Werkstatt: Sinnvolle Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren
Neue Perspektive für 200 Menschen
Der wirtschaftliche Aufschwung ging an ihnen nahezu vorbei: 5.600 Menschen im Kreis Unna sind über ein Jahr ohne Arbeit, rund die Hälfte länger als zwei Jahre. 170 „Langzeitarbeitslose“ bekommen jetzt auf dem „sozialen Arbeitsmarkt“ im Kreis Unna eine langfristige Perspektive. Um das zu ermöglichen, haben sich Kommunen, Kreisverwaltung und Jobcenter unter der Trägerschaft der Werkstatt im Kreis Unna zusammengetan und ein gemeinsames Beschäftigungsprogramm aufgelegt. Rund 16,5 Millionen Euro lassen es sich die Partner kosten, langzeitarbeitslosen Menschen für 5 Jahre eine Stelle anzubieten – z.B. im Umweltschutz oder in der Stadtbildpflege.
Eine wertvolle Initiative, die auf Dauer angelegt und noch ausgeweitet werden sollte, sagt Herbert Dörmann, Geschäftsführer der Werkstatt im Kreis Unna. Denn gerade für diese Menschen sei Arbeit eben „nicht nur Mittel zum Broterwerb, sondern soziale Einbindung, Teilhabe am kulturellen und politischen Leben und vor allem persönliche Anerkennung.“
Sie helfen auf Friedhöfen, pflastern Wege in Parkanlagen, renaturieren Bachläufe, oder unterstützen Hausmeister in Schulen. Sie bereiten in der Tafel Frühstücke für Benachteiligte, sortieren Medien in Schulen und halten dort die Toiletten sauber, sie kümmern sich um ein sauberes Stadtbild oder gehen als Ordnungskräfte auf Streife – das Einsatzspektrum auf dem Sozialen Arbeitsmarkt ist breit. Von Bergkamen bis Selm sind die Teilnehmer/innen aktiv.
Helfende Hände, die da anpacken, wo Probleme liegen blieben, weil keine Kraft und kein Geld da waren. Hilfe aber auch und vor allem für die teilnehmenden Menschen: Viele von ihnen haben keinen Berufsabschluss, sind krank oder schon extrem lange arbeitslos. Alarmierend finden Herbert Dörmann und seine Fachkollegen vor allem den Anstieg an psychischen Beeinträchtigungen unter Langzeitarbeitslosen: Weit über die Hälfte der rund 2.000 Menschen, die allein die Werkstatt während der letzten Jahre in ihren Förderzentren betreute, hatten seelische Leiden.
Ob Folge der Arbeitslosigkeit oder Grund – meist ist es beides, sagt Dörmann: „Und gerade ohne Job und Perspektive wachsen auch die Probleme“. Sprachschwierigkeiten, Drogen, Überschuldung, bei vielen Menschen, die länger vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind türmen sich die Probleme. Treten „vier dieser Vermittlungshemmnisse zugleich auf, haben sie auf dem 1. Arbeitsmarkt gar keine Chance mehr“, erläutert der Experte.
Genau für diese Menschen „Arbeit statt Arbeitslosigkeit“ zu finanzieren, ist der Grundsatz des neuen „sozialen Arbeitsmarktes“, für den sich im Kreis Unna Wohlfahrtsverbände, Politik und Gemeindespitzen bis hin zum Landrat erfolgreich in Berlin und Düsseldorf stark gemacht hatten. Bis 2024 ist das „sozial-ökologische Beschäftigungsprogramm“ finanziert. Der Löwenanteil von 12 Mio. € stammt aus dem Bundesprogramm „Teilhabechancengesetz“, das über das Jobcenter umgesetzt wird. Die Kommunen steuern weitere Mittel in einer Größenordnung von 4,5 Mio. € bei.
Die Arbeiten werden von Kommunen und Kreis gerade im Bereich sozialer und ökologischer Dienstleistungen bereitgestellt. Umgesetzt werden die Arbeiten durch die regionalen Bildungs- und Beschäftigungsunternehmen wie der Werkstatt im Kreis Unna. Die organisiert im Kreis allein über 170 Stellen. Intensiv werden die Teilnehmer durch das Jobcenter begleitet, teilweise gelingt sogar der Übergang in eine feste Anstellung auf dem 1. Arbeitsmarkt. Für viele der Teilnehmer/innen seien allerdings dessen Anforderungen zu hoch, um so wichtiger daher jetzt die Chance, eine sinnvolle Arbeit auf dem sozialen Arbeitsmarkt zu haben, und die Möglichkeit, nach langen Jahren wieder „dazu zu gehören und gebraucht zu werden“, sagt Herbert Dörmann.
Autor:Ann-Christin Botzum aus Unna |
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