Waldemar Pache erstellt etwas andere Fotocollagen
Ruhrpott in den Farben der Nacht
Von Stefan Reimet. Im Beruf stand für Waldemar Pache das „Schwarze Gold“ im Mittelpunkt, mit Schließung der Zechen musste er sich aber neu orientieren. Jetzt Übertage, denn fasziniert ist er vom Ruhrgebiet und den Symbolen seiner Tradition. Und wie kann es bei einem ehemaligen Bergbaumitarbeiter anders sein, für ihn zeigt der Ruhrpott seine ganze Farbvielfalt in dunkler Nacht. Dann schnallt Waldemar Pache sein Objektiv auf.
„Ich liebe die Reisefotografie und Nachtfotografie“, schickt Waldemar Pache vorweg. Vielen Stadtspiegel-Lesern dürfte er bekannt sein, unsere Silvesterausgabe zierte bereits eine Unna-Collage. „Zügig“ hatte er Marktplatz, Kirchen und Lindenbrauerei mit einem Feuerwerk verziert. So ganz zufrieden war er nicht, für einen neuen Entwurf war es allerdings zu spät.
Bevor Waldemar Pache mit seiner Kameraausrüstung loszieht stellt er sich die Frage: „Was ist typisch für die Stadt?“ Er ist ein Kind des Ruhrgebietes, irgendwie per Schicksal verbunden. Der Vater verunglückte im Bergbau tödlich, da war Waldemar gerade acht Jahre alt. Die Zeiten waren mager, die Familie musste mit wenig auskommen. Als Halbwaise studierte er Maschinenbau und kaum hatte er das Diplom in der Tasche, standen die Bergbau-Konzerne auf der Matte, ob er nicht anfangen wolle. Weil sein Vater verunglückt war hielt seine seine Mutter dagegen. Den Zeitpunkt für die Untertagearbeit zögerte er hinaus, dann musste es sein. Der Strukturwandel erforderte Wechsel von Dortmund nach Lünen über Kamp Lintfort zu weiteren Zechen in der Region.
Aufgabe im Vorruhestand
Am Ende seiner Bergbaulaufbahn war er stellv. Reviersteiger unter Tage, zuständig für die Wasserhaltung, Betriebsrat und Vertrauensmann der Kumpel. „Hat mir Spaß gemacht.“ Doch plötzlich bekam er einen Brief, er könne direkt aus dem Berufsleben ausscheiden. Das war vor rund zehn Jahren. „Da musste ich mich neu beschäftigen.“ Seine Frau war zuhause, die Tochter besuchte das Ernst-Barlach-Gymnasium, da suchte er Aufgaben in Förderverein und Klassenpflegschaft.
"Besser machen"
Und besann sich auf sein Hobby. Er fotografierte schon immer, wollte es aber noch besser machen. Rasch lernte er Kollegen mit demselben Hobby kennen. Die Treffen der Hellweg-Fotografen Unna (Kontakt: burkhard@lahne.de) trug er fest im Terminplaner ein. Auf Motivsuche dachte er an seine Verbindung zu den Zechen. „Ich fuhr den Zechen nach und wollte alles festhalten, solange es geht.“ Vom Förderturm mit Seilscheibe über Betriebs- und Verwaltungsgebäude bis zur Waschkaue fotografiert er. Dann spannte er seinen Bogen weiter und nahm größere Ruhrgebietsstädte ins Visier.
Sehenswürdigkeiten und Ankerpunkte der Kultur schaut er sich an und denkt: „Wie müsste es aussehen, damit es erkannt wird.“ Und die Aufnahmen sollen großformatig in Druck gehen können. Seine Ausrüstung ist entsprechend: Zwei Vollformatkameras, Ultra-Weitwinkel, Makro-Objektive, wichtig ist für seine Zwecke der Dynamikumfang der Kamera. Ein kleines Fotostudio hat er in seinem Haus.
Großformat
Eines seiner ersten Bilder im Format ca. 2x3m ziert die Trennwand eines Büros. Ein Konzern beauftragte eine Collage für die Empfangshalle, damit Gäste direkt über das Bild ins Gespräch kommen. Seine allererste Collage mit Motiven aus Unna aber schenkte er einem Bürger aus Unna, der im Ausland schwer erkrankt war, zur Erinnerung. Daraufhin bot ihm ein Künstlerbedarf einen Platz in seiner Ausstellung an. Es kamen Fragen nach Collagen von Nachbarstädten. Dortmund lag am nächsten, es folgte Essen. An der „verbotenen Stadt Gelsenkirchen“ führte kein Weg vorbei. Geprägt von Kohle und Fußball wollte er das Stadion in Szene setzen. „Beim ersten Mal war es unbeleuchtet.“ Er musste also zu einem Spiel abends hinfahren. Bei einer Partie Schalke gegen Bayern parkte er „in Ferne“ und lichtete den Fußballtempel der Knappen ab. „Gelsenkirchen ist damit abgeschlossen.“ Collagen von Oberhausen und Duisburg schlossen sich an. „Man lernt das Ruhrgebiet gut kennen.“ Er möchte niemanden kopieren, eher die Städte auf seine Art erklären.
Sehr beeindruckend wirkt etwa Dortmund mit dem „Westfalenstadion“ als Trägerelement neben Phönixsee und Fernsehturm. „Es soll wie ein komplettes Bild wirken“, erklärt Waldemar Pache. Tatsächlich sind die Übergänge sehr fließend, wirken nicht konstruiert sondern wie durch einen unsichtbaren „Pfad“ verbunden. Nach dem Shooting fängt die Arbeit am PC an. Ein hochwertiges Bearbeitungsprogramm ermöglicht neben Farb- und Kontrastveränderungen vor allem die Glättung und Anpassung der Bildkanten. Mehr als 12 Stunden sitzt Waldemar Pache schon mal an einem Bild. Für eine Collage mit markanten Zechentürmen des Ruhrgebiets kann er Stunden und Fahraufwand kaum zählen.
Seine Begeisterung für die Fotografie hat der Bergbau-Ingenieur weitergereicht an seine Tochter. Sie schließt jetzt ihr Foto-Design-Studium ab, hat als Metier aber „Beauty und Personen“. Und schmunzelt über ihren Vater: „Du machst ja nur tote Sachen.“
Wunsch: Ausstellung
Über die Fotografie bleibt Waldemar Pache auch in Kontakt. Seine Bilder „versauern“ nicht auf der Festplatte, über soziale Netzwerke bietet er sein Genre an. Sein Wunsch: Die „Ruhrpottlichter“ in einer Ausstellung den Bürgern seiner Heimatstadt Unna zu präsentieren. Er ist gespannt, wer seine eigene Identität in den Collagen erkennt und möchte sich gerne über die „strahlend-bunte Seite des Ruhrgebiets“ austauschen. www.ruhrpottlichter.com
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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