Nachtflugverbot für Dortmunder Flughafen - SGF fordert zum Protest auf

Flughafenidylle? In Dortmund wohl kaum. Seit Jahren wird um Landebahnverlängerungen und Flugzeiten gekämpft. Besonders Unnaer sind betroffen: 75 Prozent der Landeanflüge finden über dem Stadtgebiet statt. | Foto: Peter Freitag/Pixelio.de
2Bilder
  • Flughafenidylle? In Dortmund wohl kaum. Seit Jahren wird um Landebahnverlängerungen und Flugzeiten gekämpft. Besonders Unnaer sind betroffen: 75 Prozent der Landeanflüge finden über dem Stadtgebiet statt.
  • Foto: Peter Freitag/Pixelio.de
  • hochgeladen von Elke Böinghoff

Unna/Dortmund. Es begann ganz harmlos: In Brackel starten und landen bereits vor dem 1. Weltkrieg die ersten Flugzeuge, später landen hier auch Postflugzeuge und sogar das Luftschiff „Graf Zeppelin“ schaut vorbei. 1960 wird der Flughafen an die Wickeder Chaussee verlegt. Und dann kommt der Strukturwandel - und die Stadt Dortmund beschließt, aus diesem regionalen Kleinflughafen etwas ganz Großes zu machen. Zu Lasten auch der Unnaer Bürger.

Der Flughafen Dortmund verfügt inzwischen über ein modernes Terminal, eine 2.000 Meter lange Start- und Landebahn, auf der Flugzeuge bis 100 Tonnen unterwegs sind. 2012 konnte der Dortmunder Flughafen laut eigener Aussage 1.902.137 Fluggäste auf 30.518 Flügen begrüßen.

Viel zu wenig um wirtschaftlich arbeiten zu können, zumal die meisten Fluggäste mit den sogenannten Billigfliegern unterwegs sind“, ärgert sich Ursula Wirtz.

Seit 1998 ist es dem Flughafen nicht gelungen, schwarze Zahlen zu schreiben. „Das geht zu Lasten der Dortmunder Steuerzahler“, betont die Vorsitzende der Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm (SGF).
Doch mittlerweile geht es um viel mehr als nur um Geld. „Lärm macht krank, das ist inzwischen eine anerkannte Tatsache“, erklärt Werner Wirtz, der sich gemeinsam mit seiner Frau in der SGF engagiert. Besonders Lärmgeplagt sind dabei die Anwohner im Dortmunder Süden - und in Unna-Massen.

Der Unnaer Stadtteil macht immer wieder Schlagzeilen, weil aufgrund von so genannten Wirbelschleppen besonders tief fliegende Flugzeuge Dächer abdecken oder Markisen wegreißen. „Wenn landende Flugzeuge sogar Dachziegel mitnehmen, kann man sich vorstellen, wie laut diese Maschinen dann sind“, erläutert der Wickeder. Bis zu 85 dbA.

Nachtflugverbot soll aufgeweicht werden

Und nun soll es also um eine Aufweichung des Nachtflugverbots gehen. Der Airport möchte die allgemeinen Betriebszeiten von 22 Uhr auf 22. 30 Uhr erweitern - und Airlines, die ihre Maschinen über Nacht stationieren, ein zusätzliches Bonbon bieten: Ihnen soll der Airport bis 23 Uhr offenstehen - plus einer Verspätungsregel, die Landungen bis 23.30 Uhr erlaubt. Insgesamt will man bis zu sechs Flüge nach 22 Uhr durchführen können.

„In der Nacht empfindet man Lärm noch einmal ganz anders“, erläutert Wirtz. Doch bei den Lärmwerten wird gemittelt und es werden Durchschnitte errechnet, die letzendlich die Situation zwar vergleichbar machen, aber auch verharmlosen. Dabei hatte das Bundesverwaltungsgericht bereits 2006 festgestellt: „Für die Flughafenanwohner bedeutet jeder zusätzliche Flug eine zusätzliche Belastung, jeder Flug, der unterbleibt, eine Entlastung.“ Mittelwerte hin oder her.

„Und man denke in Unna nur an die beiden innenstädtischen Krankenhäuser, die genau in der Einflugschneise liegen. Wie sollen sich die Kranken denn erholen, wenn ständig Flugzeuge über ihre Köpfe hinwegdonnern?“, so Werner Wirtz.

Die zuständige Bezirksregierung in Münster will nun allen Bürgern die Möglichkeit geben, gegen die Ausweitung der Betreibszeiten ihren Einspruch zu formulieren - im Rahmen einer mehrtägigen Anhörung in den Dortmunder Westfalenhallen.

„Unsere Sorge ist, dass bereits eine Vorentscheidung gefallen ist“, erläutert Ursula Wirtz. Denn in einer Pressemitteilung der Bezirksregierung Münster heißt es: „Der Nachtflugbedarf ist nachvollziehbar dargelegt worden.“ „Wenn das ‚nachvollziehbar‘ sein soll, dann wird dem Antrag ja wohl auch stattgegeben“, fürchtet das Ehepaar Wirtz.

Von Montag, 22. April, bis Freitag, 26. April, jeweils von 9 bis 18 Uhr findet die Anhörung in der Westfalenhalle 8 statt. Von 13 bis 14 Uhr gibt es eine Mittagspause. Die Anhörung findet themenbezogen statt. Für die Anhörungstage wurde daher eine Tagesordnung erarbeitet, aus der ersichtlich ist, wann welche Themen diskutiert werden. Die Tagesordnung kann auf www.brms.nrw.de eingesehen werden. Sogar für eine Kinderbetreuung ist gesorgt.

