"Stadtbesetzung" - So geht Leerstand

In dem mehrfach unterteilten Ladenlokal der Elektrofirma "Wix" haben derzeit heimische Künstler, hier Regisseur Felix-Maxim Eller,  ihre Arbeiten ausgestellt und laden bei einer Projektwoche zum Treffen zwischen Bürgern und Künstlern ein.
3Bilder
  • In dem mehrfach unterteilten Ladenlokal der Elektrofirma "Wix" haben derzeit heimische Künstler, hier Regisseur Felix-Maxim Eller, ihre Arbeiten ausgestellt und laden bei einer Projektwoche zum Treffen zwischen Bürgern und Künstlern ein.
  • hochgeladen von Stefan Reimet

Leerstehende Ladenlokale - Niemand möchte die Zeichen des Wandels im Einzelhandel, der auch in der Hellwegstadt offenkundig ist, wirklich haben. Wie der freie Raum genutzt werden kann demonstrieren hiesige Künstler in einem größeren ehemaligen Ladenlokal in der Schulstraße. Hier kommt Kunst zum Publikum und könnte einen neuen Blick auf die "Freiräume" bieten. 

Wo früher Lampen, Kaffeemaschinen, Toaster und Waschmaschinen standen tummeln sich plötzlich heimische Künstler der verschiedensten Genre. Provisorisch, aber höchst gemütlich eingerichtet, wird die rund 200 Quadratmeter große Verkaufsfläche zur Bühne für kreative Köpfe, die das Nachwuchsstadium längst überschritten haben. "Spannend, viele fahren im Schneckentempo hier vorbei und schauen  neugierig rein", schmunzelt Felix-Maxim Eller. Für den jungen Fimregisseur, der mit seinem aktuellen Film "All eyes on you" kurz vor der Unna-und Deutschland-Premiere steht, ist das helle Ecklokal idealer Treffpunkt für Kunst und Publikum. "Man muss sich Angebote ausdenken für Leerstände." Der Wandel in der Einkaufsmeile sei da, das Internet zu stark. "Und wirsind zu  faul geworden."  Seiner Ansicht nach könnten Leute mit Kreativität und Leidenschaft kurzzeitig einziehen. "Das alte Denken, die Bank gibt Geld,  es wird gebaut und ich bekomme meine Miete läuft nicht mehr." Künftig müsse mehr  auf die Bedürfnisse von Kunst und Künstlern eingegangen werden, um Städte attraktiv zu erhalten. Bei Aufenthalten in England etwa habe er festgestellt, wie belebt auch abseits gelegene Innenstadtgassen sein können. Vielfalt mache eine Stadt erst reizvoll. Dem Leitbild folgt auch die Zusammensetzung der aktiven Künstler hier. So finden sich in dem gut unterteilbaren Raum Installationen des Künstlerpaares Nowodworski, ein Stagebereich für Sänger wie Kim Friehs  eine Leseecke, die Krimiautor Raimon Weber bevorzugt, eine Ausstellung der Galeristin Andrea Agner und natürlich ein Mini-Kino für Kurzfilme.  

Stadtbesetzung
Mit dem Projekt „Stadtbesetzung“ bringt das Kultursekretariat NRW Gütersloh und das Kulturbüro Unna die Kunst und Künstler auf offene Straßen und  
unmittelbar hin zu den Menschen. Zur Eröffnung betonte Sigrun Krauß, Leiterin Fachbereich Kultur, die Notwendigkeit, Künstler und Publikum näher aneinander zu bringen. Mit der Literatur-Serie "Mord am Hellweg" gelingt dies bereits. Ursprünglich sollte die Projektwoche mit einer Berliner Künstlerin organisiert werden. Als diese wegen eines Unfalls ausfiel nahmen heimische Künstler die Aufgabe in die Hand und binnen kürzester Zeit konnten die Rahmenbedingungen in dem ehemaligen Ladenlokal der Elektrofirma "Wix" geschaffen werden. Sitzmöbel im Gelsenkirchener Barockstil beschafften Nowodworskis. "Das Beste ist, die Möbel stehen danach im Theater Narrenschiff und bei Aufführungen auf der Bühne", erklärt Felix-Maxim Eller.  Der Filmregisseur, der seinen Kinofilm "All eyes on you" ab Oktober zur Unna- und Deutschlandpremiere bringt, plantselbst dezentrale Standorte für Produktionen auch in der Innenstadt.  Vorstellbar sei aber auch etwa eine Cocktailbar im ehemaligen "Körbchen" in der Massener Straße oder Gastronomie mit individuellem Ambiente. "Keine Ketten sondern Wohnzimmeratmosphäre." Etwa nach dem Beispiel von "Spatz und Wal" in der Hertinger Straße. 
Neben Vorstellungen der Künstler standen Vorträge durch Wolfgang Patzkowsky zum Thema "Leerstand, Branchen, Billigläden" und Lesungen sowie Kurzfilmabende auf dem Programm. 
Nach den Vorstellungen der Künstler ist das Pilotprojekt des Kulturamtes der Anfang. Ob sich neue Standorte in Unna abzeichnen ist laut Felix-Maxim Eller offen.Wichtig sei: "Leben in die Bude."

Info

"Stadtbesetzung" unter dem Motto "Freiraum - Leerstand" läuft bis zum Samstag, 29. September. Am Mittwoch(20 Uhr) steht eine Podiumsdiskussion mit dem Kultur-Journalisten Stefan Keim auf dem Programm, Donnerstag (20 Uhr) ein ArtCinema mit André Decker und Felix-Maxim Eller und am Freitag (18 Uhr) gastiert das Improtheater "Schwammdrüber" in dem Ladenlokal in der Schulstraße 23. Offene Tür täglich zwischen 11 und 18 Uhr, Eintritt frei. 

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.