Was Corona mit dem Handel im Kreis Unna macht
Folgt ein tiefgreifender Wandel unserer Innenstädte?
Leergefegte Fußgängerzonen, geschlossene Ladenlokale: Beim Wirtschaftsgespräch der Industrie- und Handelskammer (IHK) stand die Frage „Was Corona mit den Innenstädten im Kreis Unna macht“ im Mittelpunkt.
Über 60 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung diskutierten über die Zukunft von Unternehmern und Beschäftigten in der Region. Auch das Thema Klimaschutz sollte auf den Plan kommen.
Unnas Bürgermeister Dirk Wigant zeigte sich über die aktuellen Entwicklungen besorgt: „Wir wollen und brauchen jetzt den Aufbruch, den Neustart in der Wirtschaft, in der Bildung, in der Kultur. Wir wollen und müssen die notwendigen Zukunftsinvestitionen in der Digitalisierung, der Mobilität und im Klimaschutz sichern, die auch schon vor Corona nötig waren.“
Große Worte, auf denen schnellstmöglich nun auch Taten folgen sollten.
Wirtschaftsförderer Martin Bick und Ulf Wollrath (IHK) analysierten die Situation der Innenstädte im Kreis und insbesondere in Unna.
Demnach führe Corona zu weniger Geschäftsbesuchen, auch abseits der Lockdowns und auf Dauer. Einerseits ginge der Trend weg von der Einkaufsstadt, hin zur Erlebnisstadt.
Wigant verwies darauf, dass auch der städtische Haushalt von großen Belastungen geprägt sei und dass wohl alle hier anwesenden Unternehmer*Innen unter den Folgen der Corona-Pandemie zu leiden hätten. Daher sei es um so wichtiger, dass feste, finanzielle Zusagen von Bund und Land folgen, um mit Schwung aus der Krise herauszukommen. „Wir haben einiges auf der Agenda“, unterstrich der Bürgermeister. „Wir warten dringlich darauf, dass es zu einer neuen Regierung kommt, die ihre Richtlinien klar zu erkennen gibt und sagt, wie es nun mit der Finanzierung weitergehen soll.“
Wird wieder mehr eingekauft?
IHK-Vizepräsident Andreas Tracz hat in diesem Zusammenhang die Bürger seiner Heimatstadt Unna im Blick und stellte die zentrale Frage des Abends: „Die Menschen gehen wieder in die Cafés und Restaurants. Ich sehe auch vermehrt Leute mit Einkaufstaschen durch die City schlendern. Sie scheinen also konsumfreudiger zu sein. Geht das jetzt so weiter wie vor der Pandemie oder folgt ein tiefgreifender Wandel unserer Innenstädte?“
Ulf Wollrath verwies dabei auf eine aktuelle Studie zur Zukunft der Städte: „Corona hat das Online-Shopping beflügelt. Das wird wohl nachhaltige Folgen auf den Handel vor Ort haben“, meint er. Noch mehr Insolvenzen, Geschäfts- bzw. Filialschließungen und der damit verbundene Personalabbau seien zu befürchten. Dennoch bliebe das Einkaufen einer der wichtigsten Gründe für den Innenstadtbesuch. „Andere Angebote müssen trotzdem hinzukommen. Nicht so viele Ein-Euro-Läden, sondern lieber auf Qualität, Dienstleistung und Service setzen.“
Neue Impulse für die City
Attraktive Impulse, um Menschen in die Innenstadt zu locken, könnten auch das Lichtkunstzentrum, diverse Feste oder Veranstaltungen in der Lindenbrauerei bieten. „Da braucht sich Unna nicht zu verstecken“, so Wollrath. Das Angebot sei allerdings auch noch weiter ausbaufähig.
Dazu hat Wirtschaftsförderer Martin Bick die Highlights auf einen Blick zusammengefasst: „Zu einer erfolgreichen Mittelstadt wie Unna zählt ein außergewöhnliches Ambiente, eine Vielzahl von inhabergeführten Geschäften, ein hoher Erlebniswert mit Cafés, Restaurants und Verweilorten, Sicherheit und Sauberheit, eine gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Auto oder per Rad, genügend Parkraum und natürlich kostenloses Wlan.“
Ein Problem sieht Bick beispielsweise darin, dass Innenstadtfrequenz fehle, da Ärzte- und Gesundheitszentren sich am Rande der Innenstadt befänden statt mittendrin.
Statistiken auf einem Blick
Vorgestellt und diskutiert wurden darüber hinaus aktuelle Stärkungsprojekte für die Unnaer Innenstadt. Die Moderation übernahm IHK-Vizepräsident Andreas Tracz.
Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der IHK, stellte dabei zunächst die positiven Statistiken heraus. So habe sich seit 2010 die Zahl der Beschäftigten im Kreis Unna um gut 24 Prozent gesteigert. „Dieser Zuwachs übertrifft den von 22,5 Prozent in unserem IHK-Bezirk sowie den deutschlandweiten (+19,1 Prozent) und den in NRW (+18,3 Prozent)“, erläuterte Schreiber. Zwar falle die Steigerung in Unna selbst mit 18,2 Prozent im gesamten Kreis am geringsten aus. „Dafür haben wir hier in Unna aber mittlerweile in absoluten Zahlen fast 30.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Ein Niveau, das im Kreis Unna sonst keine Kommune erreicht.“
Beim Thema Ausbildung habe Unna zwar noch nicht das Vor-Corona-Niveau von weit mehr als 300 neu eingetragenen Ausbildungsplätzen erreicht. Allerdings haben zuletzt bei 16 Unternehmen aus Unna junge Menschen ihre Ausbildung mit der Abschlussnote „Sehr gut“ beendet, davon wohnen 12 in der Kreisstadt.
Das gesamte Wirtschaftsgespräch ist übrigens zur Zeit noch im Netz unter: www.dortmund.ihk24.de zu streamen.
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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