Das AWO-Familienzentrum „Lilliput“ in Lünern ist jetzt „Acker-Kita“
„Kartoffeln gibt es auch in bunt!“

Jana (M.) und Antonia (r.) hören Alina Wieczorek von der Gemüse-Ackerdemie genau zu, wie sie ihr gemischtes Beet zu beackern haben.
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Ist es ein Kohlrabi? Oder ein Radieschen? „Ihr kennt es auch als Tee“, gibt Karen Bals von der Gemüse-Ackerdemie einen heißen Tipp. „Fenchel!“, schreien jetzt alle Kids im Chor. Seit Kurzem ist das AWO-Familienzentrum „Lilliput“ an der Lünerner Schulstraße 11 eine Acker-Kita – und deshalb wird jetzt im eigenen Vorgarten angebaut und später auch selbst geerntet.

„Das ist eine lila Kartoffel, denn Kartoffeln gibt es auch in bunt“, weiß Jana. „Darf ich die Kartoffel pflanzen?“, ist sie schon voller Tatendrang. So weit ist es aber noch nicht, denn zuerst startet Karen Bals mit einem kleinen Warm-up. „Viele große Regenwürmer machen Gymnastik“ turnt sie vor und alle reißen die Hände in die Höhe. Anschließend führt „Rudi Radieschen“ eine kleine Polonaise von fünf Kindern durchs frisch gegrabene Beet an. „Wir haben in der Einrichtung 62 Kinder, aber das Projekt ist speziell für die mittlere Altersgruppe gedacht, also die etwas größeren Kinder, die ihr Beet weiter begleiten können und die Ernte selbst miterleben“, erklärt Stephanie Göbeler-Lucan, Einrichtungsleitung des AWO-Familienzentrums „Lilliput“. „Wegen Corona haben wir die Kinder für den Pflanztag dann noch einmal in zwei Gruppen aufgeteilt.“
Dann geht es an die Arbeit. „Was braucht ihr?“, will Alina Wieczorek von der Gemüse-Ackerdemie wissen. Jana und Antonia schnappen sich Setzlinge, Haken, Schüppen und eine Gieskanne. Gemeinsam beackern sie anschließend in Gummistiefeln das gemischte Beet, in dem unter anderem Kohlrabi und Palmkohl wachsen sollen. „Den habe ich sogar schon pur gegessen“, erzählt Antonia stolz. Damit hat sie viele Erwachsenen etwas voraus, denn schon im Vorfeld haben sich die Kita-Kinder intensiv mit den verschiedenen Gemüsesorten auseinandergesetzt und wissen jetzt, dass Erbsen definitiv nicht in der Dose wachsen. Währenddessen stößt Jana auf das erste Tierchen und ist ganz mit der Rettung des kleinen Tausendfüßlers beschäftigt. Auch das gehört zum Eigenanbau.
Das Bildungsprogramm der „Gemüse-Ackerdemie“ hat vor fünf Jahren mit zwei Schulen begonnen. „Inzwischen sind rund 800 Standorte – also Kitas und Schulen – dabei“, berichtet Karen Bals. Die Diplom-Pädagogin sieht in der Entwicklung einen generellen Trend: „Die Wertschätzung für Regionalität und Bio-Produkte steigt in unserer Gesellschaft wieder und das zeigt sich auch an unserem Erfolg.“ Das Programm schafft Naturerfahrungsräume in Einrichtungen frühkindlicher Bildung. Ziel ist es, durch spielerisches und praktisches Erleben die Wertschätzung für Lebensmittel und das Interesse für biologische Vielfalt zu steigern. Durch den Anbau, die Ernte und das Verarbeiten von Gemüse lernen Kinder landwirtschaftliches Grundwissen und erfahren den natürlichen Verlauf eines Acker-Jahres mit allen Sinnen.
„Wenn es gut läuft, wollen wir die Ernte am Ende nicht nur selbst in der Einrichtung verkosten, sondern auch über einen Marktstand oder Kaufladen an unsere Eltern verkaufen, die uns hier tatkräftig durch Spenden und Vorarbeiten unterstützt haben“, freut sich Stephanie Göbeler-Lucan.

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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