Kinder im Frauenhaus - Blick in die Zukunft lenken
Müttergespräche, Besuchszimmer für Kinder und Bärchen Bruno als Mutmacher - das Team des Frauenhaus im Kreis Unna möchte mit neuen pädagogischen Instrumenten den von Gewalt betroffenen Müttern mit Kindern Hilfe anbieten. Leitbild: Raus aus der Opferrolle - Blick in die Zukunft richten.
Mehr als 40 Frauen mit Kindern bot das Frauenhaus im vergangenen Jahr Schutz und Unterkunft. dass fast die Hälfte wieder in die häusliche Umgebung zurückkehrten, aus der sie teils mit polizeilicher Hilfe flüchteten, gab dem Team um Geschäftsführerin Birgit Unger jetzt auch Anlass, künftig mit aktuellen systemischen und erzieherisch-pädagogischen Methoden das Selbstbewusstsein der Frauen und Kinder zu stärken. "Die Kinder stellen wir mehr in den Mittelpunkt", erklärt Christina Schulz, Leitung Sozialarbeit im Frauenhaus.
Die seelischen Verletzungen sind meist das größte Problem. Erzieherin Britta Kollmann-Rost hat dazu ein neues Konzept entwickelt, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Kinder. Mit überdimensionalen Bausteinen erklärte sie jetzt im Frauenforum an der Hansastraße die Stufen. Da man nie die Aufenthaltsdauer kenne, sei Flexibilität verlangt. "Die Kinder sollen die Zeit hier nutzen." Mehr berücksichtigt werde künftig, das die Kinder aus gewohnter Umgebung herausgerissen werden, oft nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Bezugspersonen fallen teils weg, viele sind traumatisiert durch Streitigkeiten, Gewlt, Angst, Schlafmangel. Es fehle an sozialer Sicherheit, die Mutter werde meist nicht aus den Augen gelassen. Hier nimmt das Frauenhaus künftig das bisherige sozialle Umfeld mehr in Augenschein. "Die Umstellung ist zunächst groß", erklärt Britta Kollmann-Rost. Es gelte erst Vertrauen aufzubauen, da Verlustängste sehr groß sind. Ein offener Spielbereich steht bereit, ein Bewegungs- und ein Hobbyraum. Ein Spielplatz im Aussenbereich einschließlich Wasserspiel steht bereit.
Neue Erzieherin
Die gute Ausstattung führt Birgit Unger auf die Unterstützung von Spendern zurück. Aufgabe der Erzieherinnen, die ab sofort durch Gesa Middendorf unterstützt werden, ist es, mit Müttern wie Kindern ins Gespräch zu kommen. Da sich die Kinder häufig für die Konflikte verantwortlich fühlen sei das Schweigen oft an der Tagesordnung.
Neu ist der Umgang mit Trennungen aus Gewaltgründen. "Früher war es zappenduster für den Verursacher." Heute werde jede Person als eigenes System gesehen, dessen Rolle beachtet und bearbeitet werde. Der ganzheitliche Ansatz verspricht eine zügigere Kommunikationsmöglichkeit mit dem Kind. "Es gibt erst nur kurze Zeiten der Öffnung, in denen von Heimweh und Zerissenheit berichtet wird", so Kollmann-Rost. Sprach- und Mentalitätsbarrieren sieht das Frauenhaus als Herausforderung an. von 33 Frauen(2015) hatten 25 einen Migrationshintergrund. Auf die Hilfe einer Dolmetscherin werde zurück gegegriffen.
Öffnung nach aussen
Um das weitere Umfeld der Schutzsuchenden einzubeziehen geht das Frauenhaus auch neue Wege hinsichtlich der Anonymität. Die bisher aus Sicherheitsgründen erforderliche und gelebte Geheimhaltung von Standortnen soll etwas gelockert werden, um Zugangsschwellen abzubauen.
Bärchen Bruno
Zur Begleitung bekommt jedes Kind einen kleinen Stoffbären. Mit "Bruno" können sie über Gefühle sprechen, der Bär erlebt den Alltag des Kindes mit. Den Kindern wird zudem ein Anlass gegeben, über ihre Situation nachzudenken. Gefördert wird dies durch zeichnerische Darstellungen, in denen Kinder darstellen, wen sie etwa zu sich ins Haus einladen, mit wem sie auf dem Sofa sitzen möchten. "Das kann auch die Mutter sehen und dann wird einiges klarer", so Kollmann-Rost. Eine gemalte Stimmungsrakete führt das Gefühlsleben des Kindes vor Augen.
Mit den zusätzlichen pädagogischen Möglichkeiten möchte das Frauenhaus den Kreislauf aus Gewalt als Konfliktlösung und Rechtfertigung aus erfahrener Gewalt durchbrechen. Gesa Middendorf, die seit Juni im Frauenhaus tätig ist."So erleben Kinder den Einzug ins Frauenhaus oft nicht als Schutz. Sie sollen sich aber jetzt als eigene wichtige Zielgruppe erfahren mit eigenen Bedürfnissen." Aktiv und selbstwirksam zu handeln ist Ziel der sozialpädagogischen Arbeit des Frauenhauses, damit Mütter und Kinder neue Kontakte knüpfen und eine individuelle Perspektive entwickeln können. Wozu auch gehört, sich ein eigenes, neues Wohn-Umfeld zu schaffen.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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