Tanzen zum Techno von "Oma Cool"
Kräftiger, bassbetonter Rhythmus, der verschiedene Stile verbindet, ist das Markenzeichen der Techno-Musik. In den 90er Jahren formte Techno eine Jugendkultur, die bis heute trägt. In der Blütezeit des Techno hatte Rosemarie Bergmann(61) aus Unna bereits Kinder, heute mixt sie als DJ(ockett) in Clubs die angesagtesten Tapes. „Oma Cool“ nennen sie ihre Enkel.
Und ihre Enkel dürfen das, für ihre Tanzgemeinde ist sie jeoch DJ Fr.Bergmann
Rhythmus spielt im Leben der ehemaligen Maklerin immer eine besondere Rolle. Zu Rock, Pop und Reggae und am liebsten lateinamerikanischer Musik tanzt sie gern, absolviert eine Ausbildung zur Zumba-Trainerin. Das eigene Musikgefühl an das Publikum zu bringen war ihr anfangs fremd, bis sie bei einem Techno-Event DJ Apoplex, alias Moses Fuchs aus Dortmund, kennenlernt. Sie managt ihn, bringt den Dortmunder vor größeres Publikum. „Das war auch die Zeit, als ich zum Techno gewechselt bin.“ Zu Zeiten der Mega-Partys in den 80er und 90er Jahren war sie noch nicht Technofan. „Hatte keine Zeit.“ Mit DJ Apolplex fährt sie in Techno-Clubs, feiert mit, er coached sie. „Das hat sich verselbständigt.“ Bis sie selbst immer öfter am Mixtape steht, die Tänzer sind begeistert. Dabei bringt Rosemarie Bergmann „nur“ gutes Gehör und Rhythmusgefühl mit. „Das technische war ein Buch mit sieben Siegeln.“ Aber die Musik gefällt ihr, besonders die eigenen Kompositionen von Apoplex. Sie lernt, die Kunst ist die Verbindung der 4/4-Takt-Musikstücke (Tracks). Und sie spürt, es nicht nur Krach. „Das stimmt einfach nicht. Es hat befreiende Wirkung, macht ganz viel Spaß.“ Vorbilder hat sie nicht. Sie hört sich Mixes von DJ Westbam an, dem Vorreiter desw Techno, oder Paul Kalkbrenner. Dann entscheidet sie was ihr gefällt.
Wichtigstes Gerät ist der Traktor, eine Art Musik-Spielkonsole. Während früher Schallplatten oder CDs mit einem Mixtape verknüpft wurden, übernimmt das heute die Konsole. An zwei Drehtellern bringt sie den typischen Scratcheffekt in die Songs. Auf einem Laptop sind rund 2000 Stücke, bis zu vier Stücke kann sie überlagern oder verbinden, übergangslos, das ist die Kunst. Alle Tracks laufen in gleicher Geschwindigkeit, es entfällt die Anpassung des Taktes per Hand. Dann können die Tracks gewählt und übergeblendet werden. Dies ist das Markenzeichen bekannter DJs. Zwei Stunden ununterbrochen an der Konsole zu stehen ist eine Herausforderung für Roswitha Bergmann. . Doch beim Training zuhause steht sie viel länger. Ihr schwerbehinderter Sohn, den sie pflegt , sei ihr stärkster Kritiker. Er bewegt sich zur Musik, nur wenn sie gefällt. Falls nicht, macht er Krach.
Übrigens: Eine DJane ist Rosemarie Bergmann nicht. Aus einem Disc-Jockey wird in der weiblichen Form eine Disc-Jockett.
Erste Open-Air-Technopartys, etwa am Kanal in Dortmund hat sie gemeistert. Zwischen 80 und 100 Tänzer lässt sie auf dem Dancefloor zappeln, viel länger als zwei Stunden. Ein Open-Air startet gegen 12 Uhr mittags und läuft bis um 9 Uhr am Tag darauf. Unterstützung hat Rosemarie Bergmann aus ihrer Familie. Neffe Jan Baltzer macht die Tontechnik, er arbeitet als Hobby mit einem Veranstaltungstechniker zusammen. In der Wintersaison legt sie in einem Club in Bochum auf. Über soziale Medien verbreitet sich die Bekanntheit blitzartig.
Anfangs gab es viel Staunen in der Familie. Zwei Enkel (16 und 19) sind stolz, nennen sie gerne „Coole Oma“. Nach Techno von Rosemarie Bergmann tanzt vielleicht künftig auch Unna häufiger. In der „Cavern“ am Morgentor legte sie kürzlich zum ersten Mal in ihrer Heimatstadt auf. Der ehrwürdige Gewölbekeller wurde zum Technotempel für rund 50 Tänzer.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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