Vergangenheitsbewältigung Teil 2

Am 27.10. berichtete der Hellweger Anzeiger über Geschäftsgründungs-umstände des Kaufhauses Unna. Adele Kluth verfasste dazu einen Leserinnenbrief und der HA sah sich nicht in der Lage diesen zu veröffentlichen.

Zitat HA 27.10.

"Es gibt auch eine Vorgeschichte, die es verdient erwähnen erwähnt zu werden und aus der Schnückel-Chefin Silke Krischer auch kein Geheimnis macht. Die jüdische Familie betrieb 1937 das Textilgeschäft an der Massener Straße, bis die Nazis es enteigneten. Zu jener Zeit bekanntlich kein Einezelfall. Kaufmann Josef Schnückel erwarb das Gebäude."

Leserinnenbrief Adele Kluth:

„Es gibt eine Vorgeschichte, die es verdient erwähnt zu werden.“
„... zu jener Zeit bekanntlich kein Einzelfall.“

Was wollen Sie damit zum Ausdruck bringen? Enteignung, kein Einzelfall – da kein Einzelfall, nicht so schlimm? - von den Nazis enteignet – und dann von J. Schnückel gekauft, bedeutet das für Sie ein üblicher Kaufprozess? Im historischen Kontext gesehen wurde das Unrecht der Enteignung zu Recht erklärt. Auf keinen Fall ist es zu tolerieren, die Tatsache zu verschleiern oder zu verharmlosen. Vielmehr haben wir die Verantwortung, zu erinnern und uns aufmerksam mit unserem Recht und dem Umgang damit auseinander zu setzen, mit dem Ziel die Rechte aller zu schützen. Ein gebildeter und kritischer Umgang mit Sprache ist gerade in diesem Zusammenhang unverzichtbar.
Das sind nur einige wenige Gedanken zum Artikel, diese sind keineswegs vollständig.
Ich erwarte von Ihrer Zeitung Information, die der Familie Marcus den Platz einräumt, der ihr zusteht. Ich fordere Sie auf, durch eine kritische Berichterstattung einen Teil zur Bildung beizutragen, die uns hilft auf der Basis einer guten Geschichtskenntnis unsere demokratische Gesellschaft zu leben und zu schützen.

Autor:

Klaus Koppenberg aus Unna

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3 Kommentare

Claus Palm aus Unna
am 08.11.2012 um 07:30

Unrecht ist hier doch ein etwas hartes Wort. Ein bisschen eigene Recherche kann ich als Leser von den Medien schon erwarten. Es ist mir schon öfter aufgefallen, dass Informationen einfach durchgereicht werden, ohne diese zu hinterfragen.

Klaus Koppenberg aus Unna
am 08.11.2012 um 07:50

Sehr geehrter Herr Redel,
nach Ihrem Kommentar bleiben folgende Fragen.
Ist es richtig zu sagen, das 75jährige Schnückeljubiäum darf aus historischer Sicht so nicht gefeiert werden?
Darf die Lokalpresse in Unna eigentlich verhindern, dass eine kritische Haltung zum Jubiläum in der Zeitung veröffentlicht wird?

Klaus Koppenberg aus Unna
am 08.11.2012 um 12:32

Wunderbar Herr Redel, wir kommen dem, um was es geht immer näher. Nicht nur Schnückel, Nieder und Sors sind zu nennen. Sie haben recht, es ist nicht gerecht einzelne für die Gesamtsituation 1937 heranzuziehen. Die Nazis haben jedoch Rahmenbedigungen geschaffen, um der Besitz und das Vermögen von ca. 160 Menschen in Unna erbeuten zu können. Daran waren viele Menschen beteiligt.
Sie haben eine andere Meinung als ich und weil wir in einer Demokratie leben können wir diese frei austauschen.
Ich weise auf zwei Dinge hin. 1. Nur weil die Rahmenbedingungen günstig waren ist nicht jedes Verhalten als normal zu bezeichnen und kann deshalb Anlass für ein Jubiläum sein. Und 2. Muss es doch einen Grund geben, warum bestimmte Leserbriefe zurückgehalten werden. Demokratisch ist das jedenfalls nicht.