Interview: Samy Molcho kommt nach Unna

Vom Pantomimen zum Professor

Der berühmte Pantomime-Künstler Samy Molcho ist ein Experte für Körpersprache, zudem ist er Regisseur, Buchautor, Professor und Familienvater. Am 7. Mai kommt der 85-Jährige zu einer Fachtagung nach Unna, die unter dem Titel „Mensch trifft Mensch - Die Bedeutung der Körpersprache bei aggressiven Konflikten am Arbeitsplatz" stattfindet. Der Stadtspiegel nutzte die Gelegenheit für ein persönliches Interview.

Waren Sie schon einmal in Unna?
Samy Molcho: "Nein, noch nicht, aber ich freue mich sehr darauf."

Andere Länder, andere Körpersprache?
Samy Molcho: "Die Grundfunktionen des Körpers und dessen Aussagen sind universell. Aber jede Kultur hat ihre Werte und ihre Tabus. Somit unterscheidet sich die Interpretation der Körpersprache aufgrund der Kultur. Die Bausteine der Körperfunktionen sind bei allen Nationen gleich (offene/geschlossene Hände haben bestimmte Funktionsmöglichkeiten). Die Interpretationen sind subjektiv und oft auch sozial bedingt.
Die Funktionen und Aufgaben des Körpers sind universell. Mit verschränkten Armen kann man nicht handeln, man muss zuerst seine Hände öffnen. Nur die Bedeutungen und Interpretationen der Gesten sind von Kultur zu Kultur verschieden."

In welcher Körperhaltung begrüßen Sie einen Ihnen bislang unbekannten Seminarteilnehmer?
Samy Molcho: "Nach allgemeinen Untersuchungen werden 70 bis 80 Prozent der Reaktionen und Entscheidungen durch nonverbale Kommunikation ausgelöst. Ich begrüße alle Menschen mit einem Lächeln und Offenheit."

Mit welcher Körpersprache begegnet man am besten einem Aggressor?
Samy Molcho: "Erst mal mit Offenheit und mit Verständnis für seine Gefühle, aber nicht unbedingt für seine Argumentation und Art von Lösung. Aggression ist immer ein Resultat von Frustration, jedoch stark situationsabhängig. Es gibt keine allgemeinen Antworten, sondern nur situationsbezogene Analysen. Mehr darüber in meinem Seminar in Unna."

Und wenn Sie einen nicht mögen, wie verbergen Sie das?
Samy Molcho: "Ich verberge es nicht, sondern versuche mit der Person zu klären, was mich irritiert."

Gibt es Verhandlungen, bei denen Sie im Vorfeld schon wissen, wie sie ausgehen?
Samy Molcho: "Wenn man schon im Vorfeld den Ausgang weiß, ist es eine erfüllte Prophezeiung."

In welcher Pose würden Sie ein diplomatisches Gespräch mit Präsident Putin beginnen?
Samy Molcho: "In der Position der Stärke: Selbstsicherheit durch Offenheit und festen Bodenkontakt. Aggressionen entstehen großteils durch territoriale Verletzungen. Über physische und geistige Territorien ist mein letztes Buch „Territorium ist überall“ im Ariston Verlag erschienen."