Mahnmal für die Opfer des Naziterrors
Christian Jänig, ehemals Chef der Unnaer Stadtwerke und Jürgen Düsberg, Unnaer Pfarrer im Ruhestand haben vorgeschlagen in Unnas Stadtmitte ein Mahnmal für die Opfer des Naziterrors zu errichten. Sie werden diesen Vorschlag in Form eines Bürgerantrages in der nächsten Woche bei der Stadt einreichen. Darüber hinaus möchten sie zu einer Diskussion über ihren Vorschlag anregen. Der folgende Beitrag soll in diesem Sinne verstanden werden.
Es gibt keine Opfer ohne Täter
Opfergedenken ohne die Täter zu identifizieren und die Tatumstände so genau wie möglich zu beschreiben, hat bedenkliche Auswirkungen. Ein von den Tatumständen isoliertes Opfergedenken führt dazu, dass das, was tatsächlich geschehen ist, anonymisiert wird. Die Täter werden zu „den Nazis“. Es sind keine konkret begreifbaren Menschen mehr. Das Davor und das Danach der konkreten Geschichte verschwimmt hinter einem Schleier des Unfassbaren, der, weil er sich nicht sinnhaft auflösen lässt, einen bedrohlichen Charakter bekommt. Dieser Bedrohung will man zwangsläufig ausweichen und es kommt zu einem reflexartigen Verdrängungsmuster. „Mit diesen alten Geschichten muss doch endlich mal Schluss sein.“ Da der Mensch aber ohne seine Geschichte nicht sein kann, wird das in der Vergangenheit Geschehene nach und nach angepasst an die aktuellen Bedürfnisse. Geschichte und Geschichten werden verschleiert und verklärt und letztlich verfälscht. Nachzulesen ist das in dem Buch „Opa war doch kein Nazi“ von Harald Welzer u.a..
All dies ist in Unna bereits geschehen und geschieht immer noch. In Unna wird ein Stadtarchivar geehrt, der sich nur bruchstückhaft mit der jüngsten Geschichte beschäftigt hat, gibt es ein Kaufhaus, für das eine räuberische Enteignung eine jubiläumswüdrige Geschäftsneugründung ist, gibt es eine Lokalzeitung, die die historischen Zusammenhänge verschleiert, gibt es Politiker, denen dies alles zu kompliziert erscheint und die deshalb lieber schweigen.
In Unna sollte zunächst die städtische Geschichte vor, während und nach der Zeit des Naziterrors mit ihren Auswirkungen untersucht und aufgeschrieben werden. Beispielhaft ist das in der Untersuchung der Historikerin Marlene Klatt "Unbequeme Vergangenheit. Antisemitismus, Judenverfolgung und Wiedergutmachung in Westfalen 1925-1965" geschehen. Dort ist die Geschichte der Opfer und der Täter in drei westfälischen Städten beschrieben.
Autor:Klaus Koppenberg aus Unna |
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