Nach Lockdown: Hellweg-Museum eröffnet Sonderausstellung zum Unnaer Künstlerkreis
Kunstleben nach dem Kriegsende
Von Stefan Reimet. Den Menschen neu zu betrachten, idealisierte Darstellungen der Nationalsozialisten hinter sich zu lassen, das war ein Ziel des Unnaer Künstlerkreis (UKK), der nach Ende des Zweiten Weltkrieg mehr als ein positives Element in das Stadtleben brachte. Seine Aufbruchstimmung bildete die Basis des breiten Kulturlebens der Hellwegstadt heute. An Kreative, Kunstwerke und zeitgeschichtliche Dokumente erinnert jetzt eine Sonderausstellung im Hellwegmuseum.
Kein Zufall, denn in dem historischen Burgmuseum trafen sich die Mitglieder des Künstlerkreis nach der Gründung im Winter `47/`48 regelmäßig, zum Diskutieren und zu gegenseitiger Inspiration. In der Gaststätte „Sozietät“ fiel der Entschluss, dem Kunstleben in Unna eine Stimme zu verleihen und die Interessen zu bündeln. Kurz nach Kriegsende wurden erste Ausstellungen organisiert, doch die Initialzündung brachte die Präsentation „Künstler Westfalens“. Sie führte Stadt und Künstler zusammen, der einstige Kulturamtsleiter ermöglichte die Anmietung von Räumen und Beantragung von Fördergeldern. Es gelang, denn regelmäßige Kunst- und Verkaufsausstellungen waren stets gut besucht. Ziel war es auch, heimische Kunst in den privaten Bereich zu bringen. „Und man wollte mit einer Stimme sprechen“, erklärt Kathrin Göttker vom Büro KulturWissenSchaffen Unna. Gemeinsam mit Dr. Tina Ebbing entwarf sie die Konzeption für die Ausstellung. Und setzten damit eine Idee von Wilhelm Buschulte, aus der Unnaer Künstlerfamilie Wilhelm und Maria Buschulte, und Jürgen Strathoff, um. Wilhelm Buschulte sen. war Gründungsmitglied, das Künstlerhaus Buschulte beherbergt heute viele hunderte Werke des Malerpaares und weiterer Künstler des UKK. Jürgen Strathoff hatte sich bereits in einer Publikation mit Künstlergruppen in Unna befasst. Er lernte viele Aktive noch persönlich kennen.
31 Viten
Der UKK umfasste alle Bereiche der Bild- bzw. Skulpturenkunst und vereinte über 100 Mitglieder. Jürgen Strathoff recherchierte einen festen Kern der Aktiven von rund 15 Teilnehmern. In einer Sammelbiographie zur Sonderausstellung werden 31 Viten vorgestellt. Künstler, deren Werke bzw. Namen teils bis heute im öffentlichen Raum oder Gebäuden im Kreis Unna zu sehen sind oder sich im Privatbesitz befinden. Etwa der Steinmetz-Familie Eckhardt aus Unna (Skulptur Kind sorgender Eltern) , die in der Leibnizstraße ihren Betrieb hatte. Einblick in das Stadtbild nach dem Krieg bieten Werke von Wilhelm Meinecke (1904 bis 1980). Szenen aus der Altstadt, Fachwerkhäuser und Stimmung auf den Straßen malte der Freischaffende Grafiker, der auch Mitglied der „Internationalen Kunstgilde“ Monte Carlo war. Die Ausstellung umfasst drei Kunstbereiche: Heimatbilder/ Architekur, das Thema Reisen/ Fernweh und „Menschenbilder“. Sie zeichnen die Aufbruchstimmung der 50er Jahre nach, spiegeln aber auch noch die Bedrückung durch die jüngste Vergangenheit.
„Wir haben die Ausstellung auch kulturgeschichtlich eingebettet“, erklärt Museumsleiter Beate Olmer. Aussagekräftige Dokumente wie Ausstellungsplakate, Skizzen und Quittungen erlauben die Einordnung in den Zeitkontext. Im Ausstellungsraum erwarten den Besucher Porträts der Künstler, was einen Eindruck von der Größe des UKK vermittelt. Personen und Werke werden ausführlich vorgestellt. Es gab die Berufskünstler und „interessierte Laien“. Bei den Treffe in der „Burg“ wurde auch mal Hochprozentiges auf den Tisch gestellt.
Verbindende Motive
Eine weitere Sektion der Ausstellung befasst sich mit den Werken. „Zwar lassen sich die Werke nicht auf die Gruppe zurückführen, aber es fallen gemeinsame Motive auf“, beschreibt Kathrin Göttker. Der UKK war nie ein Verein mit Satzung und Regelwerk. Als Interessengruppe vereinte er Kunstschaffende, auch aus der weiteren Umgebung, unter seinem Dach. Die letzte Ausstellung fand 1969 statt. Eine offizielle Auflösung des UKK gab es indes nie.
Info:
Die Ausstellung „Der Unnaer Künstlerkreis-Stadt und Kunst zwischen 1945 und 1970“ zeigt ca. 200 Exponate, darunter 135 aus Händen von Leihgebern, auch aus Rostock und Potsdam. Zahlreiche Objekte und Dokumente stammen aus dem Künstlerhaus Buschulte.
Das Hellweg-Museum plante die Laufzeit vom 22.November 2020 bis zum 16. Mai 2021. Bedingt durch die Corona-Situation verschiebt sich die Eröffnung. Es wird rechtzeitig über die Eröffnung informiert.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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