Morgens Schüler - Abends Filmstar
Überraschende Filme gewinnen Unnas "Great Shortfilm Gala"
Von einem Augenblick auf den anderen wird es still in den Reihen. Die Entscheidung ist gefallen. Unter den gespannten Blicken der über 200 Besucher im rappelvollen Kinosaal 6 des Kinoramas in Unna greifft die vierköpfige Expertenjury zum Mikrofon. Alle sind nun gespannt, welcher der insgesamt neun zuvor gezeigten Kurzfilme zum Sieger des ersten von einem Literaturkurs organisierten Kurzfilmfestivals in Unna gekürt wird. Dann verkündet eine feierliche Stimme: "wir möchten heute Abend einen Film ehren, der nicht untergegangen ist....-TITANIC-!"
Mit der mit Spannung erwarteten Verleihung des Jurypreises endete am Donnerstag, 27. Juni die "Great Shortfilm Gala", auf dem die Besucher im Kinorama in Unna eine Fülle an abwechslungsreichen Filmen aus beinahe allen genres zu sehen bekam. Gefilmt und Präsentiert wurden die Filme von den Schülerinnen und Schülern des Literaturkurses Film des Geschwister-Scholl-Gymnasiums.
Alles im Kasten
Noch vor knapp einer Woche noch standen einige der Schülerinnen und Schüler bei den letzten Drehtagen ihrer Filme in Unna und Bönen vor der Kamera und schlüpften genaustens vorbereitet in die Rollen von angeberischen Gangstern, mysteriösen Schulleitern oder verwirrten Nerds. Bis einschließlich Dienstag dann dauerte die aufwändige Nachbearbeitung des Filmmaterials durch einige wenige spezialisierte Schüler, die jedem einzelnen der neun vollkommen unterschiedlichen Filme noch einmal den letzten Schliff verpassten. Bereits das ganze Jahr über hatten die Schülerinen und Schüler des Filmkurses unter der Leitung von Herrn Scholle und später Herrn Niedieker an ihren Filmen gearbeitet.
Angefangen hatte alles beim ersten Treffen des Literaturkurses zu Beginn des Schuljahres. Damals war die Motivation für einen Filmkurs noch vergleichsweise gering, da viele der Schülerinnen und Schüler eigentlich den parallel am GSG laufenden Theaterkurs gewählt hatten, jedoch einem Losverfahren zum Opfer fallen mussten. Als dann aber die Idee zu keimen began, dass der Filmkurs dieses Jahr nicht nur einen, klassisch nach einer Buchvorlage interprätierten Film geben sollte, sondern der Kurs in unterschiedlichen Gruppen an eigenen, selbst geschriebenen, langen und kurzen Projekten arbeiten würde und diese am Ende des Jahres in Form eines Filabends zeigen würde, waren sofort alle Schülerinen und Schüler Feuer und Flamme. Wie der Kurs berichtet, geisterte jedem der jungen Filmemacher, Regisseure und Schauspieler damals schon eine ungefähre Idee, wie das Filmfestival einmal werden sollte, im Kopf herum, doch niemand von ihnen hatte ahnen können, wie spanend und welch ein Erfolg die "Great Shortfilm Gala" (abgekürzt: "G.S.G.") schlussendlich werden würde.
Ein Filmfestival entsteht
Was braucht man eigentlich alles, wenn man ein echtes Filmfestival organisieren möchte? Diese Frage hat sich der Literaturkurs bereits vor einigen Monaten gestellt. Nach vielen Überlegungen war klar, dass man für ein wahrhaft glamouröses Filmfest nicht etwa wie bei Literaturkursen üblich die Stadthalle, sondern das Unnaer Kino brauchen würde. Mit Sponsoren wie der Fahrschule Bengtsson, für die der Kurs zusätzlich zu ihren vielen verschiedenen Projekten noch einen Werbespot drehte, konnten sie auch die Saalmiete des Kinos stämmen. Als letzten Mittwoch nach der alles entscheidenden Technik-und Tonprobe im Kino klar war, dass alles am nächsten Abend wie geplant funktiiionieren würden, stieg für die Mitglieder der einzelnen Filmteams die Spannung drastisch, denn der Vorverkauf kündigte bereits an: Der Abend wird sehr gut besucht.
