Forensik in Lünen: Dringender Appell an Bürgermeister Stodollick
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Stodollick,
bitte hören Sie damit auf, von Lünen als einer "Stadt ohne Forensik" zu
träumen. Das ist, wie so oft bei Träumen, mit Verlaub gesagt, blanker Unsinn.
Das war Ihre Stadt, bevor die schöne Nachricht aus Düsseldorf eintraf. Ihre
verfehlte Strategie, übrigens auch die der Bürgerinitiative, ist schädlich
für die Stadt, zudem wecken Sie damit Hoffnungen bei den Bürgerinnen und
Bürgern, die Sie nicht erfüllen können. Ihre Stadt ist per Kabinettsbeschluss
auf der Grundlage eines formal korrekten Verfahrens unwiderruflich und de
facto eine Forensik-Stadt geworden. Daran ist nicht zu rütteln und damit
müssen Sie sich abfinden. Oder glauben Sie, das Ministerium sei dazu bereit,
die Büchse der Pandora bezogen auf einen Standort außerhalb der Stadt noch
einmal zu öffnen? Glauben Sie überdies, dass Sie dazu in der Lage sind, den
Kampf gegen die Argumente einer anderen Stadt, die sich ebenfalls mit Händen
und Füßen wehren wird, aufzunehmen? Das alles sind für den jetzigen Standort
Victoria I/II gefährliche Illusionen. Es geht jetzt nur noch um
Schadensbegrenzung. Es geht jetzt nur noch um das "Wo" und "Wie". Und das
haben Sie und der Rat der Stadt in der Hand. Der Presse entnehme ich, dass
Sie den Konflikt der beiden konkurrierenden Standorte (Zeche Victoria I/II
und Erlensundern) scheuen, um wie ich vermute, des lieben Friedens willen.
Das ist nachvollziehbar, aber letztlich unverzeihlich, weil fatal für die
Zukunft der Stadt.
Schaudert Ihnen nicht vor dem notwendigen Automatismus, der greift, wenn die
von Ihnen in der Presse propagierte Ablehnung des Verkaufs des
Stadtwerkegrundstücks durch den Rat der Stadt wirklich erfolgt? Damit wäre
nämlich die Victoriabrache wegen fehlender Alternative unwiderruflich wieder
erste Wahl. Der Standort dort wäre dann durch Ihr gefährliches Vabanquespiel
(Alles oder Nichts-Strategie) unwiderruflich Forensikstandort. Oder gibt es
neben den erwähnten Grundstücken noch andere Alternativen, die Sie zum
Nachteil der ehemaligen Bergleute und Migrantinnen und Migranten in der
anliegenden Zechensiedlung gegenüber dem Gesundheitsministerium bei der
Abfrage verschwiegen haben?
Die weiteren 4 Städte in NRW, die ebenfalls von der Forensik betroffen sind,
allen voran Wuppertal, suchen übrigens bereits in ihren Stadtgebieten nach
alternativen Standorten. Halten Sie sich für schlauer als die Bürgermeister
dort? Die Stadt braucht jetzt einen Strategiewechsel und zwar möglichst
schnell, weil uns, wie Sie wissen, die Zeit wegrennt. Ich habe die Vermutung,
dass Sie zum Nachteil der Viktoriasiedlung das Problem einfach aussitzen und
das Verfahren verfristen lassen wollen. Das wäre eine elegante, aber auch
unredliche Art das Problem zu lösen. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich
umgehend mit dem Gesundheitsministerium in Verbindung setzen und auf der
Grundlage eines Ratsbeschlusses fristgerecht ein geeignetes Grundstück zur
Verfügung stellen. Sonst wird man nämlich dort später die Hände in Unschuld
waschen und sich bei Nachfragen darauf berufen, dass die Entscheidung für die
Zechenbrache, unabhängig von guten Gründen gegen den Standort, richtig war,
weil eben nur dieses Grundstück fristgerecht zur Verfügung stand.
Ich vertraue in der jetzigen Situation auf mutige und charakterstarke
Ratsmitglieder, die trotz ihrer Parteizugehörigkeit, ihrem Wohnort und
Wahlkreis über Ihren Schatten springen und zum Wohle der Stadt eine
sachbegründete Standortauswahl treffen.
Mit Freundlichen Grüßen
und Glück Auf
Thomas Gorski
Unna, den 27.11.2012
Autor:Thomas Gorski aus Unna |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.