"Lebendige Geschichte" - Unnas Bankenkrise und Hospizhaus
Nachtwächter, Kurarzt, Dichter, Herbergsvater und Bankier - Sie alle wurden wieder lebendig bei der historischen Führung "Lebendige Geschichte" Unna, die am Samstag rund 170 Mitwanderer begleiteten, mehr als je zuvor. Wolfgang Patzkowski, Experte für Stadtgeschichte, berichtete zahlreiche Anekdoten aus dem Alltag der Hellwegstadt und ging dabei durchaus in die Tiefe.
Neben Fakten über Kloster, Verkehrsverbindungen und Gasthaus, das dem Dichter Heinrich Heine Unterkunft war, erlebten die Teilnehmer, ausgehend vom Schokoladenhaus am Markt, Szenen aus der Historie des Stadtlebens. Diese wurden von den Stadtführern aus Unna dargestellt, rund 16 Mitwirkende insgesamt, und nachgespielt, in zeitgenössischer Tracht. Seit mehr als zehn Jahren zieht die offene Führung im Juli das Publikum in seinen Bann, in diesem Jahr so viele Besucher wie nie zuvor, wie Peter Sauerland, seit Januar Chef der Hansetourist Unna, erklärt.
Etwa bei Geschichten, die sich rund um das heutige Standesamt ranken, das einst Herberge, Hospiz und Gasthaus war. Oder über die vier Rathäuser, die Unna im Laufe der Jahrhunderte hatte. Am Bankhaus Herbrecht, erbaut 1880, es war bis 1892 in Funktion. 1892 ereignete sich die erste Bankenpleite in Unna. Ein groß angelegter Wechselbetrug, den der Arm des Gesetzes damals aufdeckte. Geschäftsleute gingen Pleite, hunderte Unnaer verloren ihr Eigentum.
Kurschatten
Teilnehmer, die bereits mehrfach die Route begleiteten stießen auf bekannte Szenen, aber auch viel Neues. Etwa auf Kurarzt Dr. Wegele, der um 1900 Arzt in Königsborn war und die Therapieziele aufzeigte. Als plötzlich Oberstudienrat Pfeiffer, Peter Sauerland, mit Dame am Arm auftaucht und der Kurarzt beide erwischt, als sie aus dem Cafè kommen, entgegen seiner Anweisung Diät zu halten. Hinzu gesellt sich ein weiterer Kurschatten (Rainer Ströwer), der auch Ansprüche anmeldet. Beeindruckend war auch die Szene in der Wasserstraße, als ein Bergmann über das Zechensterben in der Hellwegregion berichtete.
Offene Führungen
Wolfgang Patzkowski ging auch auf die Geschichte der Stadtmauer ein, die früher direkt an einem Wassergraben lag. Dass in Rathäusern früher auch Gefangene einsaßen und Nutzgärten an der Stadtmauer bewirtschafteten, war für die meisten Zuhörer neu. Nach den Sommerferien geht es mit den offenen Führungen weiter, auf Anfrage auch in den Ferien.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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