Wahlkampf mit Plakaten: "Das ist Demokratie, das muss man aushalten"

Statt sich aus dem Weg zu gehen, stehen sich die Kandidaten auch der großen Parteien im Plakatwahlkampf Auge in Auge gegenüber. Nicht immer zur Freue der Bürger.
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  • Statt sich aus dem Weg zu gehen, stehen sich die Kandidaten auch der großen Parteien im Plakatwahlkampf Auge in Auge gegenüber. Nicht immer zur Freue der Bürger.
  • hochgeladen von Elke Böinghoff

Jetzt tauchen sie wieder an allen Ecken und Straßen auf: Wahlplakate, Plakatwände und über Straßen gespannte Banner. Nicht für alle Parteien lief es rund, die Grünen machten mit nicht wetterfesten Plakaten Schlagzeilen, andernorts waren völlig veraltete Plakate aufgetaucht.

In Unna läuft der Plakatwahlkampf bisher relaitv störungfrei, auch wenn zahlreiche Plakate bereits Vandalen zum Opfer fielen. „Wir haben acht Parteien insgesamt für 1.300 Plakate die Genehmigung erteilt, dazu kommen 36 Plakatwände, die wir sonst für unsere eigenen Veranstaltungen nutzen“, erklärt Stadtsprecher Oliver Böer. Die Plakate werden nun nach und nach im ganzen Stadtgebiet aufgehängt. Dabei ist jede Partei für ihre eigenen Plakate verantwortlich, parteieigene ehrenamtliche Plakatierer übernehmen die Arbeit des Klebens.

Dabei kommt es hin und wieder zu Missgriffen. Dann werden Verkehrsschilder behängt oder es kommt zu Sichtbehinderungen durch aufgehängte Plakate. „Aber das kommt wirklich nur selten vor, in diesem Jahr gab es bei 1.300 Plakaten gerade einmal zwölf Beschwerden“, weiß der Stadtsprecher. Geklärt werden diese Missgriffe dann „auf dem kleinen Dienstweg“, ein kleiner Hinweis genügt und die Plakate werden entfernt.

Nichtsdestotrotz haben die Angestellten des Ordnungsamtes in den kommenden Wochen ein scharfes Auge auf die Parteienwerbung. Denn auf keinen Fall darf es zu verkehrsgefährdenden Situationen durch solche Plakate kommen und auch nach der Wahl dürfen die Plakate nicht endlos lange weiter hängen bleiben.

Es gibt aber auch immer wieder Beschwerden, weil jemand nicht das Plakat einer bestimmten Partei zum Beispiel direkt vor seinem Grundstück hängen haben möchte. „Aber das ist Demokratie, das muss man aushalten“, macht Oliver Böer klar. So haben alle zur Wahl angemeldeten Parteien das selbe Recht auf Plakatierung, egal ob es nun die CDU ist oder die „Freien Wähler“.

Dass die Parteien für ihre Plakate verantwortlich sind, bedetuet auch, dass sie bei eventuellen Beschädigungen selbst ausbessern oder ersetzen müssen. Allerdings: Wer auch immer Hand an eine Wahlwerbung zwecks Zerstörung anlegt, beschädigt fremdes Eigentum - und begeht damit eine Straftat.
Bei den Bürgern stößt der Plakatwettkampf auf wenig Gegenliebe. Markige Sprüche, die relativ sinnfrei erscheinen, als uniform und wenig aussgekräftig werden die Plakate empfunden.

Anderer Meinung sind da natürlich die Kandidaten selbst

So zeigt sich Oliver Kaczmarek durchweg zufrieden - auch mit dem eigenen Bild: „Ich erkenne mich darin wieder.“ Allerdings hat der SPD-Kandidat auch die Möglichkeit genutzt, das Foto - zusammen mit einem Mitarbeiter aus der SPD-Zentrale in Berlin - auszusuchen. Der Rahmen der Kampagne allerdings wurde aus Berlin vorgegeben, damit für alle SPD-Kandidaten bundesweit ein einheitliches Bild entsteht. Entworfen und realisiert hat die Kampagne eine externe Agentur.

Anders bei den Piraten. Hier wurde alles parteiintern geregelt. So fiel auch die Entscheidung, vor Ort im Wahlkreis Unna nicht mit Direktkandidatenplakaten zu werben, im Rahmen einer offenen Diskussion. Stattdessen wirbt Unnas Piraten-Kandidat Marcel Clostermann für sich in einem eigens gedruckten Flyer. „Gesichter auf Plakaten empfinde ich immer auch als aussagelos und manipulativ“, findet der Student.

Auch Schwiegermutter ist auf dem Plakat

„Sehr zufrieden“ mit den Plakatmotiven ist CDU-Kandidat Hubert Hüppe. „Sonst hätte ich sie nicht drucken lassen“, erklärt er. Besonders das „Mensch Hüppe“-Plakat mit dem Jugendlichen und der älteren Dame, sagt ihm zu. „Zugegeben, die Dame ist meine Schwiegermutter. Aber es ist doch gut, wenn man sich mit seiner Schwiegermutter versteht – auch noch nach 29 Jahren.“
Die Entscheidungen über die Motive habe er letztendlich selbst getroffen, sagt Hüppe. „Natürlich habe ich bei der Bildauswahl als erstes meine Frau und meine Kinder befragt und einige Bekannte und Freunde – was die Auswahl für mich nicht einfacher gemacht hat. Die Idee für das Großplakat stammt von mir, hatte ich aber in ähnlicher Form schon vor vier Jahren. Für das ´Kopfplakat´ habe ich den Rahmen der Bundes-CDU übernommen. Dabei habe ich mich diesmal für ein Motiv ohne ´Zähne zeigen´ entschieden – obwohl meine gar nicht so schlecht sind.“

Wie „Die Linke“ sind auch „Die Grünen“ davon abgewichen, überwiegend mit Fotos der eigenen Kandidaten zu werben. Kandidat Malte Spitz findet: „Ich bin wirklich zufrieden mit den grünen Plakaten. Ich bin ja nicht nur grüner Direktkandidat hier vor Ort, sondern auch Mitglied des Bundesvorstands der Grünen. Damit war ich von Anfang an direkt an der Entwicklung der Wahlkampagne beteiligt.“ Die letztendliche Ausführung der Kampagne habe man aber doch lieber einer externen Agentur überlassen.

„Was mir gut an unseren Plakaten gefällt, sind die Aussagen“, sagt Walter Wendt-Kleinberg, „Die Linke“-Kandidat für den Wahlkreis Unna-Süd. „Im Vordergrund stehen dabei nicht die um Vertrauen werbenden Kandidatenfotos, sondern die inhaltlichen Aussagen zu Altersrente, gesetzlichen Mindestlohn, Auslandseinsätze der Bundeswehr usw. Vielleicht kann man über die eine oder andere Formulierung streiten, aber ich bin mit diesen Positionen zufrieden.“
Und wie wurden die Plakatideen koordiniert? „Die zentralen Plakate sind Ergebnis der innerparteilichen Diskussionen. Insofern bin ich aktiv mit dabei“, erklärt Wendt-Kleinberg.

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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