Selbes Ziel - unterschiedliche Wege: Radweg Unna-Welver
von Hermann Strahl, mit Unterstützung von Klaus Thorwart und Rudolf Kornrumpf
„Gegenwind kann wachküssen!“ Diese Radfahrerweisheit nahm der radpolitische Sprecher der Grünen, Horst Senke, wahr und lud zum runden Radtisch in Sachen Radwegausbau Unna-Welver. Die stillgelegte Bahnstrecke soll zum Qualitätsradweg ausgebaut werden. Kreisverwaltung und ADFC wollen ihn durchgehend mit asphaltierter Decke versehen. Wanderer (vor allem aus dem Sauerländischen Gebirgsverein, SGV), Läufer (z.B. aus dem Lauf-Team-Unna), diverse Umweltschützer und sparbewußte Bürger hatten ihren Unmut auch in Leserbriefen deutlich gemacht. Letzten Mittwoch tauschten alle Gruppen im Grünen Laden, Spon-tUN, gute Gründe in freundlicher Atmosphäre aus.
Die ADFC-Argumente, dass der Radverkehr aus ökologischen und ökonomischen Gründen weiter wachsen würde und dafür ordentliche Strecken geschaffen werden müssten, fanden alle Beteiligten, richtig. Die Debatte ging darum, was für wen ordentlich ist. Der Bahndammradweg am Tierheim ist für Asphalt-Skeptiker eben gerade ordentlich, weil die wassergebundene Decke hier die Radfahrer leicht entschleunigt, Läufer- und Wanderergelenke schont, von so dass hier besonders „Koexistenz-freundlich“ verkehrt wird. „Selbst mit Hundebesitzern gibt es hier keine Probleme! Man grüßt sich.“
Der ADFC sieht allerdings Probleme kommen, wenn die erwartete Radverkehrszunahme auf dem idyllischen Trassenstück zu Engpässen führt. „Gerade für Radtouristen ist die Streckenqualität entscheidend! Unna hat im Radtourismus deutlich Nachholbedarf und der Bahnstreckentourismus kultet derzeit!“ Doch im Sesekenetz und an den vielen Kanalradwegen im Ruhrgebiet wird massenhaft auf wassergebundenen Decken gefahren. „3 Stundenkilometer langsamer ermöglichen auch mehr Blicke in die Landschaft.“
„Laubbäumen und Winterdienst sind auf Asphalt deutlich leichter.“ „Da müssen in der Innenstadt noch viele Schulradwege geräumt werden, bevor hierfür Geld da ist.“ Und ohne Streudienst fanden speziell die Wanderer den jetzigen Zustand schneesicherer. An diesem Punkte gab es Debatten um den Stellenwert dieses Radweges, der von den meisten als „Freizeitstrecke“ genutzt wird. Hier tritt nur wenig Schul- oder Berufsverkehr in die Pedale. Alle waren sich auch einig, dass für den Ruhr-Rad-Schnellweg aus diesem Gründen die Trasse nicht geeignet ist.
Die Geldfrage schied auch die Geister, denn nach Kreisgutachtern ist Asphalt in Bau und Unterhalt billiger als die bisherige Lösung. „Wenn da nichts getan werden muss, kostet es auch nichts.“
Die Grünen geben die Beratungsergebnisse an ihre Kreistagsfraktion weiter, die am 20. November das Thema mit dem Chefplaner der Regionalverbandes Ruhr, Martin Tönnis, berät. Wenn Asphalt, sollte er hell sein, was die Hitzespeicherung mindert und sich besser in die Landschaft einpasst. „Besser wäre für alle eine Brücke an der Heerener Straße, die den komplizierten Umweg bis zur Nordlünerner Straße einspart!“ war Konsens, aber aus Kostengründen ist dieses Optimum in keiner Planung mehr enthalten.
Nebenergebnis der Runde war, dass beim Drahteselmarkt und bei der Neubürgertour die bewährte Zusammenarbeit der Gruppen intensiviert werden soll. „Wir bringen doch alle gern Unnas Bürger auf Grüne Wege, da sollte uns die Belag-Debatte nicht auseinander bringen.“
Autor:Elke Böinghoff aus Unna |
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