Das dicke Ende kommt noch - Unnaer Polizisten werden immer älter

21 neue Polizeibeamte wurden jetzt innerhalb der Kreispolizeibehörde Unna verteilt: Vier zur Polizeiwache Unna, fünf zur Polizeiwache Kamen, drei zur Polizeiwache Schwerte, vier zur Polizeiwache Werne, einer zum Kriminalkommissariat Unna, einer zur Leitstelle, zwei zur Kriminalwache, einer zum Einsatztrupp. | Foto: Kreis Unna
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  • 21 neue Polizeibeamte wurden jetzt innerhalb der Kreispolizeibehörde Unna verteilt: Vier zur Polizeiwache Unna, fünf zur Polizeiwache Kamen, drei zur Polizeiwache Schwerte, vier zur Polizeiwache Werne, einer zum Kriminalkommissariat Unna, einer zur Leitstelle, zwei zur Kriminalwache, einer zum Einsatztrupp.
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Der Durchschnittspolizist im Kreis Unna ist 47 Jahre alt. Vor sechs Jahren lag der Altersdurchschnitt bei der Kreispolizeibehörde Unna noch bei 42 Jahren. Bis 2020 wird jeder dritte Polizist im Kreis Unna älter als 55 Jahre sein.

Diese Zahlen sind eine Tatsache - und bereiten Hans Volkmann, leitendem Polizeidirektor der Kreispolizei Unna durchaus Kopfschmerzen. „Das hohe Durchschnittsalter bereitet uns bei der Personalplanung für den Schichtdienst bereits jetzt immer mehr Probleme“, so Volkmann.

Und Personalplaner Jörg Deubner ergänzt: „Wir haben viele Kollegen, die nur noch Früh- oder Spätschichten machen dürfen, keine Nachtschichten mehr. Bei einer in den letzten Jahren ausgedünnten Personaldecke stellt uns das vor große Schwierigkeiten.“

Bezirksbeamte im Sondereinsatz

In Unna gibt es insgesamt drei Dienstgruppen zu je 20 Polizisten, die personell „bestückt“ werden müssen. in diesen Gruppen sind auch Beamte, die Urlaub haben oder krank sind. „Bei Großereignissen wie dem bevorstehenden Stadtfest müssen deshalb auch wir Bezirksbeamte ran“, erklärt Horst Kleinert. „Der Dienstplan lebt“, schmunzelt Deubner. Und: „Ich habe, glaube ich, noch nie erlebt, dass der am Montag aufgestellte Dienstplan bis zum Wochenende Bestand hatte“, so der Personalplaner. Denn ständig muss auf unvorhergesehene Ereignisse reagiert werden.

Kein leichtes Unterfangen, dass in den kommenden Jahren noch schwieriger wird. „Dabei ist das Problem nicht die allgemeine Fitness unserer Kollegen“, weiß Hans Volkmann. Wer Polizist - gerade im Außeneinsatz - wird, sei von vornherein sportlicher eingestellt. Vielmehr machen den Beamten mit zunehmendem Alter die psychischen Belastungen des Jobs zu schaffen. Die Wechselschichten, belastende Erlebnisse und die ständige Einsatzbereitschaft schlagen sich bei so manchem als Rückenbeschwerden, Schlafstörungen oder Burn-out nieder.

Die Kreispolizeibehörde versucht nun, ihren Beamten zumindest in Sachen Fitness zur Seite zu stehen. „Wir weisen unsere Kollegen verstärkt auf die Möglichkeit des Betriebssports hin“, erklärt Hans Volkmann, „außerdem muss jeder Polizist unter 50 jährlich ein Leistungsabzeichen absolvieren.“

Psychische Probleme durch den Schichtdienst

Auch das Schichtsystem wurde in Unna nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen umgestellt und bietet nun längere Pausen zwischen Nacht- und Frühdienst. „Das kam nicht bei allen Kollegen gut an“, weiß Horst Kleinert. Der „Dorfsheriff“ im Bereich westliches Königsborn hat bis vor kurzem ebenfalls Wechseldienst gemacht, ist nun aber froh über die regelmäßigeren Arbeitszeiten. „Die Wechselschicht hat ihre Vorteile, aber sie schlaucht auf die Dauer doch ganz schön. Ohne meinen Sport hätte ich erst gar nicht so lange durchgehalten“, weiß der passionierte Radfahrer. Die Diskussion über die vermeintlichen zu alten und damit unfitten Polizeibeamten ärgert ihn trotzdem. „Wer heute noch glaubt, dass Menschen über 50 ‚alt‘ sind, hat sich wohl noch nie in Sportvereinen umgesehen“, findet er. Dort seien nämlich vor allem ältere Teilnehmer.

Und tatsächlich ist die Fitness wohl auch mit die höchste Hürde bei Neueinstellungen. „Sport und Deutsch sind die Prüfteile, bei denen die meisten durchfallen“, weiß der Polizeidirektor. Diese jungen Menschen stehen im krassen Gegensatz zu den aktiven Beamten, die jedes Jahr aufs neue ihr Sportabzeichen machen.

Mehr Sport hilft auch nicht weiter

Doch Sportangebote und ein verändertes Schichtsystem sind nur Kosmetik für das eigentliche Problem: „Das alles hilft uns im Moment nicht wirklich weiter“, muss auch Hans Volkmann zugeben. Auch „Maßnahmen“ wie die Einführung der 41-Stunden-Woche und das Heraufsetzen des Pensionsalters führen eher zu einer Verschärfung des Problems als zu einer Entlastung.

Denn das eigentliche Problem liegt in der offensichtlich fehlgeschlagenen Personalplanung durch das Land in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten. „In den 70er Jahren gab es eine wahre Einstellungswelle, diese Kollegen gehen bis 2020 in Pension“, erklärt Volkmann. Zwar hat man die Zahl der Neueinstellungen bereits aufgestockt - doch lange nicht ausreichend um all diese Beamten zu ersetzen. Auch die jetzt begrüßten 21 neuen Beamten für die Kreispolizeibehörde sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zumal vier Beamte aus der Unnaer Behörde wegversetzt wurden.

Schulen fehlen die Kapazitäten

Außerdem: „Alle neuen Auszubildenden müssen nun eine Fachhochschule besuchen - und auch da sind die Kapazitäten begrenzt“, so der oberste Unnaer Polizist. Mal eben 1.000 Schüler mehr aufnehmen - das geht nicht. Erschwerend hinzu kommt, dass heute von sieben Bewerbern nur einer den Einstellungstest besteht. Es fehlen also nicht nur die Planstellen, sondern auch die geeigneten Bewerber dafür.

Probleme, denen die Kreispolizeibehörde machtlos gegenüber steht, sie muss auf Zuweisungen vom Land hoffen. Bis dahin heißt die Devise: „Dem Bürger immer so schnell wie möglich helfen“, so Jörg Daubner. Ein Ziel, dass man auch in den kommenden Jahren erreichen will - und wird. Zumindest darauf kann sich der Unnaer verlassen.

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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