Alfons Kittl feiert seinen 100. Geburtstag
Ein Steinmetz, der gerne Schneider geworden wäre

Alfons Kittl aus Opherdicke ist vor kurzem 100 Jahre alt geworden. Das Bild ist vor einem Jahr kurz vor der Corona-Pandemie entstanden. | Foto: privat
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Eigentlich wäre er gerne Schneider geworden, aber das hat nicht geklappt. Mit der Nähmaschine hat er trotzdem viel gearbeitet. Alfons Kittl aus Opherdicke ist im Januar 100 Jahre alt geworden und hat schon viel erlebt, dazu einen Krieg überlebt, eine lange Ehe geführt, zwei Kinder und einen Enkel bekommen. Heute lebt er zufrieden im Perthes-Haus in Holzwickede.

Kurz nach dem Ersten Weltkrieg wird Alfons Kittl am 22. Januar 1921 in Ulrichsreut, einem Stadtteil von Röhrnbach in Bayern geboren. Seine Eltern haben neben ihm noch elf weitere Kinder. Drei Brüder fallen allerdings im Krieg, zwei Schwestern sterben im Kleinkind-Alter. Viele Nichten und Neffen von Alfons Kittl leben aber heute noch in ganz Bayern verteilt.

Alfons Kittl geht in Röhrnbach zur Volksschule und macht dann eine Lehre zum Steinmetz, obwohl er lieber Schneider geworden wäre. Der begehrte Ausbildungsplatz ist allerdings schon vergeben. Im Zweiten Weltkrieg ist er unter anderem in Bordeaux stationiert und wird um ein Haar nach Stalingrad geschickt. Durch eine Krankheit erwartet ihn aber nicht Stalingrad, sondern das Lazarett. 

Anfang der 50er Jahre kommt Alfons Kittl nach Dortmund, um Arbeit im Steinbruch zu suchen. Erst arbeitet er in Schüren, dann in Opherdicke im Steinbruch. In Opherdicke lernt er auch Eleonore Hesse kennen. Ein Jahr später heiraten die beiden und wohnen zusammen mit Eleonores Mutter an der Mühlenstraße. Mitte der 50er Jahre kommt der gemeinsame Sohn Alfons Kittl junior auf die Welt, Anfang der 60er Jahre wird Tochter Claudia geboren. Enkel Chris, der Sohn von Alfons Kittl junior, bereichert seit Anfang der 90er Jahre das Leben der Familie. Statt im Steinbruch arbeitet Alfons Kittl schließlich als Maurer, später als Straßenwärter im Kreis Unna, bis er Anfang der 80er Jahre in den Ruhestand wechselt. 

Bis der heute Hundertjährige seinen Wohnsitz in das Seniorenheim in Holzwickede verlegt, liebt er das Werkeln am eigenen Haus und die Arbeit im Garten. Zusammen mit seiner Frau saniert und renoviert er im Laufe der Jahre das Haus neu, dafür wird jeder Pfennig umgedreht und immer wieder neu gespart. Aber auch das Schneidern bleibt eine Leidenschaft, der er nachgehen kann. Seine Schwiegermutter ist eine gelernte Schneiderin, seine Frau näht zuhause alles selbst und auch Alfons weiß mit der Nähmaschine umzugehen. Reißverschlüsse ersetzen, Hosen kürzen oder erweitern, das ist für ihn kein Problem. 

Seine Frau Eleonore stirbt nach 58 glücklichen Ehe-Jahren im Jahr 2012. Sie wird 87 Jahre alt. Alfons Kittl hat nun die 100 geknackt. Sein Rezept für ein langes Leben? "Er hat zwar jeden Abend sein Bierchen getrunken, was ein Grund sein könnte", sagt seine Tochter Claudia Kittl-Gottbehüt mit einem Augenzwinkern. "Aber wahrscheinlicher sind einfach gute Gene."

Autor:

V K aus Unna

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