungslosenhilfe an eine zukünftige Bundesregierung an. In einem Schreiben wurden die gewählten Bundestagsabgeordneten dazu aufgefordert, eine geschlechtsdifferenzierte bundesweite Wohnungsnotfallstatistisk einzuführen, um bedarfsentsprechend planen und bauen zu können. Zusätzlich sollen präventive Maßnahmen zur Verhinderung von Wohnungsverlusten ausgebaut und finanziert sowie gezielte Programme zur Verbesserung des Zugangs zum Wohnungsmarkt gefördert werden. „Wir freuen uns, wenn wir hören und lesen, dass die Staatseinnahmen deutlich wachsen,“ sind sich Anja Wolsza und Birgit Unger einig. „Ein reiches Land wie Deutschland hat also durchaus die Mittel, die Wohnungslosigkeit zu bekämpfen.“
Autor:Lokalkompass Unna/Holzwickede aus Unna |
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