Ein abwechslungsreiches Programm
Wer in den letzten Tagen am Kino vorbeigegangen ist, dem ist sicherlich der mit bunten Plakaten geschmückte Schaukasten am Haupteingang aufgefallen. Jedes einzelne der Plakate stand für einen der neun Filme, die auf der "Great Shortfilm Gala" gezeigt wurden:
"Die Schulmaffia", ein kurzweiliger und schockierender Krimi über eine Gruppe Schüler, die Profit aus dem erpressen von anderen Zieht.
"Game Over", die nach wahren Gegebenheiten erzählte, humorvolle geschichte von einer Gruppe von Nerds und Coolen.
"Doktor und Klon", ein Kurzfilm über einen Wissenschaftler, der mit Hilfe seines Klons hinter das unbegrenzte Wissen zu kommen versucht.
"Lame", ein Kurzfilm über eine Schülerin, die das Gesellschaftssystem durchschaut, unterwandert und zu ihrem Vorteil ausgenutzt hat.
"Tetra-Das gelbe Auge", der Actionthriller über Menschen, die mehr sehen können als andere und somit die perfekten Codierer sind.
"Mirror Me", eine spiegelgleiche Verwirrspiel-Performance, bei der zwei Darstellerinnen zwei Spiegelbilder spielen.
"Der Bankraub", ein lustiger Retro-Stummfilm, dessen gesamte Handlung ohne Ton, dafür aber mit Original-Musik aus den dreißiger Jahren gestaltet war.
"Der letzte Fall", ein Film über einen Anwalt, der um jeden Preis jeden Fall gewinnen möchte...und dafür sogar über Leichen gehen würde...
"Titanic", eine etwas neue Interprätation des Kinoklassikers mit Knetfiguren und einem völlig neuen Ende.
Mit Popcorntüten und Nachos auf dem Schoß verfolgte das Publikum, bestehend aus vielen GSG-Schülern, Lehrern, Eltern, aber auch vielen anderen, nicht direkt mit dem GSG verbundenen Gästen die von den Schauspielern Kristina Trubnikova und Vincent Moßmeier moderierte Gala. Das besondere dabei war, dass jeder der gut 210 Gäste mit einem Stimmschein über die Vergabe des Publikumspreises miteintscheiden durfte. Auch bekam das Publikum gleich am Anfang die eigens für die Veranstaltung ausgewählte Expertenjury, zu denen auch die erfahrene Literaturkurslehrerin Kirsten Winkler und die GSG-Schulleiterin Stephanie Friske gehörten, vorgestellt, die sich direkt nach den Filmen in enen gut bewachten Nebenraum zur Beratung über die vergabe ihres Jurypreises zurückzog.
Zwei Preise - Zwei Gewinner
Als alle File unter teils tosendem Applaus gezeigt waren, die zehnminütige Pause und das mit lustigen Momenten nur so bespickte Making-Of zuende waren, wurde es erneut spannend im Saal, als nacheinander die Jury und das Auswertungsteam des Publikumsentscheids die Bühne betraten. Unter schallendem Applaus verkündete Schulleiterin Frau Friske den Sieger der Jury. Auf Grund der liebevollen Detailarbeit hatten sie sich für den einzigen Stop-Motion-Film entschieden: Titanic. Das Publikum wählte im Folgenden "Der letzte Fall" zu ihrem Favoriten, jenen Film, für den das Team durch den gesamten Kreis zu Drehorten gereist ist.
Ein gut verstecktes Easter Egg
Neben den Filmschauspielern und Knetfiguren-Dirigentinnen zählten auch zwei der Gäste zu den Gewinnern, die beide eine wichtige Preisfrage beantwortet hatten: "Welches Element taucht in allen Filmen auf?" Das so genannte "Easter Egg" der Filme war manchmal sehr offensichtlich im Bild zu sehen, tauchte aber in anderen Filmen nur fürs konzentrierte Auge sichtbar im Hintergrund auf. Spätestens nach "Der letzte Fall" war vielen klar, was das Verbindende Element war, da es vom Anwalt Doktor Herstinger direkt angesprochen wurde: "Eine WEIßE ROSE...ich nehme an, dass sie eine symbolische Funktion erfüllt..."
Autor:Karl Helbig aus Unna |
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