Der ganze Aufwand - wozu?“, fragt sich inzwischen Ursula Wirtz. „Vielleicht wollen die sich einfach später nichts vorwerfen lassen. Schließlich ist Bürgerbeteiligung momentan in“, vermutet die engagierte Flughafengegnerin.
Nichtsdestotrotz fordert sie alle lärmgeplagten Bürger auf, sich an der Anhörung zu beteiligen und ihre Einwände vorzubringen.

Zur Hauptversammlung kommt auch der WDR

Die Anhörung wird auch Thema der Jahreshauptversammlung der SGF sein, die am Donnerstag, 18. April, ab 19.30 Uhr im Melanchthon-Gemeindehaus an der Kleistraße 8 in Unna-Massen stattfindet. Der neunte Tagesordnungspunkt „Laufendes Verfahren zur Betreibszeitenerweiterung“ wird dabei als erstes behandelt. „Der WDR hat sich angesagt, da machen wir das Wichtigste zuerst“, so Ursula Wirtz.

Flughafenidylle? In Dortmund wohl kaum. Seit Jahren wird um Landebahnverlängerungen und Flugzeiten gekämpft. Besonders Unnaer sind betroffen: 75 Prozent der Landeanflüge finden über dem Stadtgebiet statt. | Foto: Peter Freitag/Pixelio.de
Das Ehepar Ursula und Werner Wirtz engagiert sich seit Jahren für die Schutzgemeinschaft Fluglärm (SGF).
Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

4 Kommentare

Jürgen Thoms aus Unna
am 15.04.2013 um 17:39

Das ist ein sehr ausführlicher Bericht zur Situation des Dortmunder „Airports“. Als ich mich 1969
dazu entschieden habe, hier ein Grundstück in Obermassen zu kaufen, gab es den kleinen „Flughafen“ schon. Für mich war nicht der Flughafen der Grund für die Entscheidung. Ich benötigte günstige Verkehrsanbindungen. Für meine Kinder einen Kindergarten und eine Grundschule in der Nähe.
Unangenehm waren damals nur die Sportflieger am Wochenende. Das „Geknatter“ hörte nicht auf.

Ab Anfang 1990 habe ich beruflich, aber auch privat gerne Flüge ab Dortmund gebucht. Es waren kleine Maschinen von Eurowings mit 42 bis 48 Sitzplätzen. In einer Stunde war man in Leipzig, wofür man damals mit dem Auto einen ganzen Tag benötigte.

Ich habe auch an mehreren Tagen vor einigen Jahren eine öffentliche Anhörung in der Westfalenhalle besucht.
Dort waren 3.000 Plätze reserviert. Mehr als 20 Personen waren an den Tagen, wo ich diese Veranstaltung besucht habe nicht da.
Da habe ich mich schon arg gewundert:
Wo waren nur die über 10.000 Leute die sich als „Flugplatzgegner“ vorher in Listen eingetragen haben?

Fazit
Ich bin weder „Befürworter“ noch „Gegner“ des Flughafens.

Manfred Schuermann aus Essen-Ruhr
am 15.04.2013 um 19:15

@ Herr Thomas,

Ihr Beitrag ist nur einer unter unzähligen Belegen, wenn es um „Bürgerinteressen“ geht:
Große Klappe, nix dahinter!

Nicht weit von Dortmund gibt es sogar eine „Bürgerinitiative“, die vor sehr vielen Jahren einmal eine breite Resonanz erfuhr, aber heute nur noch aus einem greisen Ehepaar besteht, das regelmäßig noch die Behörden und die Presse quält, jedoch geflissentlich ignoriert wird.

Die Bürger haben sich daran gewöhnt, dass „andere“ zuständig sind, dass „andere“ für sie handeln und ihnen selbst dabei „die Kohlen aus dem Feuer“ holen. Sie dröhnen allerorten, was ihnen „auf den Keks“ geht und dass alles „so schlimm“ ist, und freuen sich, wenn „endlich“ eine Bürgerinitiative sich eines Problems annimmt. Doch wenn es dann darum geht, auch selbst „den Hintern hoch zu kriegen“ und an etwas teilzunehmen, „Flagge zu zeigen“, „Präsenz“ zu dokumentieren... -- dann ist ihnen das zu unbequem.
Ooooch nääääh... -- Hannemann, geh du voran.

Doch Vorteile, die andere vielleicht mühselig erkämpft haben, nehmen sie dann gern mit.

Miguel Blanco-Sanchez aus Dortmund-Süd
am 16.04.2013 um 16:41

Ich wohne im Dortmunder Süden und mich stört der Flughafen bzw. die Flieger nicht die Bohne.
Haben wir in Deutschland keine andere Probleme als diese ? Haben die GutMenschen nichts Besseres zu tun?
Ich kann verstehen, dass es nicht gerade sehr hilfreich ist, wenn man ein Grundstück oder Immobilie verkaufen möchte die am Flughafen ist, doch andere haben vor vielen Jahren gerade dort ein gekauft und haben sehr gerne die niedrigen Preise angenommen.
Dann machen wir das doch so. Wir stellen den Flughafen ein, und alle, die nach dem Flughafenausbau ein Grundstück oder Immobilie gekauft haben, sollen rückwirkend die Differenz nachzahlen. Am besten das Geld den Arbeitslosen des Flughafens spenden.