Landrat Makiolla hebt zum Abschied ab
Ein Stratege mit Bodenhaftung verlässt die "Kommandobrücke" im Kreishaus: Nach 30 Jahren in der Kreisverwaltung, davon 16 als direkt gewählter Landrat, verabschiedet sich Michael Makiolla (64) in den Ruhestand. Der Kreis Unna sagt: Danke!
Eigentlich hätte dieser letzte Arbeitstag ganz anders aussehen sollen. Eine große Verabschiedung war geplant, die Kamener Stadthalle gebucht, viele Gäste sollten kommen. Auf dem Programm hätte Musik von der Neuen Philharmonie Westfalen gestanden für den scheidenden Landrat, der lange Jahre auch Kulturdezernent war. Corona durchkreuzte die Pläne.
Dass es dennoch großen Bahnhof mit viel Publikum gab, dafür hatte der Personalrat unter freiem Himmel gesorgt: Mit der Drehleiter der Feuerwehr Unna wurde Makiolla abgeholt – direkt aus seinem Büro in der ersten Etage des Kreishauses – der Trakt wird hausintern "Kommandobrücke" genannt. Und damit verlor Makiolla kurzzeitig dann eben doch die Bodenhaftung.
Unten warteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in großer Zahl, um dem beliebten Chef zum Abschied zuzuwinken. Zuvor hatte Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke Landrat Makiolla im kleinen Kreis stellvertretend fürs Haus seinen Dank ausgesprochen.
"Ich hatte die große Chance zu gestalten und etwas zu verändern – nicht nur in meinem eigenen Umfeld, sondern in einer ganzen Region, dem Kreis Unna", unterstrich Makiolla mit Blick auf die lange Amtszeit. 1990 kam der Jurist nach einer ersten beruflichen Station beim Arnsberger Regierungspräsidenten als Dezernent in die Kreisverwaltung. Bis 2000 war er zuständig für Soziales, Jugend und Kultur, anschließend war er bis zu seiner ersten Landratswahl 2004 Kreisdirektor.
Entscheidend geprägt hat ihn ein ganzer Großer: Willy Brandt, Makiollas politische Leitfigur. Werten wie etwa Solidarität oder Humanität fühlte sich der Junge aus Holzwickede seit den Bonner Studententagen verpflichtet. Darüber hinaus kennt Makiolla als Kind des Ruhrgebiets die Geschichte und die Befindlichkeiten der Menschen in dieser Region. Dies machte ihn in strukturell wie finanziell schwierigen (Amts-)Zeiten zum richtigen Mann am richtigen Ort.
Stratege mit Bodenhaftung
Bodenhaftung, ein fast altmodisch anmutendes soziales Gewissen gepaart mit strategischem Denkvermögen und einem Klecks westfälischer Zähigkeit: Als dies warf Makiolla immer wieder in die Waagschale, um ein selbstbewusstes Profil für den Kreis herauszuarbeiten und ihm bei der Landes- und Bundespolitik Gehör zu verschaffen.
Gerechtigkeit als soziale Verpflichtung
Gerechtigkeit – das ist für Michael Makiolla weniger ein juristischer Begriff als soziale Verpflichtung. Auch dem Schlagwort vom "attraktiven Wirtschaftsstandort" verlieh er Substanz. Dabei ging es ihm einmal mehr um Chancengleichheit vor allem beim Zugang zu Bildung, um Respekt dem Andersdenkenden oder dem von anderswo Herkommenden gegenüber, natürlich um Wirtschaftskraft, Arbeitsplätze mit Perspektive, kurze Wege egal für wen über Straße, Schiene und Wasser.
Sicher leben – sicher sein
Sicher leben – sicher sein. Makiolla war qua Amt Polizeichef und er begriff den Wunsch der Menschen nach einem Leben ohne Angst ebenso als politische wie polizeiliche Aufgabe, der er sich immer wieder erfolgreich stellte. Sicher leben können - das muss auch für Hilfebedürftige und ältere Menschen gelten. Deshalb installierte Makiolla noch vor der Erfindung des Begriffs Netzwerk eben ein solches, macht Sozialplanung und Altenplanung so selbstverständlich wie Raumplanung.
Strukturwandel umfassend begreifen
Michael Makiolla steht für Nachhaltigkeit und weitete hier ebenfalls die Definition: Es ging an vielen Stellen um den Schulterschluss von Ökonomie und Ökologie, um Gleichberechtigung und Familienfreundlichkeit als zentrale Bausteine einer zukunftsfähigen Gesellschaft und natürlich um den langen Atem in Sachen Klimaschutz.
Gutes bewahren, Neues wagen – der Bogen spannte sich weit. Zum 1. November wird nun für Makiolla alles anders, anders schön. Auf eines freut er sich ganz besonders: "Ich kann endlich Zeitsouveränität zurückgewinnen." Jahrzehntelang war sein Vorzimmer Herrscher über den Terminkalender, jetzt kann er gemeinsam mit Ehefrau Gabi bestimmen, was wann gemacht wird. Radfahren gehört gewiss genauso dazu wie der eine oder andere Konzertbesuch. Aber ab sofort nicht mehr als Repräsentant des Kreises, sondern ganz privat. PK | PKU
Autor:V K aus Unna |
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