Schwarzer Weg - Nadelöhr für Radfahrer? Ihre Meinung?
Von Stefan Reimet
Die „Schwarzer Weg“ genannte Verbindung zwischen Hansastraße und Afferder Weg bezeichnete der Kreis Unna bei der Eröffnung kurz vor dem Fest als „vorweihnachtliches Geschenk“. Was mit rund 2,2 Mio. Euro gebaut wurde, bietet zwar eine Alternative für Kraftfahrzeuge, die innerstädtische Knotenpunkte zu den Stoßzeiten umgehen können. Radfahrer und auch Anwohner sehen aber angesichts deutlicher Zunahme des Verkehrs zwischen Unna-Mitte und Südkamen eher schwarz.
Zwar verläuft ein großzügig breiter Rad-/Fußweg parallel zum neuen Straßenabschnitt, doch spätestens hinter dem Kreisverkehr und in Richtung Dortmunder Straße wird es für Radler nicht nur unbequem sondern auch gefährlich. Denn unmittelbar nach dem Verlassen des Kreisverkehrs endet der Radweg, die Zweiräder müssen unvermittelt auf die Fahrbahn, die keinen Fahrstreifen für Radler mehr ausweist. Und das bleibt im weiteren Verlauf so.
Gefährlich eng wird es dann am Bahnübergang. In Prognosen geht der Kreis von einer Zunahme des Lastkraftverkehrs aus. Kommt im Begegnungsverkehr von Lkw auch noch der Zweiradverkehr hinzu, sind gefährliche Situationen und Unfälle vorprogrammiert.
Engstellen
„An diesen Engstellen möchte ich nicht Radfahrer sein“, erklärt Karsten Kirschke, Anwohner des Afferder Wegs. Jegliche Querungshilfe fehle. Ein schwerer Unfall sei bereits passiert, daraus sollte der Kreis Unna lernen. Doch Kirschke sieht noch ein weiteres Problem. Immer häufiger beobachte er Lastzüge, die zum Wenden auch seine Grundstückszufahrt nutzten. „Der Betonboden ist vom Drehen der Vorderräder bereits teilweise zerstört.“
Gefährlich knapp für Fußgänger werde es auch unmittelbar am Kreisverkehr, wo es eine extreme Engstelle zwischen Laternenpfahl und Fahrbahnbegrenzung gebe. Weniger als 60 cm betrage die Breite, zu wenig für Rollator oder Rollstuhl. Nachbesserungen an vielen Stellen sieht Kirschke als unumgänglich an. Zudem fehle eine Beleuchtung der Straße.
Auf weitere Sicherungsmaßnahmen angesprochen muss Jürgen Busch, Sachgebietsleiter Tiefbau, leider ablehnend reagieren. "Es fehlt schlicht der Platz dazu." Einige Gefahrenpunkte im Zusammenhang mit dem Bahnübergang könnten mit einer Unterquerung gelöst werden. Vereinbarungen mit der Bahn sind derzeit im Gespräch. Die Umsetzung ist aber vor allem von der Trasse der neuen Radfahrschnellestrecke RS1 abhängig. Die Radautobahn soll parallel zur S-1-Linie geführt werden und hätte Priorität vor der Straße. "Dann wäre eine Unterquerung der S-Bahnlinie ohnehin sinnvoll", so Planer Jürgen Busch. Noch im Januar sei ein Termin mit dem beteiligten Aufgabenträger "Straßen NRW" vorgesehen. Zeitachse: Der Kreis Unna sei bemüht, die Maßnahme innerhalb der kommenden fünf Jahre umzusetzen. Potenzielle Gefahren an der Bahnunterführung können kurzfristiger beseitigt werden. Der Abschnitt "Afferder Weg/ Kornstraße" soll zur Gemeindestraße zurückgestuft werden und damit weniger Verkehr anziehen. Von einer Zunahme des Verkehrs entlang des alten Afferder Weg geht Busch allerdings nicht aus. Der Bahnübergang "filtere" den Verkehr bisher und jetzt kehrten, nach der Baumaßnahme, viele Autofahrer wieder auf diese Route zurück,
Kommentar
Es scheint tatsächlich so: Beim Bau der neuen Verbindung wurde an Fußgänger und Radfahrer wohl zuletzt gedacht. Zwar entspricht der ganz neue Straßenabschnitt mit seiner Trennung von Auto- und Rad-/Fußverkehr dem aktuellen Baurecht, danach hört´s aber schon schmerzhaft auf. Wer nicht eben mit dem Kraftfahrzeug unterwegs ist, den zwingen Übergänge in den fließenden Verkehr zu extremer Aufmerksamkeit. Schon meine Testfahrt per Rad zur verkehrsärmsten Zeit am Samstagnachmittag zeigte mir, wie sehr "schwächere Verkehrsteilnehmer" zur Vorsicht angehalten sind. Was auf dem Bildschirm der Planer gut aussieht, offenbart vor Ort seine Tücken. Denn immer, wenn Fußgänger, Rollator- oder Rollstuhlfahrer oder Radfahrer sich in den fließenden Verkehr begeben müssen, ist die Unfallgefahr präsent. Wer mit dem E-Bike zügig unterwegs ist, wird noch stärker gefordert. Die Fortführung eines beschilderten Fuß-/Radweges entlang der K39n/Afferder Weg sowie Vorrangbereiche für "schwächere" Verkehrsteilnehmer an kritischen Stellen wie dem Bahnübergang wären das Mindeste, was von unser aller Steuergeldern machbar sein sollte. Zumal die Verkehrsstärke vermutlich zunehmen wird, sonst hätte die Umgehung doch wohl ihren Sinn verfehlt.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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